Monet in Potsdam: Das sagen die Besucher zur großen Barberini-Schau
2400 Besucher am ersten Tag: Der Ansturm auf die Ausstellung “Monet. Orte” im Museum Barberini in Potsdam ist groß. Wir haben uns bei den ersten Gästen umgehört.
Potsdam - Vor der Tür des Museums Barberini posiert eine junge Frau vor der Handykamera ihres Freundes. Xin Bao kommt aus China, ihr Freund Donyeck Zu aus Südkorea. Das Paar lebt und studiert seit einem Jahr in Berlin. Der Impressionist Monet fasziniere ihn, sagt Zu. Er selbst sei Pianist und interessiere sich besonders für die Musik des Impressionismus. Zu Monet erkenne er Parallelen und das empfinde er als inspirierend. Bao war bereits einmal in Potsdam, für einen Tagesausflug mit ihren Eltern. "Potsdam ist sehr elegant und ruhig. Hier gibt es weniger verrückte Menschen als in Berlin”, glaubt sie. Im Barberini waren die beiden zum ersten Mal. Die Tickets haben sie online bestellt.
Am Samstagmorgen hatten die Besucher noch in einer langen Schlange vor dem Barberini gestanden. Doch gegen Mittag hat sich der Andrang bereits gelegt. Das liegt nicht zuletzt am ausgefeilten Buchungssystem. Die Karten sind generell an stündliche Eintrittszeiten gebunden, die Kontingente für die Zeitfenster sind begrenzt. Durch diesen gezielten Internetverkauf möchte das Museum den Andrang regulieren und Schlangen zu Stoßzeiten vermeiden – offenbar funktioniert das.
2400 Besucher allein am Samstag
Am Samstag seien rund 2400 Besucher gekommen, teilte das Museum am Sonntag mit. Die Besucher hätten sich durch die vorab gekauften Online-Tickets und Zeitfenster für den Besuch gleichmäßig über den Tag verteilt. Erst nach 18 Uhr seien es weniger geworden. Für Sonntag waren alle Online-Zeitfenster ausverkauft, aber es gab zunächst noch Karten an der Kasse. Die Schau ist dem Museum zufolge die bisher größte Monet-Ausstellung in Deutschland.
Lob von den Besuchern: Die Schau sei eindrucksvoll und gut kuratiert
Besucher Ernst-Christian Stein findet die Ausstellung “eindrucksvoll”. Er hat sie bereits am Freitag gesehen, denn er war bei der Vernissage. Der Mäzen Hasso Plattner habe mit seinem Engagement die Kulturlandschaft in Potsdam “um zwei Sterne angehoben”, findet der Kaufmann Stein. Plattner habe viele “vernünftige Ideen” für die Stadtentwicklung. “Wir können dankbar sein”, sagt Stein. Er selbst sei begeistert, nicht nur vom Museum Barberini, sondern insgesamt vom Alten Markt. Die rekonstruierten historischen Gebäude seien attraktiv für Besucher, ganz im Gegensatz zu DDR-Plattenbauten. Diese Ansicht setze sich auch zunehmend durch, glaubt Stein.
Familie Lößner ist zum ersten Mal im Museum Barberini. Zum Familientreffen sind die Lößners nach Potsdam gekommen. Sie wohnen in Magdeburg, Cottbus und Jena. Da sei die Landeshauptstadt bestens geeignet, um sich in der Mitte zu treffen. Die Monet-Ausstellung sei wunderbar kuratiert, finden sie alle.
Heu oder Getreide? Die Monet-Forschung hat die Frage geklärt
In den Ausstellungsräumen schlendern die Besucher entspannt von Raum zu Raum. Viele haben einen Audioguide im Ohr, der einen Teil der Werke erläutert. Die Schau zeigt verschiedene Schaffensperioden Monets.
Mittendrin hängt ein Gemälde namens “Getreideschober” von 1890. Es erregt kaum Aufsehen, einige Menschen machen Fotos mit dem Smartphone. Wenig deutet daraufhin, dass es sich hierbei um den teuersten Monet der Welt handelt. Die Hasso-Plattner-Stiftung hatte es im Mai 2019 für knapp 111 Millionen Dollar (etwa 102 Millionen Euro) beim Auktionshaus Sotheby’s ersteigert, das jedoch lange geheim gehalten. Erst am Donnerstag bestätigte Hasso Plattner im PNN-Interview, dass die Stiftung der Käufer war.
Das Bild ist Teil einer Bildserie von 1890/91, deren französischer Titel “Meules” lautet. Das wird mitunter auch mit “Heuschober” übersetzt. Auf dem Hof des Barberini wurde als Hommage ein großer Heuhaufen aufgeschüttet. Das kann für Verwirrung sorgen. Denn bekanntlich ist Heu getrocknetes Gras – kein Getreide.
Was Monet wirklich gemalt hat, erklärt Kurator Daniel Zamani: “Die Objekte auf Monets Bildern sind lange Zeit für Heuschober gehalten worden”, sagt er. “Inzwischen ist in der Forschung jedoch geklärt, dass es sich um Getreide handelt – also um Weizen, Gerste oder Hafer -, das man mit Stroh zudeckte, um es vor Feuchtigkeit und Nässe zu bewahren.” Auf dem Hof stünde nur deshalb ein Heuhaufen, weil es die spezielle Art des Schobers, die der französische Impressionist malte, in Brandenburg gar nicht zu finden sei.
In den “Meules” genannten Schobern lagerten die Bauern der Normandie im 19. Jahrhundert das Getreide ein, bevor es weiterverarbeitet werden konnte. Die Geschichte dahinter erklärtdie Website des Auktionshauses Sotheby’s. Nach der Ernte folgt in der Landwirtschaft das Dreschen. Dabei werden Korn und Halm voneinander getrennt. Nicht jedes Dorf besaß jedoch zu Monets Zeiten eine eigene Dreschmaschine. Oft mussten die Bauern mehrere Monate warten, bis ein Drescher in ihr Dorf kam. Um das wertvolle Material bis dahin vor Umwelteinflüssen und Schimmel zu schützen, legten die Bauern mit großer Sorgfalt jene Stapel mit spitzer Kuppel an, die Monet so faszinierten.
Zuvor hatten bereits andere Künstler die mächtigen Getreideschober in Szene gesetzt, etwa Jean-François Millet, die Landschaftsmaler der Schule von Barbizon oder der Impressionist Camille Pissarro. Auch Vincent van Gogh malte Getreideschober, allerdings mit einer Fülle von Details. Auf die verzichtete Monet ebenso wie auf die Darstellung von Personen oder Tieren. Er konzentrierte sich allein auf die Schober und die Wirkung des Lichtes.
"Vor den Winterlandschaftsbildern sollte man Mützen austeilen"
Besucherin Sabine Händler-Garlipp fotografiert ihrem Lebensgefährten vor dem “Getreideschober”. Dass das Werk extrem teuer ist, überrascht sie. Ihr habe es einfach spontan gefallen, sagt die gebürtige Berlinerin, die jetzt in Leipzig lebt. In Ausstellungen findet sie es besonders faszinierend, dass Gemälde unterschiedlich wirkten, je nachdem, wie weit entfernt man als Betrachter davon stünde.
In der Monet-Ausstellung habe ihr ein Raum mit Winterlandschaftsbildern besonders gut gefallen, sagt sie, besser sogar als die teuren Schober. „Dort sollte man Mützen austeilen”, schlägt sie vor. Denn beim Betrachten werde es einem richtig kalt. Wie lange sie sich in der Ausstellung aufhalte? “Wir bleiben bis wir satt sind”, sagt sie. Denn großartige Kunst sei wie gutes Essen.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität