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Sprung in die Zukunft des Films: Neues Digital-Studio in Babelsberg: Die Filme werden „begehbar“

Erst kamen zum Film der Ton, dann die Farbe und schließlich die 3D-Brillen. Doch künftig soll der Zuschauer auch selbst in die Filme „hineingehen“ können. Im Studio Babelsberg gibt es ein Studio dafür.

Potsdam - Der runde weiße Raum wirkt auf den ersten Blick absolut unspektakulär. Doch hier wird Mediengeschichte geschrieben. Am gestrigen Montag ist im fx.Center auf dem Studiogelände in Babelsberg das erste volumetrische Studio eröffnet worden.

Mit Hilfe von insgesamt 32 Kameras, die auf einer 360-Grad-Rotunde installiert sind, können Schauspieler oder Objekte dreidimensional und lebensecht eingescannt werden. Ihre Hologramme können so für 3D-Filme, für virtuell geschaffene Realitäten, bearbeitet werden. „Das wird alles verändern“, sagte Sven Bliedung, Geschäftsführer der neu gegründeten VoluCap GmbH, der das Studio gemeinsam mit Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) und Schauspielerin Emilia Schüle („Ku’Damm 59“) auf dem Gelände der Babelsberger Studios eröffnete.

„Es fühlt sich an, als wären Sie mit den Schauspielern in einem Raum"

Was sich im ersten Moment kompliziert anhört, soll ein Vorzeigeprojekt werden. Mit der neuen Technologie soll das 2D-Bild eines Fernsehers überwunden werden – gleichzeitig sollen die aufgenommenen Bilder über das 3D-Kino hinausgehen. Dank des volumetrischen Studios sollen Aufnahmen entstehen, die es Zuschauern mit Hilfe einer 3D-Brille ermöglichen, selbst mittendrin im Geschehen zu sein. Filme werden erlebbar, man kann an die Schauspieler herantreten und sie aus jedem Blickwinkel betrachten, wenn man sich mit einer 3D-Brille im Raum bewegt.

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Das ist längst nicht nur für Videospieler und Kinobegeisterte relevant: „Das Studio hat ein enormes wirtschaftliches Potenzial für Potsdam und Brandenburg“, sagte Wirtschaftsminister Gerber. „Die Technologie ist weit über die Medienbranche hinaus einsetzbar, zum Beispiel in der Gesundheits- und Automobilwirtschaft.“ Beispielsweise können angehende Ärzte mit Hilfe der virtuellen Realität Operationen proben oder den Umgang mit Patienten lernen. Bestimmte Reha-Maßnahmen sind für Patienten mithilfe der Technologie möglich, auch bei Phobien wie Höhenangst werden virtuelle Welten bereits als Therapiehilfe verwendet. Autobauer oder Architekten können technische Pläne und Gebäude plastisch darstellen. Firmen wie Mercedes Benz nutzen die Technik bereits.

Mit zwei Millionen Euro Förderung durch die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) und das Wirtschaftsministerium ist das Studio der VoluCap GmbH entstanden. Die Betreibergesellschaft wird getragen vom Heinrich-Hertz-Institut Berlin, dem Münchener Filmtechnikunternehmen Arri, dem in Babelsberg ansässigen Mediendienstleister Interlake, der Ufa und dem Studio Babelsberg. Das Studio ist in Rekordzeit seit Februar aufgebaut worden. Vier Millionen Euro wurden insgesamt investiert.

10.000 Euro pro Drehtag

Auf 170 Quadratmetern kann künftig für 10.000 Euro pro Tag gedreht werden, das Know-how für alle Schritte der Postproduktion können ebenfalls direkt vor Ort mitgebucht werden. Anderthalb Stunden am Stück kann aufgezeichnet werden. Nach Angaben des Betreiberkonsortiums müsse man sich bald melden, wenn man zu den ersten gehören will, die das Studio nutzen – denn bereits jetzt gebe es bereits viele Anmeldungen. Die erste Produktion beginnt im Juli. Was genau dann gedreht wird, ist noch geheim.

Klar sei laut Geschäftsführer Sven Bliedung, dass es sich künftig anfühlen werde, „als sei man mit den Schauspielern in einem Raum“. Bislang könne man sich noch so sehr in eine Filmszene hineinversetzen, man bliebe am zweidimensionalen Bildschirm gefangen. „Aber wenn sich der Bildschirm auf uns zubewegt und mit uns interagiert – das ist die Magie der virtuellen Realität.“ Laut Wirtschaftsminister Gerber sei das Studio ein Schlüsselprojekt des Media Tech Hubs Potsdam. Wie berichtet wurde Potsdam im vergangenen Jahr offiziell zu einem von insgesamt zwölf sogenannten Digital Hubs in Deutschland ernannt. Der Idee liegt zugrunde, dass die Zusammenarbeit von Unternehmen und Gründern auf engem Raum Innovation befördert. Jeder digitale Standort hat inhaltlich eine andere Ausrichtung. In Potsdam liegt der Schwerpunkt auf Neuheiten der Medientechnologie.

Weltweit nur zwei weitere Studios

Die Basistechnologie für das Potsdamer volumetrische Studio kommt vom Berliner Herinrich-Hertz-Institut und ist dort zu Laborzwecken bereits seit Oktober 2017 in Betrieb. Die Potsdamer Variante mit neuer Technik ist – zumindest auf dem europäischen Festland – einzigartig. In London gibt es ein weiteres volumetrisches Studio. Das nächste ist in San Francisco in den USA.

Bislang sind die dreidimensional aufgenommenen Hologramme der Schauspieler noch ein wenig unscharf. Das zeigte der am Montag präsentierte begehbare Film „Ein ganzes Leben“ mit den Schauspielern Franziska Brandmeier und Herbert Knaup. Er wurde noch im Testlabor am Heinrich-Hertz-Institut gedreht. Im Film geht es um eine Zeitreise durch die deutsche Filmgeschichte. Er wurde Anfang April mit dem Laval Virtual Award in der Kategorie „Arts and Cultural Heritage“ ausgezeichnet.

Die noch etwas pixeligen Hologramme sollen in den nächsten Jahren immer lebensechter werden. Denn die Technik schreitet laut den<TH>Entwicklern rasant voran. Das Studio in Potsdam wird dabei eine entscheidende Rolle spielen.

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