Schule in Pandemiezeiten: Brandenburger Lehrer schreckt Corona nicht ab
Die Bedenken waren groß: Werden zum Schuljahresstart in Brandenburg trotz Corona genügend Lehrer zum Unterricht erscheinen? Die Zahlen aus der ersten Woche zeigen: Nur wenige Pädagogen haben sich vom Präsenzunterricht abgemeldet.
Potsdam - Die Zahl der Lehrer in Brandenburg, die coronabedingt nicht zum Präsenzunterricht erschienen ist, ist gering. Nur 0,9 Prozent der Lehrer hätten sich zu Schuljahresbeginn abgemeldet, teilte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Donnerstag im Bildungsausschuss des Landtages mit. Bei knapp 21 000 Lehrern im Land wären das rund 200 Pädagogen, die wegen des Corona-Risikos von zuhause oder in besonders geschützten Bereichen der Schulen arbeiten müssten. Lehrerverbände und Opposition hatten damit gerechnet, dass eine Vielzahl von Lehrern nicht in den Schulen eingesetzt werden könnten, weil sie zur Risikogruppe zählen.
"Die Zahl zeigt, dass sich die Lehrer auf den Unterricht gefreut haben", so Ernst. Allerdings sei die Zahl der Abmeldungen wegen anderer Erkrankungen leicht gestiegen, sagte die Ministerin ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Dass so viele Lehrer zum Unterricht angetreten seien, verdiene Anerkennung, sagte die Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Petra Budke, im Ausschuss. "Auf Lehrer wird immer gern geschimpft, oftmals zu Unrecht", twitterte der CDU-Bildungspolitiker Gordon Hoffmann aus der Sitzung. Dass trotz Corona fast alle Lehrkräfte an Bord seien, sei eine tolle Nachricht.
Lehrer müssen ein ärztliches Attest vorlegen
Eine coronabedingte Befreiung vom Präsenzunterricht ist allerdings nicht mehr ohne Weiteres möglich. Lehrer müssen wie berichtet ein ärztliches Attest vorlegen aus dem hervorgeht, dass ernste gesundheitliche Gründe gegen einen Einsatz im Klassenzimmer sprechen. Das Ministerium behält sich auch vor, bei zweifelhaften Fällen einen Amtsarzt hinzuziehen. Das hatte Ernst vor einer Woche bei der Vorstellung des Hygienekonzepts zur Wiederaufnahme des Regelbetriebs an den Schulen deutlich gemacht.
Coronabedingte Schulschließungen habe es in Brandenburg bislang nicht gegeben, so Ernst. "Man darf sich aber keinen Illusionen hingeben", so die Ministerin. Es werde Fälle geben, in denen Schüler in Quarantäne müssen oder ganze Klassen nicht zum Unterricht erscheinen können. Wie berichtet sind derzeit 68 Grundschüler der Potsdamer Eisenhart-Schule in häuslicher Isolation, nachdem sie zum Ferienende Kontakt mit einem infizierten Horterzieher hatten.
Ernst: Maskenpflicht wird akzeptiert
Um das Risiko einer Infektion in den Schulen möglichst gering zu halten, hat das Brandenburger Kabinett eine Maskenpflicht in Schulgebäuden beschlossen, die aber nicht während des Unterrichts und auf Pausenhöfen gilt. "Das war keine leichte Entscheidung", so Ernst. Eine Maske in der Schule zu tragen sei etwas anderes, als den Mund-Nasen-Schutz kurz beim Einkaufen benutzen zu müssen. Da die Erfahrungen aus dem Lockdown aber gezeigt hätten, dass der Präsenzunterricht Priorität haben müsse, habe man sich entschieden, alle Maßnahmen zu treffen, die einen Regelbetrieb trotz Corona ermöglichen. Sie habe den Eindruck, dass die Maskenpflicht an den Schulen "im Großen und Ganzen hohe Akzeptanz findet", so Ernst. Der Wunsch nach einer Maskenpflicht habe auch in der Elternschaft überwogen. Das Signal des Landeselternrates sei gewesen: "Bitte tut alles, damit der Regelunterricht möglichst lange ungestört stattfinden kann."
Das bedeutet auch Einschränkungen für manche Fächer: Singen und das Musizieren mit Blasinstrumenten im Unterricht seien aufgrund der bisherigen infektiologischen Erfahrungen derzeit nicht zu verantworten, hatte das Ministerium festgelegt. Sportunterricht sollte möglichst im Freien stattfinden, ist aber unter Einhaltung von Hygienestandards auch in der Halle erlaubt.