Streit um Pfingstberg-Zaun: Döpfners Projekt droht das Aus
Springer-Chef Mathias Döpfner will die marode Villa Schlieffen und den Park an der Großen Weinmeisterstraße sanieren. Das Projekt steht nun auf der Kippe, denn Oberbürgermeister Jann Jakobs blockiert nach PNN-Recherchen die Einigung im Streit. Und Döpfner? Der schweigt.
Potsdam - Die von Springer-Vorstand Mathias Döpfner geplante Sanierung des maroden Denkmals Villa Schlieffen und des verwilderten Parks an der Großen Weinmeisterstraße droht endgültig zu scheitern. Nach PNN-Informationen steht das Projekt im Unesco-Welterbe auf der Kippe. Die Potsdamer Stadtverwaltung hatte nach anhaltender Kritik am Vorgehen des Wahl-Potsdamers Döpfner und der Schlösserstiftung als Eigentümerin des Areals ein so genanntes Genehmigungsverfahren eingeleitet. Dabei sollte auch geklärt werden, inwieweit der Park für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt. Als das Areal zur Gefahrenabwehr vor rund einem halben Jahr eingezäunt worden war, hatte das bei einigen Anwohnern für Ärger gesorgt; es gründete sich eine Bürgeriniative, die massiv Front gegen Döpfner machte.
Hauptstreitpunkt ist nun aber die Ausdehnung eines anderen geplanten Zauns – mit ihm will Döpfner die in dem Areal gelegene Villa Henckel, die sich in seinem Besitz befindet, einfrieden lassen. Ein Grund: Für den Chef des Springer-Konzerns, einem der größten Medienunternehmen Europas, sind strenge Sicherheitsvorkehrungen nötig. Nur wenn dieser Zaun errichtet werden kann, soll der restliche Park nach dessen Sanierung die ganze Woche über für Gäste geöffnet sein.
Ohne Einigung steht das Projekt vor dem Aus
Über die Lage des Zauns wurde in dem seit Herbst laufenden Genehmigungsverfahren verhandelt, Denkmal- und Naturschutzbehörde, Bauverwaltung, Schlösserstiftung und Döpfner oder von ihm beauftragte Projektmanager saßen mit am Tisch. Dabei hatte man sich zuletzt schon auf einen Verlauf der Umzäunung um die Villa Henckel verständigt: Rund 40 Prozent des rund sechs Hektar großen Parks wären privates Gelände, der Rest bliebe öffentlich. Doch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) lehnt diesen Plan ab, er fordert – wohl um auch Kritikern des Projekts Wind aus den Segeln zu nehmen – eine engere Umzäunung der Döpfner-Villa und mehr öffentliche Parkfläche. Döpfner lehnt das ab. Gibt es keine Einigung, steht das Projekt vor dem Aus.
Springer-Chef Döpfner will mehr als 1,8 Millionen Euro investieren – für das Geld soll etwa die 1869 errichtete und stark verfallene Villa Schlieffen saniert und zum Kunsthaus umgebaut werden.
Döpfner will sich nicht öffentlich erklären
Die Verfahrensbeteiligten äußerten sich am Mittwoch auf PNN-Anfrage zurückhaltend, Dementis zum dargestellten Stand des Verfahrens gab es keine. Döpfner ließ ausrichten, derzeit werde er sich zu dem Projekt nicht öffentlich erklären. Für die Stadtverwaltung teilte Sprecherin Christine Weber mit: „Am kommenden Mittwoch soll der Hauptausschuss über den Stand des Verfahrens informiert werden.“ Ähnlich äußerte sich der Sprecher der Schlösserstiftung, Frank Kallensee.
Im März 2014 hatten Döpfner und die Stiftung den Vertrag für das Projekt unterzeichnet. Park und Villa verbleiben demnach zwar weiterhin im Eigentum der Stiftung, sie werden Döpfner und seiner Ehefrau aber im Rahmen eines sogenannten Nießbrauchs für 40 Jahre zur privaten Nutzung überlassen. Fraglich ist nun, wie es bei einem Scheitern des Projekts – mit dem die Wiederherstellung des Welterbeensembles am Pfingstberg abgeschlossen werden sollte – weitergehen würde.
Maschendrahtzaun wird offenbar nicht verschwinden
Für die marode, weil stark von Pilzen befallene Villa Schlieffen müsste die Schlösserstiftung einen neuen Investor finden – vor Döpfners Engagement hatte sie jahrelang erfolglos nach Geldgebern für eine denkmalgerechte Sanierung gesucht. Laut dem Vertrag zwischen Döpfner und Stiftung sollten die Maßnahmen an Gebäude und Park innerhalb von sechs Jahren erfolgen. Eine Kündigung ist demnach nur möglich, wenn rechtskräftig ist, dass nötige Genehmigungen nicht erteilt werden oder wenn „sonstige nutzungshindernde Gründe in gleicher Weise feststehen“ – oder wenn Döpfner die Villa Henckel verkauft oder Vertragsinhalte nicht fristgemäß umgesetzt werden.
Der Maschendrahtzaun um das Areal, der von mittlerweile zwei Anwohnerinitiativen heftig kritisiert wird, würde aber wohl auch bei einem Ausstieg Döpfners nicht verschwinden. Er wurde im Auftrag der Schlösserstiftung zur Gefahrenabwehr aufgestellt – und die Gefahren verschwinden ohne Sanierung sicher nicht.
Ende vergangenen Jahres hatte Döpfner bereits den Rückzug von dem Projekt erwogen, auch weil er den Rückhalt von Stadt und Schlösserstiftung vermisste. In Potsdam hat der Springer-Chef bereits die Villa Schöningen an der Glienicker Brücke saniert und als Museum etabliert.
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