zum Hauptinhalt
Publikumsmagnet in Plauen. Im Schnitt pilgern fast 500 Fans zu den Heimspielen des SVV Plauen ins Stadtbad und sorgen für eine deutschlandweit einmalige Kulisse beim Wasserball. Für das Spiel gegen den OSC Potsdam wird die Zuschauerkapazität durch den Aufbau einer Zusatztribüne um 250 Plätze auf 750 erhöht.
©  Oliver Orgs

Wasserball beim OSC Potsdam: In der Vogtländer Wasserball-Hölle

Der OSC Potsdam reist für das Spitzenspiel der Bundesliga-B-Gruppe zum SSV Plauen, der für diese Partie eine Zusatztribüne in seinem Bad aufstellen lässt. In Plauen ist deutschlandweit einmalige Wasserball-Atmosphäre zu erleben.

Bei Heimspielen des SVV Plauen platzt das Stadtbad regelmäßig aus allen Nähten. Wasserball, dieser in Deutschland als Randsportart verschriene Wettstreit zweier Teams im Schwimmbecken, genießt in der fünftgrößten Stadt Sachsens nämlich ein deutschlandweit einmaliges Ansehen. Seit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga vor eineinhalb Jahren ist Wasserball Kult in Plauen. Und weil am morgigen Samstag (16 Uhr) der Tabellenzweite der B-Gruppe – der OSC Potsdam – zum Spitzenspiel erwartet wird, hat man sich beim Drittplatzierten etwas einfallen lassen. „Das war bislang schon ein Hexenkessel – diesmal wird es mit Sicherheit aber noch extremer“, sagt OSC-Akteur Tobias Lentz ehrfürchtig. Denn der SVV rüstet seine Halle auf. Für die Partie gegen Potsdam wird eine Zusatztribüne errichtet, mit deren Hilfe die Zuschauerkapazität um 250 Plätze erhöht werden soll. Von 500 auf 750.

"In einigen Hallen stehen nur ein paar Bänke am Beckenrand"

„Selbst ohne den Zusatz war es in Plauen so voll wie bei keinem anderen Bundesligaverein“, berichtet Lentz von seinen Eindrücken aus der Vorsaison. Zweimal trat der OSC in der Vogtländer Wasserball-Hölle an, keine Partie konnten die Havelstädter gewinnen. In der Hauptrunde trennten sich beide Teams 7:7, in den Platzierungsspielen setzte es eine 8:13-Niederlage. „Es macht Spaß, dort zu spielen. Das ist eine kleine Halle, in der es sehr emotional und laut wird“, erzählt der 24-jährige Linksaußen, dessen Trainer Alexander Tchigir die Spiele in Plauen als „Highlights in der deutschen Liga“ bezeichnet.

Während in der 64 000-Einwohner-Stadt im Schnitt fast 500 Fans das Schwimmbad in ein Tollhaus verwandeln, geht es an anderen Standorten durchaus geruhsamer zu. „In einigen Hallen gibt es noch nicht einmal eine Tribüne, da stehen nur ein paar Bänke am Beckenrand“, berichtet Lentz, der die aktuelle Torschützenliste der B-Gruppe mit 21 Treffern anführt, von Auswärtsfahrten in weniger stimmungsreiche Spielstätten.

In Potsdam kommen zwischen 150 und 300 Zuschauer

Zu diesen zählt das Potsdamer Brauhausberg-Bad nicht. Zwischen 150 und 300 Fans unterstützen ihr Team bei Heimpartien in der altehrwürdigen Halle im Herzen der brandenburgischen Landeshauptstadt. „Auch wenn bei uns im Schnitt nicht so viele Zuschauer wie in Plauen kommen, herrscht auch am Brauhausberg stets tolle Stimmung. Im Bundesliga-Vergleich sind die OSC-Fans ganz oben mit dabei“, lautet die Einschätzung des Medieninformatik-Studenten Lentz.

An erster Stelle thronen aber die Plauener. Während die Wasserballer der Stadt nach ihrem Erstliga-Aufstieg und dem letztjährigen Klassenerhalt von einer Euphorie getragen werden und auf der Erfolgswelle schwimmen, sind die Fußballer inzwischen übrigens baden gegangen. Gegen den Regionalligisten VFC wurde zum 1. Januar 2015 das Insolvenzverfahren eröffnet, der Spielbetrieb wird eingestellt und das Team von dem elften auf den letzten Tabellenplatz der Staffel Nordost, in der auch der SV Babelsberg 03 kickt, zurückgesetzt. Der VFC Plauen steht somit als erster Absteiger in die Oberliga fest.

Den Aufstieg in die A-Gruppe der Wasserball-Bundesliga haben sich die Männer des SVV Plauen indes zwar nicht vorgenommen, aber nach dem guten Start in die neue Saison zählen sie durchaus zum Kreis der Anwärter auf den Sprung nach oben. Diesen wollen die Potsdamer unbedingt schaffen, sodass ein Sieg beim direkten Verfolger dementsprechend besonders wertvoll sein könnte.

OSC-Coach Tchigir fordert "kühlen Kopf" in heißer Atmosphäre

Aufgrund der morgen zu erwartenden hohen Zuschauerzahl sieht OSC-Coach Tchigir seine Mannschaft sogar in einem gewissen Vorteil. „Das Heimteam wird durch das Drumherum noch mehr unter Druck stehen“, vermutet der ehemalige Weltklasse-Torwart, der selbst von noch deutlich imposanteren Kulissen zu berichten weiß: „Ich habe in Ungarn, Serbien, Italien oder Kroatien auch vor mehreren Tausend Zuschauern gespielt. In Spanien waren es mal über 10 000.“ Aber für deutsche Verhältnisse, versichert er, sei die Zuschauerresonanz in Plauen außergewöhnlich. Um in dieser Atmosphäre bestehen zu können, müsse der OSC vor allem „einen kühlen Kopf bewahren“, meint Tchigir. Was gar nicht so einfach werden dürfte, wenn die wasserballverrückten Vogtländer das Stadtbad wieder einmal zum Kochen bringen.

Zur Startseite