Potsdamer Leichtathletik: Auf Jagd nach Normen
Ein Jahr nach den Sommerspielen von Rio herrscht bereits wieder ein gewisses olympisches Flair in der Leichtathletik, denn London - Olympia-Schauplatz von 2012 - ist WM-Gastgeber. Sportler der SC Potsdam kämpfen um ihren Platz im deutschen Team.
Der Leichtathletik-Standort Potsdam ist vor allem durch seine Geher und Werfer bekannt. Das hat sich so auch zum Start in die neue Freiluftsaison wieder bestätigt und lässt auf ein erfolgreiches Jahr hoffen. In dem gebe es das Ziel, möglichst viele Aktive zur Weltmeisterschaft, den U23- beziehungsweise U20-Europameisterschaften und den U18-Welttitelkämpfen zu bringen, hatte der leitende Landestrainer Kai-Uwe Meier vorige Woche erklärt, als die Bundeskadersportler des SC Potsdam im Trainingszentrum Luftschiffhafen vorgestellt wurden.
Bereits vier WM-Normerfüller vom SCP
Für das große Highlight der Saison, die Elite-WM vom 4. bis 13. August in London, haben bereits vier SCP-Asse die vom Deutschen Leichtathletik-Verband geforderte Qualifikationsnorm erfüllt. Zum einen das gehende Olympiatrio von Rio: Christopher Linke, Hagen Pohle und Nils Brembach. Über 20 Kilometer haben sie allesamt einen Haken hinter die Aufgabe von 1:21:45 Stunde gesetzt. Auf dem Weg nach London, wo die Medaillen auf dem Kurs der Sommerspiele von 2012 vergeben werden, macht die Gehergilde am Wochenende Station beim Europacup im tschechischen Podebrady. „Danach beginnt für uns die intensive WM-Vorbereitung“, erklärte Pohle.
An die Themse möchten auch Diskusspezialisten des SC Potsdam. Ihre Ambitionen untermauerte zum Saisonstart vor allem Kristin Pudenz. Beim Cup in Wiesbaden am Wochenende beförderte sie ihr Sportgerät auf die persönliche Bestweite von 62,90 Metern und übertraf damit die WM-Norm deutlich (61,20). Allerdings bedarf es wohl noch einer weiteren Steigerung. „Mir ist bewusst, dass bei der Leistungsstärke im eigenen Lande mindestens 65 Meter angeboten werden müssen, um einen der drei Startplätze für London belegen zu können“, meinte die Dritte der U23-EM von 2015. Dass Norm nicht gleich Nominierung bedeutet, hatte Pudenz vor einem Jahr erfahren müssen. Sie erbrachte zwar die Vorgabe für Olympia, wurde jedoch nicht mitgenommen, weil andere deutsche Frauen besser waren.
Auch Nachwuchs mit internationalen Startchancen
Genau so erging es in der männlichen Diskuskonkurrenz auch ihrem Vereinskollegen Markus Münch. Er nimmt sich für dieses Jahr eine Rückkehr nach London vor. „Dort war mein bisheriges sportliches Highlight, da will ich wieder hin“, sagte der 30-Jährige, der 2012 im Olympiaring stand. Die 65-Meter-Marke muss er nun knacken, um sich für eine WM-Berufung in Stellung zu bringen. In Wiesbaden reichte es zunächst nur zu 63,78 Metern. Knapp drei Meter hinter der Verbandsforderung blieb derweil Speerwerfer Bernhard Seifert. Und doch konnte er dem ersten Wettkampf der Saison unter freiem Himmel und seinen 80,11 Metern viel Positives abgewinnen. „So weit ging es am Anfang noch nie, im letzten Jahr begann ich bei 77 Metern. Die Veränderungen – besonders im Techniktraining – haben sich schon ausgezahlt“, bilanzierte er.
Neben den „Großen“ des SCP kämpfen auch die Potsdamer Nachwuchskräfte um internationale Meisterschaftseinsätze. Die Geherinnen Teresa Zurek, Julia Richter (beide U20) und Josephine Grandi (U18) haben ebenso gute Chancen darauf wie die diskuswerfenden Brüder Henning und Clemens Prüfer sowie Stabhochspringerin Friedelinde Petershofen (alle U23). In Petershofens Disziplin hat sich Potsdam mittlerweile auch zu einem angesehenen Standort entwickelt. Sogar WM-Kandidatinnen von der Havel gibt es: Olympiastarterin Annika Roloff und die Rio-Normerfüllerin Anjuli Knäsche, die jedoch nicht für den SCP auf Höhenjagd gehen, sondern für ihre Heimatvereine aus Niedersachsen beziehungsweise Schleswig-Holstein.
Gerhard Pohl
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