Hotels in Brandenburg öffnen wieder: Die Touristen kehren nach Potsdam zurück
Das Hotel Mercure am Potsdamer Hafen ist am Wochenende schon halb voll. Viele Herbergen warten jedoch vergeblich auf die Rückkehr ihrer Mitarbeitenden.
Potsdam - Lange genug haben die Hoteliers unter der Pandemie gelitten – seit klar ist, dass sie ihre Herbergen ab Freitag (11.6.) wieder öffnen dürfen, breitet sich Zuversicht aus. „Es geht überall zwar recht langsam los, aber die Hotellerie wird durchkommen, wenn keine neue Welle kommt“, bilanzierte Raimund Jennert, Chef der stadteigenen Potsdam Marketing und Service GmbH (PMSG), am Donnerstag das Geschehen auf Anfrage der PNN.
Im August, „vielleicht schon im Juli“, so prognostiziert Jennert, könnte die Zahl der Buchungen deutlich steigen, denn auch im Juli 2020 sei fast das Niveau von 2019 erreicht worden, im August 2020 hätten die Zahlen schon 19 Prozent über dem Vorjahr gelegen. „Wenn die Menschen Mut gefasst haben zu reisen, wird etwas passieren“, sagt der Marketing-Mann, „die Hoteliers und Gastronomen brauchen das aber auch, weil sie sich dann ja Speck anfuttern müssen für die umsatzschwachen Monate Januar und Februar.“
Mercure ist zu 50 Prozent gebucht
„Es entwickelt sich etwas“, ist auch der Eindruck von Daniel Schmidt, Direktor des Mercure. Am Wochenende sei der Hotelriese am Hafen durch die Nachfrage von Touristen „zu 50 Prozent ausgelastet“. Von ähnlichen Zahlen berichtet auch André Müller, Operation-Manager im Dorint Sanssouci. Das Hotel sei in den vergangenen Monaten an den Wochenenden zu fünf bis acht Prozent gebucht gewesen, weil nur Übernachtungen von Geschäftsleuten und von Personalräten während Weiterbildungen erlaubt gewesen seien. Am Wochenende seien immerhin 35 Prozent der Zimmer belegt.
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Auch Sybille Piotrowski, Inhaberin des Anno 1900 Hotels Babelsberg, freut sich, öffnen zu können und am Wochenende „volles Haus“ zu haben. Und dennoch: „Wir haben überlebt. Aber das zurückgelegte Geld für eine neue Heizung und die Rente ist draufgegangen, trotz der staatlichen Zuschüsse.“
Kongresshotel erneuerte 69 Zimmer
Verhalten formulieren manche Hoteliers, was ihre Grundstimmung von verzweifelt in vorsichtigen Optimismus gewandelt hat. Es „mehren sich Anzeichen, dass Branchen in gewohnte Tagungs- und Weiterbildungsformate zurückkehren“, hat Jutta Braun, Geschäftsführerin des Kongresshotels am Templiner See beobachtet. Ende April, als noch fast alle Hotels geschlossen bleiben mussten, hatte das Tagungshotel bundesweit für Aufsehen gesorgt, als sich dort die heillos zerstrittene Führungsriege des DFB versammelte, um über das Schicksal ihres Präsidenten Fritz Keller zu richten.
Stolz berichtet Hotel-Chefin Braun, wie ihr zuvor geschlossenes Haus die Pandemie wie etliche andere Luxusherbergen auch zu Modernisierungen nutzte: 69 samt Bädern erneuerte Hotelzimmer und eine weitere Digitalisierung etwa mit digitalen Speisekarten.
Von sogar „großer Zufriedenheit“ bei den Hoteliers spricht Olaf Lücke, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel und Gaststättenverbands (Dehoga) in Brandenburg. Es gebe keine belastbaren Zahlen darüber, wie viele Herbergen durch Corona in den Ruin getrieben worden seien. Konstatiert habe er in Brandenburg jedoch einen Trend: Hotels wie etwa das ehemalige Nedlitzer Landhotel würden in Häuser für altersgerechtes Wohnen umgewandelt, da sie so womöglich profitabler geführt werden könnten. In Potsdam war wie berichtet im Dezember bekannt geworden, dass die Eigentümer des Bayrischen Haus bei der Stadt eine Nutzungsänderung beantragt hatten, um das Luxushotel im Wildpark in eine Klinik umzubauen.
Die enormen Verluste in der Hotellerie und der Gastronomie könnten, so Lücke, „nicht mehr in diesem Jahr aufgeholt werden“ – auch wenn die aktuelle Vorschrift, von Hotelgästen alle drei Tage einen Schnelltest zu verlangen, nach seiner Einschätzung wegen der niedrigen Inzidenzwerte „im Juni fallen“ werde.
Lücke weiß auch, dass viele Arbeitnehmer, die durch die Kurzarbeit vor der Kündigung geschützt wurden, nicht mehr in ihre Betriebe zurückkehren. Burkhard Scholz vom Inselhotel auf Hermannswerder versteht, dass „zehn Vollbeschäftigte meines Hotels diesen Weg gegangen sind, obwohl sie acht und elf Jahre bei uns waren”. Es sei wegen enormer Einkommenseinbußen durch das Kurzarbeitergeld „eine schwere Zeit für die Mitarbeiter” gewesen. Immerhin seien sie sogar im öffentlichen Dienst „mit Kusshand genommen worden”. Die Tür für diese Mitarbeiter „steht offen”, sagt Scholz. Doch er glaube nicht, dass sie zurückkehren, „weil sie erlebt haben, welchen Wert ein freies Wochenende mit der Familie hat”.
Höhere Löhne, bessere Arbeitszeitmodelle?
PMSG-Chef Jennert hat einen Blick für dieses Problem. Er hofft, dass nach der Pandemie „Dienstleistungen von Menschen, die in der Hotellerie und Gastronomie für das Freizeiterlebnis der anderen arbeiten, künftig mehr gewürdigt und auch besser bezahlt werden”. Die Pandemie könne dafür „ein Katalysator” sein, nicht nur für höhere Löhne, sondern vielleicht auch für „bessere Arbeitszeitmodelle”.
Indes: Die Marketing-Tochter der Stadt sieht sich gut auf die Sommersaison vorbereitet. Die PMSG möchte unter anderem mit Potsdams Parks und Gärten sowie seiner Lage an den Havelseen überzeugen.
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