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17 Etagen hoch ist das Mercure-Hotel.
© Sebastian Gabsch PNN

Herausgeputzt fürs 50. Jubiläum: So sehen die neuen Zimmer im Potsdamer Mercure-Hotel aus

Das 17-stöckige Mercure-Hotel in der Potsdamer Mitte wurde in den vergangenen Monaten grundlegend saniert. Die PNN haben sich vor Ort umgesehen – und den Hoteldirektor gefragt, was zum 50. Jubiläum passiert.

Potsdam - Daniel Schmidt muss ein bisschen suchen, bis er ein freies Zimmer findet. Zu fast 100 Prozent ist das Hotel Mercure in der Potsdamer Innenstadt an diesem Tag Anfang April ausgelastet, ein guter Tag also aus Hoteldirektorensicht. Doch dann hat er eines gefunden, die 1105 ist noch frei und kann vorgezeigt werden. Denn wie fast alle Räume in dem 17-stöckigen Gebäude ist das Zimmer im elften Stock im vergangenen Jahr renoviert worden – pünktlich zum 50. Jubiläum des Hauses. Höchste Zeit also, sich mal wieder in Potsdams bekanntestem Hotel umzusehen.

In den Zimmern ist nur eines gleich geblieben: der Grundriss. Sonst wurde nahezu alles herausgerissen und ersetzt, was nicht niet- und nagelfest war. Das Bett, die meisten Möbel, die Tapeten, der Fernseher, der Bodenbelag. Nur die Bäder wurden dieses Mal nicht angefasst, sie sind erst 2012 erneuert worden. Hier im elften Stock hat das Zimmer der Kategorie Standard nun graue beziehungsweise grau-silbern gemusterte Wände, ein dunkles Bettgestell und einen Boden in Holzoptik.

Die Zimmer wurden bei laufendem Betrieb renoviert

In zwei Etappen haben sich die Handwerker vorgearbeitet, so Schmidt. Einige Etagen waren von Februar bis April letztes Jahres an der Reihe, die nächsten im Juli und August – bei laufendem Betrieb. „Die betreffenden Etagen waren in der Zeit natürlich nicht bewohnt.“ Auch die Teppiche im Gang wurden bei der Gelegenheit erneuert, sie ziert jetzt ein geometrisches Muster aus zackigen Linien. Für alle sichtbar wurde auch der Schriftzug an der Fassade ausgewechselt. „Und noch einiges mehr, was niemand sieht“, sagt Schmidt. Dazu zählt etwa die Lufttechnik, die Brandmeldeanlage, die Notstromanlage. „Viele Kleinigkeiten, die aber trotzdem alle sehr viel Geld kosten“, so der Direktor. Wie viel insgesamt in das Haus investiert wurde, will er aber nicht sagen.

Das Signal allerdings ist klar, da ist sich Schmidt sicher: Event Hotels, also der Betreiber hinter den Mercure Hotels, will das Potsdamer Haus langfristig erhalten. Vorbei sind die Spekulationen um den Abriss des Hotels, der jahrelang im Raum stand. Erst im September 2016 wurden diese Pläne endgültig beerdigt, seitdem ist Ruhe eingekehrt. „Da denkt keiner mehr dran“, sagt Schmidt.

Er kam ohnehin erst nach dem Ende der großen Debatten ins Haus, im April 2018 übernahm er vom krisengeprüften Marco Wesolowski den Direktorenposten. Vorher hatte Schmidt in Hannover gelebt und gearbeitet, doch in Potsdam fühlt er sich wohler, wie er sagt. „Die Menschen sind sehr nett, wie in meiner Heimat Dresden“, sagt er. Die Hannoveraner hat er etwas reservierter erlebt. „Hier fühle ich mich wie zu Hause, obwohl ich ja 200 Kilometer entfernt bin.“ Direkt in Potsdam haben er, seine Frau und die beiden elf und 13 Jahre alten Töchter sich nicht niedergelassen, sie haben ihr neues Zuhause in einer kleinen ostbrandenburger Kommune gefunden. „Aber es gibt genug Abende, an denen es später wird und an denen ich hier im Hotel übernachte“, sagt Schmidt. Ein bisschen Potsdamer ist er also doch geworden.

210 Zimmer in sechs Kategorien gibt es

60 Mitarbeiter und acht Auszubildende hat Schmidt in Potsdam zu führen, auch Urgestein Michael Häberer, der schon seit 1977 im Haus arbeitet und heute Küchenchef ist, ist noch dabei. 210 Zimmer sind in dem Hochhaus untergebracht, in insgesamt sechs Kategorien: Es gibt 105 Standard-Zimmer, 75 etwas besser ausgestattete Superior-Zimmer, neun Räume der Kategorie „Privilege“ in einem der oberen Stockwerke, 13 Dreibettzimmer für Familien, sechs Junior Suiten und zwei Suiten. Ein Standard-Zimmer kostet zwischen 80 und 200 Euro – je nachdem, wann man bucht, erklärt Schmidt. Am günstigsten sei es für Frühbucher. Und je länger man bleibt, desto weniger kostet die einzelne Nacht.

Die Zahl der Geschäftsreisenden überwiegt die der Touristen etwas, sagt Schmidt, vor allem unter der Woche. Die Business-Leute kommen aus aller Welt angereist, während die Wochenendtouristen eher aus Deutschland stammen. Die meisten Geschäftsreisenden kommen im Mai, Juni und September, während bei Touristen eher Juli und August beliebt sind. Über das Jahr verteilt hat das Mercure eine Auslastung von gut 70 Prozent, sagt Schmidt. Das ist kein schlechter Wert, hier wie in anderen Potsdamer Häusern sind die Zahlen in den vergangenen Jahren gestiegen. 

Doch Schmidt will noch mehr. „Es gibt auch Häuser mit einer durchschnittlichen Auslastung von über 90 Prozent.“ Er findet, dass Potsdam immer noch nicht ausreichend wahrgenommen wird, oft als Tagesausflugsziel von Berlin aus betrachtet wird. „Wir müssen es schaffen, dass noch mehr Menschen für mehr als nur einen Tag in die Stadt kommen. Und dann vielleicht von hier aus einen Tagestrip nach Berlin machen.“

Ein Brunch mit Sektempfang zum Jubiläum

Jetzt steht erstmal das Jubiläum an. Am 1. Mai, also auf den Tag genau 50 Jahre nach der Eröffnung 1969, findet im Hotelrestaurant ein spezieller Brunch statt, bei dem es Köstlichkeiten aus den vergangenen 50 Jahren geben wird. Zur Begrüßung empfängt Schmidt die Gäste persönlich mit einem Glas Sekt im 17. Stock – viel mehr wird aber nicht passieren. „Wir haben das bewusst eher kleingehalten“, so Schmidt. Eine richtige Begründung dafür liefert er nicht, es scheint eher so, als stünde die Rückbesinnung auf die DDR-Vergangenheit des Hauses gerade nicht so weit oben auf seiner Agenda.

Schmidt will lieber nach vorne schauen, die Auslastung weiter steigern. Und den Umbau weiter voranbringen, abgeschlossen ist dieser nämlich noch nicht. Der 15. und der 16. Stock müssen noch renoviert werden. Da bleibt für Nostalgie wohl nicht viel Zeit.

Chronik: Die Geschichte des Hotels

  • Gebaut wurde das Hotel im Potsdamer Lustgarten vor fast 50 Jahren als Interhotel. Geplant hatte es ein Architektenkollektiv unter der Leitung von Sepp Weber, die Fertigstellung war 1969. Der Prestigebau sollte höchsten internationalen Standards entsprechen. Das Hotel war eines der modernsten der DDR.
  • Nach der Wende übernahm die Mercure-Kette das 17-stöckige Hochhaus, sanierte es und nahm einige Umbauten vor
  • Mit dem Neubau des Landtags in Gestalt des ehemaligen Stadtschlosses vis-à-vis dem Hotel begann die Abrissdebatte. Als dann 2012 Potsdam-Mäzen Hasso Plattner anbot, am Standort des Hotels eine Kunsthalle zu bauen, schien das Ende des Mercure besiegelt. Doch nach einigem Hin und Her nahm Plattner von seinen Plänen Abstand – auch, weil Potsdamer Bürger dagegen protestiert hatten und das Hotel nicht verlieren wollten
  • 2013 präsentierte Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) seinen neuen Schlachtplan zur Beseitigung des „städtebaulichen Missstands“, doch er bekam keine Mehrheit. Stattdessen wurde eine Planungswerkstatt beschlossen
  • 2015 wurden die Ergebnisse des 500 000 Euro teuren Werkstattverfahrens präsentiert. Alle sieben Vorschläge sahen einen Abriss des Hotels vor, an seiner Stelle sollte eine „Wiese des Volkes“enstehen
  • 2016 rückt die Stadtspitze überraschend von den Abrissplänen ab. Ausschlaggebend war eine erfolgreiche Unterschriftensammlung der Bürgerinitiative „Potsdamer Mitte neu denken“, die zwar für unzulässig erklärt wurde, das Rathaus aber dennoch unter Zugzwang setzte. Am Ende wurde ein Kompromiss ausgehandelt: Die Fachhochschule sollte abgerissen werden, das Mercure aber bis auf Weiteres stehen bleiben dürfen. 

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