Brandenburg baut Hochschulen aus: Bis zu 5000 neue Studienplätze
Wachstumsschub für Hochschulen: Die Zahl der derzeit 48 000 Studierenden in Brandenburg soll deutlich steigen. Für Fachhochschulen plant das Land eine Millionenförderung.
Potsdam - Das Land Brandenburg will die Studienplatzkapazitäten in den kommende Jahren um rund zehn Prozent ausbauen. Die Gesamtzahl der Studierenden könne somit von aktuell 48 000 auf über 52 000 steigen, sagte Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) am Montag vor der Presse. Es gehe darum, die Studierendenzahlen im Land insgesamt „moderat“ zu steigern. Dafür sollen nun die Voraussetzungen geschaffen werden. Die Universität Potsdam hatte vor kurzem erst angekündigt, die Zahl der Studienplätze um bis zu 15 Prozent erhöhen zu wollen.
Dass der angestrebte Ausbau der Studierendenzahlen insgesamt im Land weitere Engpässe auf dem Wohnungsmarkt – gerade in der angespannten Situation in der Landeshauptstadt Potsdam – mit sich bringen dürfte, ist auch Ministerin Münch klar. Sie kündigte daher an, neue Richtlinien zum studentischen Wohnen im Wohnungsbauprogramm des Landes anzustreben. Ziel sei, die Zahl studentischer Wohnungen zu steigern. Auch sollte durch eine bundesweite Bafög-Novelle mehr Geld für die Mieten zur Verfügung stehen.
Spezielles Zukunftsprogramm für Fachhochschulen
Um die vier Fachhochschulen des Landes mit ihren rund 13.500 Studierenden bei dem Ausbau mitzunehmen, legt das Land aktuell ein spezielles Zukunftsprogramm für die Fachhochschulen auf, wie die Ministerin nun ankündigte. Bislang sei ein Großteil der stark gestiegenen Studienplatznachfrage vor allem an die Universitäten gegangen. Dieses Missverhältnis soll nun aufgelöst werden, indem auch die FHs gestärkt werden. „Es geht aber nicht darum den Unis weniger Geld zu geben, sondern die Fachhochschulen sollen mehr erhalten“, erklärte Münch. Zumal die Fachhochschulen in den vergangenen Jahren zur „dynamischen Entwicklung“ des Lands wesentlich mit beigetragen hätten.
Das FH-Zukunftsprogramm sieht vor, die Fachhochschulen in speziellen Förderlinien mit 3,1 Millionen Euro jährlich sowie 22 zusätzlichen Professuren zu stärken. Hinzu kommen einmalig 2,4 Millionen Euro für hochschulübergreifende Forschung und die Erstausstattung der Professuren. Für das neue Förderprogramm können sich die Fachhochschulen Brandenburg an der Havel, Eberswalde, Potsdam und Wildau sowie die anwendungsbezogenen Teile der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus Senftenberg aktuell noch bewerben, die Finanzierung starte 2019.
Hochschulübergreifende Innovations- und Karrierecenter sollen 20 Promotionsstellen sowie die Möglichkeit für Post-Doc-Stellen erhalten. Mit dem Förderprogramm sollen mit Blick auf Fachkräfteausbildung Karrierewege gestärkt und die Fachhochschulen im bundesweiten Wettbewerb attraktiver werden. Durch Personalausbau soll die Strategiefähigkeit und Schlagkraft der Hochschulen erhöht werden. Auch gehe es darum, durch die praxisbezogene Lehre der FHs den Fachkräftebedarf im Land gezielter decken zu können. Dazu war das Angebot dualer Studiengänge, eine Kombination aus Studium und praktischer Arbeit in Firmen, seit 2015 von 10 auf mittlerweile 32 verdreifacht worden, so die Ministerin.
Fachhochschulen geht es vor allem um die Promotion
Den Fachhochschulen im Land geht es vor allem um die Möglichkeit zur Promotion von Studierenden, was bislang den Universitäten vorbehalten war. In Brandenburg ist das in enger Kooperation mit Uni-Professoren bereits jetzt schon an Fachhochschulen möglich. Durch die neue Fördermöglichkeit werde man nun aber vom Bittsteller zum Ideengeber, erklärte Wilhelm-Günther Vahrson, Präsident der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE). Denn die FH-Dozenten erhielten nun das Vorschlagsrecht für die Promotionsthemen, so Vahrson. Er erwartet durch das neuen Förderprogramm einen strukturierten Zugang für FHs zur Promotion. Ministerin Münch formulierte die neue Situation folgendermaßen: „Die Fachochschulen werden nun durch die Mitgift der Förderung für den Bräutigam von der Universität attraktiver.“ Das Programm sei bundesweit einzigartig, so Münch. An den Fachhochschulen des Landes werden aktuell jeweils bis zu zehn Nachwuchsforscher im Jahr promoviert.
Autonomes Fahren und Insektensterben
Die FH Wildau will sich für das neue Förderprogramm unter anderem mit Vorhaben im Bereich der Biomedizin und der Zukunft des autonomen Fahrens bewerben, so die Präsidentin Ulrike Tippe. Für einen Studiengang zur computergesteuerten Mobilität sei ein fächerübergreifender Ansatz notwendig. „Denn dabei kommen neben rein technischen auch juristische und soziale Fragen zum Tragen“, so Tippe. Die HNE will sich unter anderem Fragen der Biodiversität annehmen. Einen neuer Studiengang zu Konzepten der Landnutzung und Biodiversität ist geplant. „Das ist ein hochaktuelles Thema, die Zahl der Insekten ist in den vergangenen 25 Jahren um 75 Prozent gesunken“, sagte HNE-Präsident Vahrson.
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