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Zu wenig Zuschauer fanden den Weg ins Karl-Liebknecht-Stadion in Babelsberg.
© Sebastian Gabsch

Potsdam: Dem SV Babelsberg 03 fehlen 150.000 Euro

Der SV Babelsberg 03 rechnete in dieser Saison mit deutlich mehr Zuschauern. Unter anderem deshalb fehlen 150.000 Euro in der Kasse. Jetzt reagiert der Kiezklub.

Potsdam - Wenn der SV Babelsberg 03 um Geld bittet, gehen bei vielen die Alarmglocken an. Zu unschön sind die Erfahrungen mit und um den Kiezklub, als dass die Meldung über einen temporären finanziellen Engpass als normaler Umstand am Ende einer Saison registriert werden kann. 

Doch die Vereinsführung beschwichtigt und hofft, dass mit dem vorgezogenen Verkauf von Dauerkarten für die nächste Saison die Lücke schnell geschlossen werden und darüber hinaus zugesagte und fällige Einnahmen generiert werden können.

Es dürfte fast in jedem semiprofessionellen Fußballklub zum Tagesgeschäft gehören, dass die Vereinsfunktionäre mit dem Etat jonglieren, um monatliche Kosten wie Gehälter für Spieler, Trainer und Geschäftsstellen-Mitarbeiter, eventuelle Siegprämien, Krankenkassen- und Versicherungsbeiträge oder Kosten für Sicherheitspersonal an Spieltagen zu zahlen. Als „Knochenarbeit“ beschrieb unlängst SVB-Aufsichtsratsmitglied Uwe Schilde das tägliche Geldbeschaffungsprogramm. 

SV Babelsberg rechnete mit mehr Zuschauern

Bei der Etatplanung kalkuliert der SVB – wie jeder andere Verein – mit Faktoren, die zwar bekannt, aber nicht immer beeinflussbar sind. So hat der Kiezklub mit mehr Zuschauern gerechnet, als in dieser Saison tatsächlich den Weg ins Karl-Liebknecht-Stadion fanden. Selbst bei Highlights wie gegen Lok Leipzig blieb der Zahl der Zuschauer deutlich unter den Erwartungen. 

Der Schwund betrifft nicht nur den SVB, auch andere Potsdamer Top-Vereine haben mit rückläufigem Interesse zu kämpfen – zu den ersten Meisterschafts-Playoff-Spielen der so erfolgreich wie noch nie spielenden Volleyballerinnen des SC Potsdam etwa kamen keine tausend Zuschauer.

Es  zeichnete sich bereits ab, dass es wieder eng werden könnte

„Die Liquiditätslücke ist da und es hatte sich bereits über die Saison hinweg abgezeichnet, dass es – wie in den letzten Jahren auch – hinten raus wieder eng werden könnte“, schreibt SVB-Vorstandsmitglied Christian Lippold im Fanforum, nachdem es dort vereinzelt zu Unkenrufen über eine äußerst prekäre Lage gekommen ist. Die Lücke sei nicht so groß, „dass der Verein morgen krachen geht“, so Lippold, aber zu groß, um es „laufen zu lassen“. Laut Vorstandschef Archibald Horlitz begleitet den SVB ein Defizit von etwa 150.000 Euro. 

Nulldrei-Präsident Archibald Horlitz steht vor wichtigen Personal- und Finanzierungsfragen.
Nulldrei-Präsident Archibald Horlitz steht vor wichtigen Personal- und Finanzierungsfragen.
© P. Könnicke

Löhne und Gehälter konnten bislang dank kurzfristiger Maßnahmen immer bezahlt werden. „Es ist der niedrigste Fehlbetrag der vergangenen fünf Jahre“, macht Horlitz den Unterschied zu vergangenen Miseren deutlich. Klein- oder schönreden will er die Situation aber nicht. In der kommenden Woche wollen sich Vorstand und Aufsichtsrat zu intensiven Finanzgesprächen und -planungen für die kommende Saison treffen. Auch wenn, wie Lippold betont, der Verein bei den Ausgaben bereits sehr sparsam agiert, soll es weitere Kostenreduzierungen geben. 

Kapitän Saalbach ist bereits in der Geschäftsstelle tätig

Bei der Neubesetzung der Geschäftsstelle, die durch den Abgang des langjährigen Leiters Björn Laars zum Saisonende notwendig wird, ist einer interne Lösung vorgesehen. Nulldrei-Kapitän Philip Saalbach, der bereits jetzt in der Geschäftsstelle tätig ist und in den vergangenen Monaten viel Netzwerkarbeit zwischen Potsdamer Vereinen wie dem VfL und dem SC Potsdam sowie den Potsdamer Royals und Turbine Potsdam geleistet hat, soll sukzessive mehr Verantwortung in der SVB-Geschäftsstelle übernehmen. 

Für Lippold gehört es zur „gesunden Philosophie, keine teuren ’Wundermanager’ zu akquirieren, sondern mit Personen aus den eigenen Reihen oder dem eigenen Umfeld zu agieren“. Weitere personelle Veränderungen würden Horlitz zufolge weitere Kosten reduzieren. Zudem kündigte er einen geringeren Etat für die Regionalliga-Mannschaft in der kommenden Saison an.

Wunsch nach mehr Sponsoren

Die aktuelle Deckungslücke ist aber nicht nur das Resultat ausbleibender Zuschauer. „Uns fehlen auch fest zugesagte Gelder, deren Bearbeitung länger dauert als gedacht“, so Horlitz. Fakt ist aber auch, dass es nicht gelungen ist, mehr beziehungsweise größere Sponsoren zu gewinnen. Doch sieht SVB-Vorstandsmitglied Lippold hier vor allem Potenzial, im Zuge der energetischen Sanierung das „Grüne Stadion“ als Marke zu vermarkten. 

Tatsächlich gebe es einen neuen Sponsor, der in Kürze vorgestellt werden soll, der den SVB gerade wegen der nachhaltigen Ausrichtung unterstützen will. Zudem appelliert Lippold an die eigenen Reihen – nicht nur zum Erwerb einer Dauerkarte für die kommende Saison, was angesichts der bislang noch immer offenen Trainerfrage einiges an Vertrauen voraussetzt. Doch die Entscheidung naht: SVB-Chef Horlitz plant, Ende April den neuen Nulldrei-Trainer vorzustellen.

Geld der Fanszene fehlt noch

Einer der Gründe für die aktuell leere Kasse beim Kiezklub ist mehr als hausgemacht und wird von Vorstandsmitglied Lippold auch genannt: „Es fehlt immer noch das versprochene und fest eingeplante Geld der Fanszene hinsichtlich des finanziellen Schadens aus dem Pokalfinale.

Gemeint sind mehrere Tausend Euro, die der Verein nach Fanausschreitungen während des Pokal-Endspiels gegen Energie Cottbus vor einem Jahr an Strafe zahlen musste.

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