Serie | Barberini - die Kunst hinter der Kunst: Die Wegweiserinnen
Im Barberini läuft der Umbau zur Schau „Impressionismus in Russland“. Wir stellen Menschen vor, die daran beteiligt sind. Teil 6: Gästemanagement mit Dorothee Entrup und Angela Winkler.
Potsdam - Kontaktdaten ausfüllen, Fieber messen, Ticket vorzeigen: Die Hygienemaßnahmen am Eingang des Museum Barberini sind eingespielt. Alle 15 Minuten dürfen 25 Gäste ins Museum, die Zeitfenster werden vorab online reserviert. "95 Prozent der Gäste freuen sich über das gute Hygienesystem", sagt Angela Winkler, die sich um den Empfang der Gäste kümmert. "Fünf Prozent schimpfen."
Mit diesen fünf Prozent Meckerern umzugehen, erfordert diplomatisches Geschick und psychologisches Fingerspitzengefühl. Es gehe darum, so Winkler, alles noch einmal genau zu erläutern, pädagogisch vorzugehen. "Das persönliche Gespräch entschärft die meisten Konflikte", beschreibt Dorothee Entrup, die das Hygienekonzept für das Barberini entwickelt hat. Und sei ein Besucher trotzdem uneinsichtig oder werde sogar laut, trete eine weitere Kollegin hinzu. "Dann ist das meist schnell geklärt", so Entrup.
"Uns ist der enge Kontakt zu unseren Besuchern wichtig, wir kommunizieren vertraut mit ihnen und wissen, dass wir ihnen in der Pandemie auch viel abverlangen", sagt Entrup. Das erklärte Ziel von Dorothee Entrup und Angela Winkler: Der Gast soll sich wohl fühlen. Für manche Stammgäste sei das Barberini fast wie ein zweites Wohnzimmer. Entrup ist dabei für den konzeptionellen Teil verantwortlich, Winkler kümmert sich gemeinsam mit weiteren Kolleg:innen direkt vor Ort im Foyer um die Besucher.
Präzise Fragen der Besucher
"Ich empfange die Gäste hier, erkläre, wo die Garderoben und die Toiletten sind oder helfe beim Installieren der App", beschreibt Winkler einige ihrer Aufgaben. Seit Beginn der Pandemie funktioniert der Audioguide durchs Museum über die hauseigene kostenlose App, Leihgeräte gibt es aus hygienischen Gründen derzeit nicht. Winkler beantwortet auch die Fragen der Besucher. "Viele Gäste sind sehr aufmerksam und stellen konkrete Fragen. Sie wollen wissen, wo ein bestimmtes Bild hängt oder wie die Wandfarbe in einem Raum heißt", sagt die 64-jährige studierte Architektin, die über viele Jahre als Stadtführerin in Potsdam gearbeitet hat. Um sich auf die neue Ausstellung zum Impressionismus aus Russland vorzubereiten, studiert sie den Katalog und die Pressemappe. Außerdem erhalten die Kollegen vom Gästemanagement eine spezielle Vorabführung durch die Ausstellung.
An der Vor- und Aufbereitung all dieser Informationen ist Dorothee Entrup maßgeblich beteiligt. Die 55-jährige promovierte Kunsthistorikerin leitet den Bereich Bildung und Vermittlung im Museum. Sie schreibt Texte für den Audioguide und den Downloadbereich der Homepage, überlegt, welche Wege die Besucher durch die Ausstellung nehmen und erstellt die entsprechenden Hinweise. Wegeleitsystem nennt sich das. "Der empfohlene Rundweg folgt dem Narrativ der Ausstellung", beschreibt sie.
Diskret, aber sichtbar
In der ersten Zeit nach der Eröffnung des Museums sollten die Hinweise so diskret wie möglich sein, so Entrup. "Unser Ziel war es, dass die Bilder für sich sprechen." Im Hinterkopf habe sie dabei die Idee des Museumsstifters Hasso Plattner. "Er hat uns ins Aufgabenheft geschrieben: Das Original erleben, die Begeisterung teilen." Doch die Pandemie erforderte das Aufstellen weiterer Schilder, großer Pfeile und Hinweise, um die Regeln aus den aktuell geltenden Verordnungen einzuhalten.
[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]
In der Woche vor der Eröffnung der neuen Ausstellung geht Entrup noch einmal durch das ganze Haus und überprüft die Beschilderung. Ist alles gut zu sehen, fehlt ein Hinweis? Läuft die App rund? Auch die neuen Tickets müssen im System angelegt, das Kontingent festgelegt und Veranstaltungen auf der Homepage eingepflegt werden. "Wir überlegen immer wieder aufs neue, wie wir die Gäste überraschen können", sagt Entrup. Durch neue Formate, Yoga im Museum, ein Tag nur für Jahreskartenbesitzer oder - passend zur kommenden Ausstellung - Führungen in russischer Sprache. Um die Ideen zu finden helfen Besuche anderer Museen, der Austausch im Team und Rückmeldungen von Gästen.
Beiden Frauen, Dorothee Entrup und Angela Winkler, merkt man ihre ehrliche Begeisterung für das Museum Barberini und ihre Heimatstadt Potsdam an. Sätze wie "was für ein Glück, hier zu arbeiten" oder "wir lieben diese Stadt und das Haus" fallen im Gespräch immer wieder. Und so liegt der Reiz ihrer Arbeit für Winkler auch in der Rückmeldung der Besucher: "Wenn Gäste am Ende ihres Besuchs zu mir kommen und sich bedanken, ist das der schönste Lohn. Das geht runter wie Öl."
Das Museum Barberini ist Potsdams meistbesuchte Kultureinrichtung. Mit hochkarätigen Ausstellungen zieht es ein Publikum aus der ganzen Republik und darüber hinaus an. Aber welche konzeptionellen, handwerklichen und logistischen Herausforderungen sind für die Vorbereitung einer Schau eigentlich zu bewältigen? Die PNN begleiten den Umbau für die Ausstellung „Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde“ und stellen die Menschen vor, die daran beteiligt sind – ein Einblick in die Kunst hinter der Kunst.
Teil 1: Museumsdirektorin und Kuratorin Ortrud Westheider
Teil 2: Malermeister Frank Herber
Teil 3: Vermittlung und Rahmenprogramm mit Achim Klapp, Andrea Schmidt und Julia Teller
Teil 4: Haustechniker Carsten Loeper