In Cottbuser Labor nachgewiesen: Corona-Mutation B117 jetzt auch in Brandenburg
Die Infektion mit der britischen Variante des Coronavirus bei einem Mann in Spree-Neiße nachgewiesen. Potsdam legt ein umfangreiches Schutzkonzept mit tausenden Spucktests vor.
Potsdam - Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) mahnt vor dem bevorstehenden nationalen Impfgipfel eine größere Verlässlichkeit des Bundes an, um für Deutschland genügend Impfstoff bereitzustellen. „Zu den Fehlern, die gemacht wurden, sollten alle offen stehen“, sagte Woidke in einem PNN-Interview. Er verwies darauf, dass er Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) um Prüfung gebeten habe, ob einheimische Unternehmen helfen können, die Impfstoffengpässe zu überwinden. „Wir haben in Brandenburg Firmen aus der pharmazeutischen, aus der chemischen Industrie, die dazu bereit wären“, sagte Woidke. „Es wäre ein wichtiges Signal, es könnte helfen, die Beschaffung von Impfstoff zu beschleunigen."
Am Donnerstag war in Brandenburg erstmals die britische Mutation des Coronavirus nachgewiesen worden. „Das war absehbar und stellt uns noch einmal vor besondere Herausforderungen, weil offensichtlich die Infektiosität, die Ansteckungsgefahr durch diese Mutation noch einmal deutlich steigt“, so Woidke. „Mir ist deshalb diese Botschaft wichtig: Es ist zu früh für Lockerungsdebatten!“
Leichter übertragbar
Die B117-Variante des Coronavirus sei bei einem Mann aus dem Landkreis Spree-Neiße festgestellt worden, der seit Dienstag in Isolation sei, teilte das Gesundheitsministerium mit. Das habe ein Labor am Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus nachgewiesen. Die Virusvariante ist Experten zufolge leichter übertragbar und womöglich auch tödlicher als die bislang vorherrschende. In mehreren Bundesländern wurden bereits Fälle nachgewiesen. In Berlin war die ansteckende Variante beim Berliner Krankenhauskonzern Vivantes ausgebrochen, ein Mitarbeiter ist in Potsdam-Mittelmark unter B117-Verdacht und in Quarantäne. Für Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) ist wichtig, dass sich die Mutation nicht ausbreitet. Dies würde die Erfolge bei der Eindämmung des Coronavirus gefährden, die sich langsam einstellten, betonte sie.
Sie zeigte sich aber nicht überrascht: „Es war nur eine Frage der Zeit, bis die britische oder südafrikanische Corona-Mutante auch in Brandenburg nachgewiesen wird.“ Der Landrat des Kreises Spree-Neiße, Harald Altekrüger (CDU), bat die Bevölkerung, besonnen zu reagieren. „Unser Gesundheitsamt hat sofort die Kontaktnachverfolgung aufgenommen und wird unverzüglich alle Kontaktpersonen testen und isolieren“, sagte er laut der gemeinsamen Mitteilung der Landesregierung, des Kreises und des Klinikums.
Referenzlabor am Klinikum
Seit Anfang dieser Woche werden am Carl-Thiem-Klinikum Nachweise der britischen Virusvariante geprüft. Bisher seien 73 Sars-CoV-2-Proben darauf untersucht worden. In etwa zwei Wochen werde das Referenzlabor am Klinikum „in größerem Maßstab“ Proben aus ganz Brandenburg auf mögliche Mutationen analysieren können. Über das Potsdamer Bergmann-Klinikum sind nach Angaben des Klinikumchefs bereits 100 Proben sequenziert worden, 70 bislang ohne Mutationsbefund. Auch das Bergmann will in spätestens zwei Wochen selbst auf Mutationen prüfen können – bis zu 480 Proben täglich.
Die Impfungen in Brandenburg gehen voran – aber bei den Zweitimpfungen hinkt das Land im bundesweiten Vergleich hinterher, vor allem in Pflegeheimen. Bis Mittwoch erhielten 4978 Menschen eine zweite Impfung, damit liegt Brandenburg auf dem 14. Platz der 16 Länder, wie aus Zahlen des Robert Koch-Instituts vom Donnerstag hervorgeht. Unter den Zweitgeimpften in Brandenburg sind nur 21 Pflegeheimbewohner.
Tausende Spucktests
Die Landeshauptstadt Potsdam kündigte am Donnerstag ein umfangreiches Schutzkonzept mit einer eigenen Corona-Ampel für die Stadt an. Dazu gehören strengere Regeln für Pflegeheime. Dort sei die Lage dramatisch, 70 Prozent der Corona-Toten in der zweiten Welle seien Pflegeheimbewohner, das sind etwa 100 Potsdamer. Mit dem Einsatz von tausenden Spucktests will Potsdam zudem am Montag die Kitas wieder öffnen.
Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) dagegen bekräftigte am Donnerstag, dass die Schulen im Land nach den Winterferien nicht öffnen könnten – auch die Grundschulen nicht. „Die Mutationen machen uns Sorge“, sagte Ernst. „Solange wir die Auswirkungen nicht kennen und wie wir sie in den Griff kriegen, können wir keine Entscheidung zur Schulöffnung treffen.“ Ernst gab an, dass der Distanzunterricht mit den bisherigen Ausnahmen bis mindestens 14. Februar fortgesetzt werde.
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