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Das Tulpenfest findet am 12. und 13. April 2019 im Holländischen Viertel statt.
© Ralf Hirschberger/dpa
Exklusiv

Fest im Holländischen Viertel: Der große Potsdamer Tulpenfest-Streit

Die neue Veranstalterin und die früheren Organisatoren ringen um die Zukunft des Tulpenfestes im Holländischen Viertel in Potsdam.

Potsdam - Vor dem Tulpenfest an diesem Wochenende gibt es hinter den Kulissen heftigen Streit, wer das traditionsreiche Spektakel in den nächsten Jahren veranstalten soll. Die Kontrahenten sind Alice Paul-Lunow und ihre Agentur „Fine Emotions Events“, die das diesjährige Fest organisiert – zu dem am heutigen Samstag und am Sonntag insgesamt rund 30.000 Besucher im Holländischen Viertel erwartet werden. Auf der anderen Seite steht Hans Göbel vom vornehmlich ehrenamtlichen Förderverein zur Pflege niederländischer Kultur, der in der Vergangenheit das Fest gestemmt hat.

Beide Seiten bestätigten jetzt auf PNN-Anfrage, dass sie das Tulpenfest im kommenden Jahr ausrichten wollen – und erheben jeweils Vorwürfe gegen die Konkurrenz. Göbel sagte, eigentlich habe man schon dieses Jahr das Tulpenfest durchführen wollen. Allerdings habe die Agentur von Paul-Lunow schon Anfang 2018 „alle infrage kommenden Termine“ für ihr kommerzielles Tulpenfest „beantragt und damit blockiert“. Die Agentur verfolge ihre eigenen Ziele und „das Gerücht, helfend eingesprungen zu sein, ist somit Unsinn“. Man konzentriere sich jetzt auf die Vorbereitung der Tulpenfeste ab 2020, betonte Göbel in der Mitteilung.
Geschäftsfrau Paul-Lunow konterte diese Aussage am Freitag. „Unsere Agentur wird das Fest auch im nächsten Jahr realisieren“, teilte sie auf PNN-Anfrage mit. Dazu gebe es bereits eine Kooperation mit der Aktionsgemeinschaft Holländisches Viertel e.V. und den Hotels der Potsdamer Erfa-Gruppe, in der die wichtigsten Gästehäuser der Stadt organisiert sind. Man habe das Fest – „nach der Absage 2018 und nachdem es auch 2015 schon ausfiel, im vergangenen Jahr neu aufgestellt und mit unseren Partnern neu entwickelt“, so Paul-Lunow.
Die Agenturchefin betonte auch, die Stadt Potsdam, der Einzelhandel und die Gastronomie und Hotels seien für das Engagement sehr dankbar gewesen – sie „realisieren das Projekt gemeinsam mit uns ebenso wie die vielen neuen holländischen Partner“. Mit einem Seitenhieb auf die früheren Veranstalter und die Absagen fügte sie hinzu, es sei wichtig „ein zuverlässiger Partner zu sein“, um den Reiseveranstaltern und Gästen in der Nebensaison „ein Angebot zu machen, dass dann auch wirklich stattfindet“. Sie sehe auch keinen Grund dafür, das Tulpenfest „nicht in der gleichen zuverlässigen Form weiterzuführen, die nebenbei gesagt keine öffentlichen Zuschüsse bekommt, während die traditionelleren Feste in der Vergangenheit meist subventioniert waren, trotz Eintrittsgeldern in derselben Höhe“. Tatsächlich hatten die früheren Organisatoren des Tulpenfests um Göbels Verein wie berichtet auch schon vor der Absage 2015 mit massiven Problemen zu kämpfen, etwa wegen der Logistik und finanzieller Unwägbarkeiten.

Sticheleien und Erklärungen

Allerdings sieht sich Vereinschef Göbel für einen neuen Anlauf gerüstet: In punkto Tulpenfest solle bei der geplanten Neuauflage „wieder die gewohnte Qualität mit unseren langjährigen Partnern einziehen“. Dazu gehörten – neben den niederländischen und deutschen Gruppen und Handwerkern beim Fest – auch die Stadt Potsdam und nicht zuletzt die vielen Geschäfte im Holländischen Viertel. Im vergangenen Jahr hatte es unter anderem Kritik daran gegeben, dass nur wenige Standbetreiber aus den Niederlanden angereist waren. Die Organisatorin hatte das vor allem damit begründet, dass sie sehr kurzfristig Händler heranholen musste.

Für dieses Jahr verspricht Paul-Lunow, man habe das Fest mit den Anwohnern und Gewerbetreibenden gestaltet – gerade hiesige Händler sollten von dem Fest partizipieren. Ferner habe man aber auch kleine holländische Händler für das Fest gewinnen können. Göbel sagte dazu, „einige unserer Partner leben von derartigen Veranstaltungen und werden daher aufgrund einer Anfrage auch auf dem diesjährigen Agenturfest vertreten sein.“

Schon vergangenes Jahr hatten sich beide Seiten gestritten, unter anderem sah Göbel die Marke Tulpenfest verletzt. Er hatte ferner kritisiert, dass Paul-Lunow nicht vor der Übernahme des Festes mit dem Verein gesprochen und dessen schwierige Lage ausgenutzt habe. Auch damals kündigten beide Seiten an, das Fest in diesem Jahr ausrichten zu wollen – mit jetzt bekanntem Ausgang. Göbel sagte, auch wegen möglicher Imageschäden für das Fest habe er entschieden, dass juristische Schritte wie einstweilige Verfügungen „keine Option“ seien.
Über dem Fest an diesem Wochenende liegt aber noch aus einem anderen Grund ein Schatten: Im Vorfeld hatte die evangelische Landeskirche kritisiert, dass im Holländischen Viertel auch noch am Sonntag gefeiert wird und dort alle Geschäfte offen sind – ausgerechnet am Gedenktag zur Nacht von Potsdam, als 1945 weite Teile der Innenstadt bei einem Bombenangriff verwüstet wurden.

Die Tickets für das Tulpenfest kosten 5 Euro für Erwachsene, 2,50 Euro ermäßigt, Kinder bis 6 Jahre dürfen umsonst auf das Gelände. Geöffnet ist Samstag und Sonntag von 10 bis 19 Uhr.

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