Potsdamer Olympia-Nachnominierungen: Aus vier mach sechs
Zwei weitere Kanu-Rennsportler aus Potsdam haben ihre Tickets für Olympia in Rio erhalten. Die Canadierfahrer Stefan Kiraj und Jan Vandrey kamen zu ihrer Nachnomninierung, weil andere Nationen wegen massiver Dopingvergehen von den Spielen ausgeschlossen wurden.
Der KC Potsdam wird sechs statt nur vier Kanu-Rennsportler zu den Olympischen Spielen 2016 schicken. Neben den bereits zuvor nominierten Franziska Weber, Conny Waßmuth, Sebastian Brendel und Ronald Rauhe haben am gestrigen Dienstag auch ihre Vereinskollegen Stefan Kiraj und Jan Vandrey offiziell die Tickets für Rio erhalten. Der Hintergrund: Die Kanu-Nationalmannschaften von Weißrussland und Rumänien wurden wegen massiver Dopingvergehen von den Spielen ausgeschlossen, wodurch die Quotenplätze auf Grundlage der Ergebnisse bei den Qualifikationregatten neu verteilt werden müssen – im Canadierbereich bekommt Deutschland demnach zwei solcher Startberechtigungen und kann somit doch in allen zwölf Bootsklassen an den Start gehen. „Gott sei Dank setzt sich nun am Ende Leistung durch und Betrug wird bestraft“, wird Chef-Bundestrainer Reiner Kießler in einer gestern vom Deutschen Kanu-Verband (DKV) veröffentlichten Pressemitteilung zitiert.
Die zwei entstandenen freien Plätze im deutschen Nationalteam nehmen der aus Spremberg stammende Kriaj und der gebürtige Schwedter Vandrey ein. Beide wurden dem Deutschen Olympischen Sportbund zur Nachnominierung vorgeschlagen, was von dem Gremium so abgesegnet wurde. Ralph Welke, der nicht nur Cheftrainer des KC Potsdam ist, sondern auch Bundestrainer in der Disziplingruppe Canadier, erklärt: „Der Ausschluss von Nationen war schon seit geraumer Zeit im Gespräch. Wir hatten damit geliebäugelt, dass uns vielleicht noch nachträglich Quotenplätze zugesprochen werden, und haben die möglichen Kandidaten daher auch in den vergangenen Wochen voll im Training durchziehen lassen. Wir haben sie am Kochen gehalten.“
Kirah fährt den Einer, Vandrey zusammen mit Brendel den Zweier
Stefan Kiraj blieb hinsichtlich des Rio-Einsatzes im Einer über 200 Meter auf Betriebstemperatur, Jan Vandrey für den 1000-Meter-Zweier mit Brendel. Sowohl Kiraj als als auch Vandrey/Brendel hatten beim Weltcup in Racice einen Podestplatz – dritter beziehungsweise zweiter Rang – belegt, womit sie die geforderten Qualifikationskriterien erfüllten. „Die Nominierungen sind also vollends gerechtfertigt“, meint Welke.
Dessen nachrückende Schützlinge befinden sich derweil angesichts ihres bevorstehenden Olympiadebüts im Stimmungshoch. „Das ist der Wahnsinn, überwältigend. Es ist eine große Ehre, doch dabei sein zu dürfen“, sagt der 24-jährige, zweifache U23-Vize-Europameister Vandrey laut DKV-Mitteilung. Und auch der 27 Jahre alte Stefan Kiraj, der in der Elite-Klasse bereits zwei Medaillen (je einmal Silber und Bronze) bei Weltmeisterschaften gewann sowie Ende Juli EM-Zweiter wurde, ist sehr erleichtert: „Da ist viel Freude dabei. Ich hatte ja weiter trainiert, weil es immer noch eine Minimalchance gab. Jetzt kann ich wieder besser schlafen.“
Novum: Potsdamer Paddler in neun von zwölf Bootsklassen vertreten
Dass vom KCP nunmehr ein Sextett bei Olympia am Zuckerhut antreten wird, sei „absolut herausragend“, findet Coach Ralph Welke. Nur 2012 habe der Verein mit sieben Leuten noch mehr olympische Teilnehmer auf dem Wasser gehabt. „Es wird diesmal aber ein Novum, dass wir in neun von zwölf Entscheidungen vertreten sind. So breit aufgestellt waren wir noch nie“, berichtet er nicht ohne Stolz und fügt an: „Jetzt müssen wir nur zusehen, dass wir auch erfolgreich sind.“ Vor vier Jahren in London war die Potsdamer Flotte am Gewinn von drei Gold- sowie einer Silbermedaille beteiligt.
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