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Bald im Museum Barberini: Ilja Repins "Auf dem Feldrain" (1879), eine Leihgabe der Staatlichen Tretjakow-Galerie in Moskau.
© Staatliche Tretjakow-Galerie Moskau

Impressionismus aus Russland im Museum Barberini: Die Russen kommen

Bewegung im Museum Barberini: Eine digitale Plattform öffnet die Sammlung neuen Besuchern und eine neue Ausstellung will ab November Russland in das Projekt der Moderne integrieren.

Potsdam - Dass man nicht nach Potsdam kommen muss, um die Kunst im Museum Barberini zu erleben, ist nicht ganz neu: Das Museum stellt auf seiner Webseite einzelne Kunstwerke vor und bietet sogar virtuelle Rundgänge an. Neu ist, dass Teile der Sammlung jetzt kostenfrei auch auf der Plattform "Google Arts and Culture" vorgestellt werden: Dadurch dürfte noch einmal ein breiteres Publikum von der Sammlung profitieren. 

Gezeigt wird eine Online-Version der Schau "Monet.Orte" sowie "Vom Palais zum Museum", ein Überblick über die 250-jährige Geschichte des Baus. Museumsleiterin Ortrud Westheider freut sich über "die große Sichtbarkeit", die die Impressionismus-Sammlung nun erhält: Das Museum könne sich künftig als Institution, aber auch digital mit Orten wie dem Musée d'Orsay in Paris oder der National Gallery of Art in Washington verbinden. Dort hängen die Pendants zu Werken aus der eigenen Impressionisten-Sammlung, die seit Anfang September dauerhaft in Potsdam zu sehen ist. 

Dem Licht auf der Spur. Stanislaw Shukowskis "Blauer Schnee. Frühling" (1899) ist nach Vorbild der französischen Impressionisten entstanden.
Dem Licht auf der Spur. Stanislaw Shukowskis "Blauer Schnee. Frühling" (1899) ist nach Vorbild der französischen Impressionisten entstanden.
© Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau

Russische Künstler in das Projekt der Moderne integrieren

Auch für die kommende Ausstellung holt das Museum Barberini wieder namhafte Partner mit an Board. Ab 7. November widmet sich das Haus "Impressionismus in Russland". Hierfür kooperiert das Haus etwa mit der Staatlichen Tretjakow Galerie Moskau und dem Stedelijk Museum Amsterdam. Anhand von über 80 Werken soll die Internationalität der Bildsprache um 1900 gezeigt und ein auch ein Stück Integrationsarbeit geleistet werden: "Impressionismus in Russland" wolle, "die russischen Künstler der damaligen Zeit, von Ilja Repin bis Kasimir Malewitsch, in das Projekt der künstlerischen Moderne integrieren", so das Museum.

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Natalja Gontscharowas Landschaft (1907/08) ist vom Pointilismus inspiriert.
Natalja Gontscharowas Landschaft (1907/08) ist vom Pointilismus inspiriert.
© Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Auch wenn das Museum Barberini damit geografisch neue Gefilde betritt, bleibt es sich im Ausgangspunkt treu: französischer Impressionismus. Dem begegneten russische Künstler in Paris, dem Kunst-Mekka von 1900. Impulse von Claude Monet und Auguste Renoir nahmen sie zurück mit nach Russland. Sie malten wie die französischen Kollegen en plein air und versuchten die fragile, flüchtige Qualität des Lichts auf die Leinwand zu bannen. Dieser Aspekt der russischen Malerei ist bislang kaum rezipiert: Die Kuratorinnen Ortrud Westheider und Alla Chilova wollen das ändern. In den Blick genommen wird die Zweit zwischen 1860 und 1925. 

Die Erfindung der Abstraktion aus den Farben eines Getreideschobers

Wie nachhaltig der französische Impressionismus den Blick auf die Welt und die Produktion von Kunst verändert hat, zeigt eine Anekdote um Wassily Kandinsky, die Ortrud Westheider gern erzählt. Kandinsky machte 1896 in einer Ausstellung in Moskau Bekanntschaft mit einer Serie, die auch in Potsdam vertreten ist: die "Getreideschober" von Claude Monet. Kandinsky sah darin keine Landschaft, keine Ähren. Er sah leuchtende Farben. Diese "Störerfahrung" bestärkte ihn darin, auf konkrete Motive zu verzichten. Später wurde sein Stil zum Inbegriff abstrakter Malerei. An dessen Anfang stand: ein Getreideschober aus der französischen Provinz.
 

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