Derbyerfolg des VfL Potsdam beim Oranienburger HC: Die wahre Nummer eins im Land
Erneut haben die Drittliga-Handballer des VfL-Handballer das Brandenburg-Derby gegen den Oranienburger HC gewonnen - und damit viel Prestige. Die Adler sind weiter im Aufwind, die Pumas hingegen zweifeln.
Alfred „Adi“ Preißler, ein weiser Mann aus dem Ruhrpott, sagte mal: „Grau is’ im Leben alle Theorie – aber entscheidend is’ auf’m Platz.“ Der Spruch der Vereinslegende von Borussia Dortmund hat beileibe nicht nur Gültigkeit für den Fußball. Sondern unter anderem auch im Handball. Das zeigte sich am Samstagabend beim Brandenburger Drittliga-Derby zwischen dem Oranienburger HC und VfL Potsdam.
Die Zeile in der neuen Vereinshymne des Oberhavel-Clubs war dem Rivalen aus der Landeshauptstadt nicht entgangen. „OHC, die Nummer eins im Land sind wir“, heißt es da, was Yannik Münchberger nur ein müdes Lächeln abringt. „Man kann ja Hymnen singen, aber wir als Team haben im Spiel demonstriert, wer diesen besagten Status hat“, betonte der VfL-Kapitän. Seine Mannschaft gewann 31:29 (18:12). Es war Potsdams vierter Saisonsieg in Folge. Sowie der dritte Sieg nacheinander im märkischen Duell. In der Tabelle ist der OHC aktuell um fünf Punkte distanziert. „Damit ist doch erst einmal geklärt, wer besser ist“, sagte Münchberger süffisant.
Über weite Strecken der Partie war es tatsächlich eine Machtdemonstration der Adler. Sie präsentierten sich schneller, präziser und robuster als die Pumas. Vor mehr als 800 Zuschauern in der ausverkauften MBS-Arena hatten die Gäste nach einem anfänglichen 2:4-Rückstand die völlige Kontrolle übernommen. Ein Fünf-Tore-Lauf brachte sie 7:4 in Front. Dank sehr aggressivem Verteidigen und hoher Effektivität bei den Angriffen wurde der Vorsprung sukzessive ausgebaut. Über die Halbzeitpause hinweg bis zum 24:15 nach 37 Minuten.
Am Ende "kalte Füße und ein wackliges Händchen"
Doch dann geschah, was dem VfL diese Saison schon mehrfach unterlief und sogar einige Male zum Verhängnis wurde. Der Spielfluss ging verloren, die Defensivkonsequenz schwand und auf der Gegenseite wurden schlechte Abschlussentscheidungen getroffen (inklusive drei verworfenen Siebenmetern). „Und da sieht man dann sofort, was in dieser engen Liga passiert. Oranienburg hat sich Stück für Stück in das Spiel gekämpft“, sagte Potsdams Trainer Daniel Deutsch. Das Polster schrumpfte. „Hinten raus haben wir bisschen kalte Füße gekriegt, ein wackliges Händchen“, meinte er.
Aber anders als bei manch einer Partie in diesem Spieljahr behielt die Deutsch-Truppe die Nerven. „Etwas Zittern war dabei. Aber wir hatten immer die Überzeugung, dass wir das hier über die Bühne kriegen“, sagte Rückraumakteur Levi Schwark, der in der Endphase viel Verantwortung übernahm und mit Toren für Ruhe sorgte. Insgesamt traf er viermal. Bester VfL-Schütze war Rechtsaußen Moritz Ende, der sechsmal traf. Auch wenn seine Mannschaft das Match letztlich solide herunterspielte, wirkte Deutsch ein wenig nachdenklich: „Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn wir jetzt noch fünf, sechs Minuten länger gespielt hätten.“ Es gelte, weiter daran zu arbeiten, niemals nachzulassen.
Grundsätzlich jedoch, ist der VfL-Coach zufrieden mit der Entwicklung seiner Mannschaft. Nach schwachem Saisonstart hat der Tabellenachte nunmehr wieder bei einem Stand von 13:13 Zähler eine ausgeglichene Bilanz erreicht. „Es hat Klick gemacht“, sagte Münchberger. „Im Training lief es ja schon die ganze Zeit. Wir brauchten einfach ein Erfolgserlebnis in der Liga. Das hatten wir und jetzt läuft es.“ Schwark ergänzte: „So soll es weitergehen.“
OHC-Coach Pahl deutet sein persönliches Aus an
Ganz und gar nicht so weitergehen wie zuletzt soll es beim Oranienburger HC. Die Derby-Schlappe war die vierte Niederlage in Serie. Große Verletzungssorgen, die sich während des Spiels gegen Potsdam noch verschärften, belasten das Team. Spielerisch hakt es. Krise beim OHC, in dessen Reihen einige Ehemalige des VfL beziehungsweise HV Grün-Weiß Werder stehen. So etwa Trainer Christian Pahl, der am Samstag klare Worte fand. Die Lage des seit 2010 drittklassigen Clubs sei „dramatisch“. Man befinde sich in einer ungewohnten Situation – dem Abstiegskampf. Der in Werder lebende Pahl ging offen und hart mit sich selbst ins Gericht, deutete dabei sogar sein persönliches Aus an: „Es muss ein Impuls kommen. Da muss ich jetzt als sportlicher Leiter auch mit mir als Trainer sprechen.“
Beim VfL indes herrschte Jubelstimmung. Kapitän Münchberger und seine Kollegen ließen es sich nicht nehmen, nach dem Ertönen der Schlusssirene im Kreis zu tanzen und selbst lautstark „Die Nummer eins im Land sind wir“ zu singen – auf dem Feld natürlich, wo es entscheidend is’. Allerdings wird es für die Potsdamer nicht nur im Derby-Rückspiel darum gehen, ihren Status zu behaupten. Auch in der Abschlusstabelle soll diesmal Oranienburg das Nachsehen gegeben werden, da doch vorige Saison diesbezüglich ein Makel herrschte. Damals hatte der OHC die Nase knapp vorn. Und fühlte sich scheinbar dadurch inspiriert, die Hymne zu intonieren, die jedoch die Adler nur noch mehr beflügelt.
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