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Wo die wilden Wölfe wohnen. In Brandenburg leben nach Angaben des Landesumweltamtes 37 Wolfsrudel und ein Wolfspaar.
© Holger Hollemann/dpa

Demo vor dem Landtag Brandenburg: Streit um Wölfe geht weiter

Wolfsgegner demonstrieren am Samstag vor dem Brandenburger Landtag in Potsdam. Naturschützer antworten mit einer Petition pro Wolf.

Potsdam - Die Wolfsgegner setzen auf persönliche Präsenz, die Befürworter auf Papier: Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Brandenburg hat am Freitag eine Petition „für ein Wolfsmanagement mit intelligenten Lösungen“ gestartet. Damit wolle man ein Gegengewicht zu „polemischen Forderungen“ aus der Politik und von einigen Landnutzerverbänden schaffen, die „wolfsfreie Zonen“ in Brandenburg einrichten wollen.

Der Bauernbund ruft zur Demo auf

Die Petition ist die Antwort auf die Ankündigung des Brandenburger Bauernbundes, der am heutigen Samstag um 10 Uhr vor dem Landtag in Potsdam eine „Protestdemonstration gegen die Ausbreitung der Wölfe“ veranstaltet. Der Bauernbund, die Vertretung der landwirtschaftlichen Familienbetriebe, möchte mit der Demonstration seiner Forderung Nachdruck verleihen, große Teile Brandenburgs zur wolfsfreien Zone zu machen, da die Wildtiere immer wieder Nutztiere reißen würden. „Überall, wo Menschen und Weidetiere sind, müssen Wölfe konsequent gejagt werden“, verlangt Verbandschef Marco Hintze, Landwirt aus Krielow (Potsdam-Mittelmark). Bei der Demo dabei ist auch das Netzwerk Wolfsfreie Gemeinden, ein Zusammenschluss von Kommunen, die auf ihrem Gebiet keine Wölfe dulden wollen.

BUND lehnt wolfsfreie Zonen ab

Wenn solche wolfsfreien Zonen umgesetzt würden, „dann ist das faktisch die Wiederausrottung des Wolfes in Brandenburg“, entgegnet Axel Kruschat, Landesgeschäftsführer des BUND. Die Petition des Verbands wird vom Naturschutzbund (Nabu) Brandenburg sowie vom Verein Wolfsschutz-Deutschland unterstützt. „Wir sehen, dass der Wolf den Weidetierhaltern Probleme macht und eine zusätzliche Herausforderung bei ihrer Arbeitet bedeutet“, erklärt Kruschat. Hier müsse den Landwirten vom Land endlich mehr Unterstützung gegeben werden. „Die Unterstützung kann jedoch nicht darin liegen, die streng geschützte Tierart in Brandenburg wieder auszurotten“, so Kruschat. Auch müsse die Bevölkerung mehr über den Wolf informiert werden. Viele Menschen, gerade im ländlichen Raum, seien verunsichert. „Die aufkommenden Ängste kann man nicht einfach ignorieren“, sagt der Verbandschef. Damit die Bürger ein möglichst reales Bild vom Wolf bekämen, müsse mehr Aufklärungsarbeit betrieben werden. Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) sei als Vermittler gefordert, er müsse „dauerhafte und angemessene Maßnahmen zur Minderung der Konflikte mit dem Wolf besser fördern“.

Minister Vogelsänger hält Management für gut

Ein Defizit im Konfliktmanagement sieht das Agrarministerium nicht. „Der Wolf ist die Tierart, mit der wir uns am meisten beschäftigen“, sagt Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade. Das Land setze ausreichend Geld und Personal ein, um die Konflikte zu mildern. „Der Wolf stellt tatsächlich für viele Menschen im ländlichen Raum ein Problem dar. Dafür haben wir Verständnis“, sagt Schade. Die Einrichtung von wolfsfreien Zonen hält er aber nicht für den richtigen Weg. „Rechtlich ist die Einrichtung solcher Zonen gar nicht möglich“, sagt er. Zu diesem Ergebnis kam auch der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundetages. Schließlich sei der Wolf streng geschützt. Auch technisch wären solche Zonen nicht umsetzbar, meint Schade. „Die jeweiligen Orte müssten sich einzäunen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir wieder Mauern im Land möchten“, sagt er. Und, drittes Problem aus Ministeriumssicht: Wer schätzt ein, wann tatsächlich Gefahr durch einen Wolf gegeben ist?

Bund will rechtliche Fragen zum Wolf klären

Die Umweltministerkonferenz von Bund und Ländern hat dazu am Freitag einen Beschluss gefasst, der Klarheit in die Wolfsdebatte bringen könnte. Spätestens bis zum Frühjahr 2019 soll der Bund eine rechtssichere Grundlage zur Entnahme, also zum Abschuss problematischer Wölfe, zum Schutz von Weidetierhaltern vorlegen. Zudem sollen von Wölfen verursachte Schäden künftig zu 100 Prozent erstattet werden. Darauf hatte Brandenburg gemeinsam mit dem Bund und einigen anderen Ländern bei der EU gedrängt. Doch laut Minister Vogelsänger könne das nur ein Etappenziel sein: „Wir müssen uns im Klaren sein, dass angesichts der weiter steigenden Zahlen der Wölfe mehr Geld für die Prävention und die Entschädigung nicht das Allheilmittel sein kann, um alle Probleme zu lösen“, sagte Vogelsänger. „Wir brauchen weiterhin klare Handlungsmöglichkeiten für Regionen, in denen der natürliche Erhaltungszustand der Wölfe langfristig gesichert ist.“

Das Landesumweltamt geht derzeit davon aus, dass 37 Wolfsrudel und ein Paar in Brandenburg leben. Da die Zahl der Tiere innerhalb eines Rudels stark schwanken kann, werden keine Angaben zur Gesamtzahl gemacht. Seit 1990 fielen im Land 72 Wölfe dem Straßen- und einer dem Eisenbahnverkehr zum Opfer. Das entspricht 70 Prozent aller Wolfstotfunde. Des Weiteren wurden 16 illegal geschossene Wölfe bekannt. Elf der toten Wölfe erlagen sonstigen Ursachen und bei vier Tieren konnte die Todesursache nicht mehr ermittelt werden.

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