Öffentlicher Nahverkehr: Ein Bahnring für Potsdam
Potsdams Baudezernent Bernd Rubelt schlägt 11,5 Kilometer zusätzliche Tramtrassen vor. So sollen schnell wachsende Ortsteile besser an die Regionalbahn angebunden werden.
Potsdam - Das neue Konzept soll nichts geringeres als „die Erschließung Potsdams neu zu denken“. So drückte es Erik Wolfram aus, Leiter des Bereichs Stadtentwicklung in der Verwaltung. Die Idee: Ein so genannter Bahnring soll Potsdam an mehreren Anschlussstellen über die Tram mit dem Regionalverkehr verbinden. Mindestens 11,5 Kilometer Tramtrassen wären dafür zusätzlich zur bereits geplanten Krampnitzanbindung nötig. So würde die Verbindung von schnell wachsenden Gewerbe- und Wohngebieten etwa im Potsdamer Norden Richtung Berlin, aber auch in andere Teile Brandenburgs verbessert.
Dieser Vorschlag ist Teil des so genannten integrierten Stadtentwicklungskonzepts. Potsdams Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) stellte gemeinsam mit Wolfram die wichtigsten Teile davon am Freitag der Presse sowie den Fraktionen der Stadtverordneten und Beigeordneten der Stadt vor.
Vergrößerung des Tramnetzes um 60 Prozent
Einige Teile des Bahnrings sind bereits vorhanden oder in Planung, andere wurden erstmals genannt. Die bestehenden Regionalbahnstrecken, die sich bisher kreuzen, müssten über eine zusätzliche Kurve verbunden werden. Also die Nord-Südverbindung als Teil des Berliner Außenrings, die über Golm und Pirschheide führt zum einen, sowie die Wetzlarer Bahn über die Medienstadt Babelsberg, auf der etwa der RE7 verkehrt, zum anderen. An vier Stellen zusätzlich soll diese durch Tramlinien angebunden werden: im Norden von der künftigen Endstation der Krampnitz-Tram in Fahrland Richtung Marquardt oder Satzkorn sowie von der Kirschallee Richtung Bahnhof Golm. Und in Babelsberg vom Bahnhof Medienstadt zum S-Bahnhof Babelsberg – diese Verbindung ist schon Teil des Nahverkehrsplans – und eine Verlängerung der bestehenden Tramlinie ab der Endstation Fontanestraße bis zum Bahnhof Griebnitzsee. Die zusätzlichen Verbindungen inklusive er Strecke nach Krampnitz würden das bestehende Straßenbahnnetz um 60 Prozent vergrößern.
In den Regionalverkehr könnte entweder umgestiegen werden – oder die Tram wird als sogenannte Regiotram direkt auf die Bahngleise geschickt. Die Idee wurde schon vor Jahren diskutiert, aber nicht weiterverfolgt. Es geht um eine Bahn, die von der Tram- auf die Regionalschiene weiterfährt. In Städten wie Karlsruhe, Wien oder Köln gibt es das bereits seit vielen Jahren.
Rubelt sprach von einer „hohen Relevanz“ der Pläne auch für die Gesamtentwicklung der Stadt. „Es geht auch um die Anbindung an den BER und nach Spandau.“
Havelübergang für Bahn statt Auto
Bestimmte Entwicklungsschwerpunkte und Potenziale, also Flächen, auf denen künftig Wohnungen oder Gewerbe gebaut werden sollen, seien bislang kaum verbunden, sagte Wolfram. Er nannte etwa das Sago-Gelände oder den Friedrichspark. Das Zusammenspiel der Linien soll eine Art „infrastrukturelle Klammer“ für die Stadt bilden. „Es ist auch unsere Antwort auf die Frage nach einem dritten Havelübergang“, so Rubelt. Diese erfolge über die Schiene, denn man könne nicht nur in „Vier-Rad-Antworten“ denken.
Wann die Vision des Bahnrings Wirklichkeit werden könnte, sagte Rubelt noch nicht. Das Stadtentwicklungskonzept soll nun in mehreren Planungswerkstätten mit Bürgern diskutiert und im kommenden Jahr dann von den Stadtverordneten beschlossen werden. Danach könnte es an die konkrete Planung gehen. Die Umsetzung hänge von der Finanzierung und von Gesprächen mit der Bahn ab, so Rubelt. Doch schon jetzt, so machte er deutlich, solle die Stadt diese Option mitdenken, Flächen freihalten oder Grundstücke entlang der potenziellen Tramgleise sichern.
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