Studieren in Potsdam: Mehr Praxis gegen den Fachkräftemangel
Die Fachhochschule Potsdam startet den dualen Studiengang Bauingenieurwesen. Dabei soll es allerdings nicht bleiben.
Potsdam - Die Fachhochschule Potsdam (FH) bietet ab diesem Jahr den neuen dualen Studiengang Bauingenieurwesen an, für den die FH mit rund 40 Kooperationspartnern aus Wirtschaft und Verwaltung zusammenarbeitet. Besonders der Landesbetrieb Straßenwesen, mit dem die FH am Montag einen Kooperationsvertrag unterzeichnete, erhofft sich davon dringend benötigten Nachwuchs. „Mit diesem Angebot wollen wir den Fachkräftenachwuchs für Planung und den Bau unserer Straßen in den kommenden Jahren sichern“, sagte Brandenburgs Verkehrsministerin Kathrin Schneider (SPD) im Rahmen der Vertragsunterzeichnung.
Der duale Studiengang mit dem Abschluss „Bachelor of Engineering“ dauert insgesamt vier Jahre und ist damit ein Jahr länger als die normalen Bachelor-Studiengänge für Bauingenieurwesen, umfasst dafür aber zwei komplette Praxissemester, die die Studierenden bei den jeweiligen Kooperationspartnern verbringen werden. Auch in der vorlesungsfreien Zeit werden die dual Studierenden in den Betrieben arbeiten. Um die Attraktivität des Angebotes zu steigern, wird der Studiengang zunächst zulassungsfrei sein, also ohne Numerus Clausus. Pro Jahrgang gibt es zehn Plätze, zusätzlich zu den 85 Plätzen im nicht-dualen Bachelor-Studiengang Bauingenieurwesen.
Bei Erfolg soll der Studiengang erweitert werden
„Wenn der Studiengang Erfolg hat und weiter nachgefragt wird, dann ist geplant, ihn in den kommenden Jahren auch auszubauen“, so FH-Präsident Eckehard Binas. Auch weitere Studienrichtungen der FH, darunter Sozialwesen, Information und Dokumentation sowie Design und Architektur, sollen laut Binas künftig um duale Studiengänge ergänzt werden.
Das duale Angebot im Bauingenieurwesen wird vom brandenburgischen Wissenschaftsministerium gefördert: Drei Jahre lang fließen jeweils 90 000 Euro. Die Maßnahme sei dringend nötig gewesen, so Schneider: „Angesichts der vielen Investitionen in Hoch-, Tief- und Wohnungsbau muss uns die Entwicklung der Fachkräftezahlen beunruhigen.“ In den brandenburgischen Unternehmen würden mehrere Tausend Ingenieure fehlen, so Schneider. Ein Trend, der sich durch die demografische Kurve ab Mitte der 2020er-Jahre weiter verschärfen werde: „Die geburtenstarken Jahrgänge gehen nach und nach in den Ruhestand“, sagte Schneider. „Wir müssen jetzt anfangen, den Nachwuchs aufzubauen.“ Binas stimmte dem zu: „Es gibt großen Nachholbedarf: In anderen Bundesländern gibt es eigene Hochschulen für duales Studium.“
Auch die Anita Tack, verkehrspolitische Sprecherin der brandenburgischen Linkspartei, lobte den Schritt: „Zu empfehlen wäre, dieses Kooperationsbeispiel weiterzuführen und auch auf andere Gebiete wie Städtebau und Wohnen auszudehnen.“ Rund 30 duale Studiengänge gibt es derzeit in Brandenburg.
Professorenmangel in Brandenburg
Das neue Angebot der FH teilt sich in drei Studiengänge auf, von denen zwei einen spezialisierten Schwerpunkt haben: Bauingenieurwesen, Siedlungswasserwirtschaft und Infrastruktursysteme. Siedlungswasserwirtschaft konzentriert sich verstärkt auf Planung und Bau von Kanalisationsnetzen, Kläranlagen oder Wasserwerke, Infrastruktursysteme legt das Augenmerk auf Verkehrssysteme, Wasser- und Energieversorgung. „Ein Bauingenieur kann heute nicht mehr alles wissen“, sagte Bernd Schweibenz, FH-Dozent für Bauingenieurwesen. „Wir reagieren damit auf moderne Entwicklungen, und dafür braucht man Spezialisierung.“
Neben dem Landesbetrieb Straßenwesen gehören zu den Kooperationspartnern der FH die Firmen Strabag, die Gleisbauer Spitzke, die Berliner Wasserbetriebe und zahlreiche kleinere Unternehmen aus Brandenburg.
Die Nachfrage nach dem dualen Studiengang ist hoch: Allein über den Landesbetrieb Straßenwesen gab es schon knapp 90 Bewerbungen auf die zehn Plätze. Bewerben kann man natürlich auch normal über die FH, die Frist endet am 15. August, Start des Studienganges ist im Wintersemester.
Bedarf und Interesse sind also vorhanden, doch Binas weist darauf hin, dass eine Erhöhung der Studienplätze für das duale Angebot davon abhängt, ob es auch genügend Professoren gibt: „Die sind im Bauingenieurwesen schwer zu finden.“ Das hänge unter anderem mit der Besoldung zusammen, die deutlich unter den Gehältern liege, die in der freien Wirtschaft gezahlt werden. „Das ist ein erheblicher Wettbewerbsnachteil. Daran muss etwas geändert werden, sonst laufen wir in eine Falle hinein“, sagte Binas.
Hintergrund: Neuer Masterstudiengang an der Uni Potsdam
Zum Wintersemester 2018/2019 startet an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam der englischsprachige Masterstudiengang „Data Science“. Das Studium dauert vier Semester. Die Veranstaltungen finden an den Standorten in Griebnitzsee und Golm statt. Der interdisziplinär angelegte Masterstudiengang „Data Science“ verbindet Inhalte aus Informatik, Mathematik, Wirtschaftsinformatik und Naturwissenschaften. Zudem gibt es einen starken Forschungs- und Praxisbezug. Die Studierenden werden innerhalb ihres Studiums in ein Forschungsprojekt der Universität Potsdam oder einer der Potsdamer Forschungseinrichtungen eingebunden. Ein Industriepraktikum wird ebenfalls angeboten. Die Universität Potsdam ist führend auf dem Gebiet Data Science. Die Absolventen können in der Forschung, in Unternehmen und der Start-up- Szene arbeiten. Bewerbungen für das Masterstudium sind bis zum 1. September 2018 möglich.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität