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Nullnummer. Enrico Stiegemanns (r.) Royals machten keine Punkte.
© Gerhard Pohl

Potsdam Royals: Auf dem Zahnfleisch zum Rückschlag

Erschöpfte Potsdam Royals verloren in der German Football League 1 ihr Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten Hildesheim Invaders. Und das gänzlich ohne eigene Punkte. Darüber ärgerte sich nicht nur die Potsdamer Kader-Überraschung.

Mit einem Überraschungsgast im Kader erlebten die Potsdam Royals eine bittere sportliche Überraschung. Am Samstag verloren sie daheim in der German Football League 1 gegen den Tabellenvorletzten der Nordstaffel, die Hildesheim Invaders, 0:14 (0:0, 0:0, 0:7, 0:7). Bei der Partie gab Vorjahres-Erfolgsquarterback Jacob Tucker ein Kurz-Comeback, denn der Urlaubsbesuch des US-Amerikaners wurde zugleich für einen Einsatz genutzt. Er durfte in Special-Team-Situationen und als Receiver ran. „Ich vermisse Potsdam und die Royals. Hier wurde ich so gut behandelt, deshalb wollte ich dieses Jahr wieder gern vorbeischauen“, sagte Tucker.

Nach der vorigen Saison habe er sich aus verschiedenen Gründen entschieden, in seiner Heimat zu bleiben. An der Universität von North Alabama ist er nun Footballtrainer. Sein Gastspiel im Stadion Luftschiffhafen hielt am Samstag für ihn eine völlig ungewohnte Erfahrung bereit. Jacob Tucker kannte es bisher nur, mit Potsdam zu gewinnen. Diesmal setzte es eine Niederlage. Die erste Pleite ohne einzigen eigenen Punkt seit den Anfängen der Royals Mitte des vergangenen Jahrzehnts. „Das war heute ein schwerer Tag für die Mannschaft“, meinte Tucker. 

Physische und psychische Schwächen gezeigt

Klares Ziel der Potsdamer war, vor der bis Anfang August andauernden Sommerpause wie beim Hinspiel einen Sieg gegen Hildesheim einzufahren, das Punktekonto in den positiven Bereich zu rücken und damit weiterhin gute Chancen auf die Playoff-Qualifikation zu haben. Doch stattdessen unterlagen sie. „Playoffmäßig sind die Messen ja jetzt fast gesungen“, sagte der sichtlich frustrierte Royals-Cheftrainer Michael Vogt. Nach neun von 14 Hauptrundenpartien ist seine Mannschaft weiterhin Fünfter der Nordgruppe bei drei Pluspunkten Rückstand auf die angepeilte obere Tabellenhälfte. Trotz der immer noch vorhandenen Möglichkeit wollte Vogt aber nichts vom Liga-Viertelfinale hören. Davon brauche man nicht zu reden, wenn man – mit Verlaub – keinen Zähler gegen die Invaders geschafft habe, grummelte er. Der Kontrahent aus Niedersachsen kämpft um den Klassenerhalt, hat zuvor lediglich gegen Schlusslicht Hamburg Huskies siegen können.

Dass ein solcher Außenseiter am Luftschiffhafen jubeln durfte, hatte drei wesentliche Faktoren. Einerseits agierten die Gäste entschlossen. Die Hausherren hingegen zeigten physische und psychische Schwächen. „Unsere Einstellung zum Spiel hat nicht gestimmt“, kreidete Vogt ein Mentalitätsproblem an. Der Biss habe gefehlt. Zugleich aber auch viele Leistungsträger. Die Königlichen kriechen auf dem Zahnfleisch, sind von Verletzungen geplagt. Neben den nationalen Ligapartien stecken Deutschlands großem Football-Emporkömmling als Zusatzbelastung auch drei intensive Europapokalauftritte in den Knochen. Sie wurden mit dem sensationellen Gewinn des EFL-Bowls, des zweithöchsten kontinentalen Titels, veredelt. Dieser Euphorie steht Erschöpfung gegenüber. 

Gefürchtetes Angriffsspiel nicht entfaltet

Kein vernünftiges Training sei zuletzt möglich gewesen, weil schlichtweg zu wenig einsatzbereite Spieler zur Verfügung stehen würden, erklärte der Coach. Vor allem in der Offensive – Potsdams Prunkstück – machten sich am Samstag die Ausfälle bemerkbar. Unter anderem mussten Max Zimmermann und Frederik Myrup Nielsen von außen zuschauen. Beide sorgten diese Saison bereits für je zehn Touchdowns und bilden damit das beste Receiver-Duo der ersten Liga. Deren Fehlen konnten die Royals nicht kompensieren, ihr sonst so gefürchtetes, von US-Quarterback David Austin Gahafer aufgezogenes Angriffsspiel fand keinerlei Entfaltung.

Den einen spielfreien Monat wird die Vogt-Truppe nun besonders zur Regeneration nutzen, um wieder in Form zu kommen. Trotz des Rückschlags gegen die Invaders betonte Michael Vogt: „Man sollte jetzt nicht den Fehler machen und alles schlechtreden.“ Nach wie vor sei es eine äußerst erfolgreiche Saison für den Aufsteiger. Jacob Tucker stimmte zu. „Die Jungs machen insgesamt einen tollen Job. Sie stecken in einem Prozess“, sagte der Ex-Spielmacher. „Durch den Sprung in die erste Liga müssen sie viele neue Herausforderungen bewältigen. Nicht alles kann da auf Anhieb klappen.“ Es sei nur ärgerlich, dass es ausgerechnet bei seinem Besuch dermaßen schieflief.

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