Interview | Bergmann-Untersuchungskommission: "Es existiert eine breite Interessenvielfalt"
Anita Tack leitet die Kommission, die klären soll, wie es zum schweren Corona-Ausbruch im Potsdamer Bergmann-Klinikum kommen konnte. Im Interview redet sie über Vertrauen und Verantwortlichkeiten.
Frau Tack, Sie leiten gemeinsam mit dem Virologen Frank T. Hufert die Untersuchungskommission zur Aufklärung des Corona-Ausbruchs im Bergmann-Klinikum. Welche Erkenntnisse haben Sie bislang gewonnen?
Unsere Expertenkommission arbeitet ehrenamtlich, sehr intensiv – und gemäß unseres Aufsichtsrats nicht öffentlich. Über die Ergebnisse berichten wir nach sechs Monaten mit einem Abschlussbericht zunächst unserem Auftraggeber, also dem Aufsichtsrat, und geben einen Bericht an den Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung. Inhaltlich kann ich Ihnen also leider nichts sagen.
Eigentlich wollte der Aufsichtsrat auf seiner Sitzung am Montag einen Beschluss fassen, der das Aufgabenspektrum der Kommission einschränkt, weil parallel Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die ehemalige Geschäftsführung und drei leitende Mediziner laufen. Der Aufsichtsrat ließ aber, was überraschend kam, die Kompetenzen der Kommission unangetastet. Haben Sie eine Erklärung?
Ich will das gar nicht erklären. Drücken wir es mal so aus: Der Aufsichtsrat hat eine gute Entscheidung getroffen, am Ausgangsbeschluss festzuhalten. So kann die Kommission kontinuierlich weiterarbeiten. Wichtig war dem Aufsichtsrat, dass die Schuldfrage von der Staatsanwaltschaft geklärt wird. Aber daran bestand auch nie ein Zweifel.
Was wäre denn passiert, wenn der Aufsichtsrat die Kompetenzen der Kommission beschnitten hätte, wie es die Aufsichtsratsvorsitzende, Potsdams Gesundheitsdezernentin Brigitte Meier (SPD) gegenüber dem Hauptausschuss angekündigt hatte? Dann hätten Sie sich als Kommission nicht mehr mit den Verantwortlichkeiten für den Corona-Ausbruch befassen dürfen.
Die Frage erübrigt sich... Wir haben um unsere Position gekämpft. Gut so, denn die Kommissionsmitglieder waren schon stark verunsichert.
Das klingt, als würde der Kommission nicht überall der rote Teppich ausgerollt.
Das haben wir in dieser komplizierten Situation auch nicht erwartet. Wir sind dabei, Schritt für Schritt den Weg für eine erfolgreiche Arbeit zu ebnen. Es existiert eben eine breite Interessenvielfalt, was unsere Tätigkeit anbelangt, um es mal so zu formulieren.
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Wie groß ist denn die Kooperationsbereitschaft der Interims-Geschäftsführung des Klinikums?
Beide Geschäftsführer, Tim Steckel und Hans-Ulrich Schmidt, sind sehr aufgeschlossen und berichten auch regelmäßig gegenüber der Kommission, welche Veränderungen und Verbesserungen bereits durchgeführt wurden, zum Beispiel bei der Trennung des Krankenhauses in einen Covid-, einen Non-Covid- und einen normalen Bereich. Wir haben das gute Gefühl, dass dort verantwortungsvolle Arbeit geleistet wird.
Durften Sie denn auch mit Mitarbeitern des Klinikums sprechen?
Wir wollen gerne Gespräche führen und klären dazu gerade die notwendigen Modalitäten zum Schutz der Beschäftigten, und zwar auf freiwilliger Basis und mit unterschiedlichen Berufsgruppen.
Wie muss man sich denn den Arbeitsalltag der Kommission vorstellen?
Wir haben anfangs zweimal im Monat getagt, aktuell einmal. Es wurden mehrere Arbeitsgruppen gebildet, die ihre jeweiligen Gebiete vertiefend untersuchen. Wir besprechen uns in Telefon- und Videokonferenzen und haben jetzt auch die technischen Möglichkeiten, auf die notwendigen Daten und Unterlagen vom Klinikum und der Landeshauptstadt zugreifen zu können.
Ihren Abschlussbericht will die Kommission nach einem halben Jahr vorlegen. Halten Sie das angesichts des enormen Aufwands für realistisch?
Noch bin ich zuversichtlich. Es ist ein enormer Arbeitsaufwand, und wir arbeiten sehr kollegial und konzentriert, aber ehrenamtlich. Die öffentliche Berichterstattung zur Corona-Pandemie hat ja schon die sehr große Verantwortung der Beschäftigten in den Krankenhäusern und Gesundheitsämtern aufgezeigt und auf Schwachstellen im System hingewiesen.
Sie spielen auf die Probleme bei der Krankenhausfinanzierung an?
Ja. Unser gemeinsames Ziel ist es, das bislang gut aufgestellte kommunale Krankenhaus im Rahmen der Daseinsvorsorge zu stärken und das Vertrauensverhältnis in eine gute gesundheitliche und medizinische Betreuung wiederherzustellen. Dafür ist es aber auch notwendig, dass sich in der Gesundheitspolitik von Land und Bund, zum Beispiel in der öffentlichen Krankenhausfinanzierung, etwas ändert. Deswegen spielen nicht nur kommunalpolitische Überlegungen eine Rolle, sondern auch landes- und bundespolitische. Wir müssen also auch mit dem Gesundheitsministerium sprechen.
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