Wohnblock in Potsdams Mitte: Erste Kündigungen für Staudenhof-Mieter
Die kommunale Bauholding Pro Potsdam will den DDR-Bau nach 2022 nicht als Flüchtlingsunterkunft nutzen. Er sei zu marode. Zudem stehe der Abriss-Beschluss.
Potsdam - Mit der Ankunft von Hunderten geflüchteten Ukrainer:innen in Potsdam hat sich der Druck auf den Wohnungsmarkt der Stadt noch einmal verschärft. Doch trotz der angespannten Lage bei der Unterbringung der Menschen aus dem Kriegsgebiet beginnt die kommunale Bauholding Pro Potsdam mit der Vorbereitung für den Abriss des Wohnblocks Staudenhof. Den PNN liegen Kündigungsschreiben an Mieter vor. Sie sollen Ende 2022 ausziehen müssen.
Ein Schreiben von Anwälten
In den von einem Berliner Anwaltsbüro verfassten Schreiben wird der Abriss des DDR-Gebäudes und ein anschließender Wohnneubau an gleicher Stelle als „einzig wirtschaftlich vertretbare Möglichkeit der Verwertung“ dargestellt und damit auch die Kündigung der Mietverträge begründet. Diese sei „wegen Hinderung einer angemessenen wirtschaftlichen Verwertung“ geboten. Bei einem Erhalt des Baus müssten der gesamte Brandschutz und die Elektrik erneuert werden. Schon die einfache Sanierung würde knapp sechs Millionen Euro kosten, heißt es. Und selbst diese sei nicht wirtschaftlich, weil die Pro Potsdam als Eigentümerin die Miete nicht kostendeckend erhöhen könne. Eine solche bewusste Inkaufnahme von Verlusten sei der Eigentümerin nicht zuzumuten. Daher habe sich auch die Stadtpolitik zum Neubau mit dann 25 Prozent mehr Wohnfläche entschlossen. Mietern, die nicht Ende des Jahres ausziehen, wird zum Schluss mit Räumungsklagen und Forderungen nach Entschädigung gedroht. Beigefügt sind den Schreiben Dutzende Seiten Gutachten, etwa zum Gebäudezustand.
Wohnraum für Geflüchtete?
Doch wäre der Staudenhof mit seinen rund 180 kleineren Wohnungen nicht dennoch eine Möglichkeit der Unterkunft, sollte der Krieg in der Ukraine länger andauern? Die Pro Potsdam hat bis Ende des Jahres dort 38 Wohnungen für Ukrainer:innen zur Verfügung gestellt, wie Sprecherin Anna Winkler den PNN sagte. Im Erdgeschoss betreibe die Soziale Stadt ProPotsdam gGmbH den Quartierstreff Staudenhof und habe „wichtige Arbeit bei der Unterstützung ukrainischer Geflüchteter geleistet“. Doch für die Zeit ab dem 1. Januar 2023 gelte der Beschluss der Stadtverordneten, der den Abriss vorsehe, so die Sprecherin. Daher habe man nun „fristwahrend 81 Verwertungskündigungen an die Mieter zugestellt“. Über den Abrissbeschluss hatte die Stadtpolitik zuvor jahrelang gestritten.
In manchen Räumen funktioniert die Elektrik schon nicht mehr
Sollte das Gebäude über Ende 2022 hinaus genutzt werden, müssten aus Sicht der Pro Potsdam umfassende Instandsetzungsmaßnahmen ergriffen werden. „So sind manche Fenster zum Beispiel nicht nur undicht, sondern es gibt auch welche, die sich nach Öffnung gar nicht mehr schließen lassen.“ Insbesondere die Elektroanlagen im Haus müssten bei einer längeren Nutzung „grundlegend überarbeitet werden“. In manchen Wohnungen funktioniere die Elektrik gar nicht mehr – daher können nun auch nicht alle Wohnungen kurzfristig von Flüchtlingen genutzt werden.
Dazu kommen bürokratische Hürden. Denn laut Sprecherin Winkler würden sich „aus den umfangreicheren Arbeiten einer längeren Nutzung“ wiederum Baugenehmigungsverfahren ergeben, „wodurch der Bestandsschutz aufgehoben wird“. Dann müssten also „sämtliche Standards des Gebäudes dem heutigen Standard angepasst werden“, sagte sie. „Dies hätte eklatante Kosten zur Folge, die sich in der Höhe seriös nicht schätzen lassen.“ Wirtschaftlich würden „sich solche tiefgreifenden Arbeiten auf keinen Fall darstellen“ lassen, so Winkler.