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Boris Becker
© SWR

TV-Doku zum 50. Geburtstag von Boris Becker: Begrabt mich in Wimbledon

Das Erste schenkt Boris Becker zum 50. Geburtstag eine XXL-Doku. Der Tennis-Star wehrt sich gegen Vereinnahmungen.

Das wirkt fast staatsmännisch: 90 Minuten Doku über eine Person in der Primetime, so etwas gibt es öffentlich-rechtlich normalerweise nur bei Helmut Kohl oder Adenauer. Boris Becker scheint sich ähnlich um Deutschland verdient gemacht zu haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass das Erste dem Ex-Tennisstar zwei Tage vor dessen 50. Geburtstag eine anderthalbstündige Doku spendiert. Da wird dann auch noch der turnusmäßige Polit-Talk „hart aber fair“ geopfert.

Erfahren wir Neues über den Mann, der 1985 mit 17 Jahren als erster Deutscher das Tennisturnier in Wimbledon gewonnen hat? Über dessen vielen privaten und beruflichen Ups and Downs in den 30 Jahren danach, zwischen Leimen, Monte Carlo und London? Jein. Das Autorenteam Hanns-Bruno Kammertöns und Michael Wech hatte Becker mehrere Monate lang begleitet. Der Dreh begann, bevor eine angebliche Pleite des Wahl-Londoners Thema wurde. Dieser Aspekt als Störenfried der Doku. Der Film wirkt ein wenig wie eine Abrechnung, wobei man merkt: Jeder Satz hier ist vermint. Es gibt laufende Verfahren.

Stattdessen: viele PR-Bilder für das Geschäftsmodell Boris Becker. Mit Frau Lilly in Monte Carlo bei Prinz Albert, Becker beim Pokern, Becker im Weißen Haus, Becker beim Papst in Rom. Statements von Ex-Trainer Günther Bosch, Ex-Manager Ion Tiriac, Michael Stich, Beckers Schwester oder Jugendfreunde, die bezeugen, was für ein starker, auch verletzbarer Charakter Boris Becker sein kann. Fallen, Wiederaufstehen. Fast sinnbildlich: das Humpeln Beckers nach schwerer Fuß-OP zuletzt. Becker wehrt sich gegen Vereinnahmungen. Und sagt in die ARD-Kamera: „Ich bin nicht euer Boris. Ich bin erwachsen.“ Er möchte in Wimbledon begraben werden, am Ort seines größten Triumphes.

„Boris Becker – Der Spieler“, Montag, ARD, 20 Uhr 15

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