Sportstättensituation in Potsdam: Asche adé
Im Sportforum Waldstadt ist für fast 800.000 Euro ein moderner Fußball-Kunstrasenplatz entstanden. Er ersetzt die alte Tennen-Spielfläche, die für die ansässigen Potsdamer Vereine eine Belastung war. Das Defizit an Fußballplätzen bleibt in Brandenburgs Landeshauptstadt groß.
Grün statt Rot: Potsdams letzter großer Fußball-Tennenplatz ist Geschichte – die Aschefläche im Sportforum Waldstadt wurde durch einen modernen Kunstrasen ersetzt. Am Donnerstag weihten Oberbürgermeister Jann Jakobs und die Brandenburger Sportministerin Britta Ernst (beide SPD) die Spielstätte offiziell ein. Die Baumaßnahmen hatten im September 2017 begonnen und wurden unlängst abgeschlossen.
Insgesamt kostete das Projekt 774.600 Euro. Während die Stadt rund ein Drittel davon übernahm, wurde das Vorhaben vom Land mit knapp 506.000 Euro über das Kommunale Infrastrukturprogramm (KIP) gefördert. Mittels des Programms fließen unter anderem 23 Millionen Euro vom Jahr 2016 bis 2019 in die Verbesserung von Sportinfrastruktur. Vorige Woche ging ein KIP-Zuwendungsbescheid an den FSV Babelsberg 74 (Umwandlung Fußballplatz von Natur- in Kunstrasen inklusive Trainingsbeleuchtung) sowie den Segelverein Potsdamer Adler (Dachsanierung Vereinsgebäude).
Bessere Trainings- und Wettkampfbedingungen
Für die Nutzer des Sportforums Waldstadt ist es ein Segen, dass der Asche adé gesagt werden konnten. „Der Kunstrasen wertet unsere Anlage extrem auf“, sagte Bettina Stoof. Sie ist Nachwuchskoordinatorin des Frauenfußball-Bundesligisten 1. FFC Turbine Potsdam. Dessen Jugend hat in der Waldstadt ihr sportliches Zuhause. 130 Mädchen und junge Frauen trainieren dort, neun Mannschaften vom 1. FFC bestreiten ihren Spielbetrieb in jener Fußballstätte, die zu den frequentiertesten der Stadt gehört. Zwei Großfelder bietet das Areal. Neben einem Naturrasen auch den nun in Kunstrasen umgebauten ehemaligen Tennenplatz. Dadurch erhöhen sich die Nutzungsmöglichkeiten. „Es können jetzt zeitgleich auf beiden Feldern Punktspiele unter guten Bedingungen absolviert werden. Bisher sind wir einige Male in Terminnot gekommen“, sagte Stoof. „Und natürlich verbessert sich die Trainingssituation. Die Einheiten wurden fast immer auf Schotter gemacht. Das ist einfach nicht optimal.“
Jann Jakobs wusste dies zu illustrieren. Der rote, grobkörnige Belag „arbeitet sich sehr gut in die Haut ein“, beschrieb der Oberbürgermeister die körperlichen Spuren, die der Untergrund hinterließ, wenn man unsanft mit ihm in Kontakt kam. „Oh ja“, pflichtete ihm Rolf Kutzmutz, Präsident des 1. FFC Turbine, kopfnickend bei. Er könne aus eigener aktiver Zeit ein Lied davon singen.
Drastischer Mitgliederschwund wegen Schotterplatz
Ein besonders intensives Klagelied musste Jens Bellin anstimmen. „Wir haben sehr unter diesem Platz gelitten“, betonte das Vorstandsmitglied des FV Turbine Potsdam 55. Einst zählte der ebenfalls im Sportforum ansässige Club 400 Mitglieder. Mittlerweile sind es bloß noch 120 in sechs Mannschaften. „Die Leute sind uns davongerannt“, erzählte Bellin. „Überall in der Stadt gibt es tolle Plätze – und wir hatten hier nur diesen alten, nicht sonderlich gesundheitsfreundlichen. Darauf wollte keiner mehr spielen. Trainer konnten sich auch nicht mehr für uns begeistern.“ Nun hoffen sie beim FV 55, mit dem modernen Grün wieder attraktiver zu werden. Auch der Potsdamer FC 1973, der als dritter Fußballverein auf der Anlage mit etwa 40 Spielern in einem Männer- und einem Ü40-Team kickt, freut sich über die neue künstliche Spielwiese. 100 mal 64 Meter misst sie.
Derartige wettkampftaugliche Fußballflächen bleiben allerdings weiterhin Mangelware in Potsdam. „Wir haben immer noch ein Defizit von 50.000 Quadratmetern“, sagte Torsten Gessner aus dem Sport-Fachbereich der Stadtverwaltung. Das entspreche sechs oder sieben Großfeldern. Der Neubau von zumindest einer Anlage wird bereits konkret geplant. Mithilfe der KIP-Sportfördermittel des Landes Brandenburg soll im Norden nahe des Lerchensteiges ein Kunstrasenplatz für die Potsdamer Kickers errichtet werden, wie das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport in seiner Mitteilung erklärte. 2018/19 wird zur Umsetzung angepeilt. Die Suche und Prüfung weiterer möglicher Standorte – zum Beispiel die bereits diskutierte Waldfläche an der Babelsberger Rudolf-Breitscheid-Straße neben dem bestehenden Areal des FSV 74 – laufe seitens der Stadt umfangreich, so Gessner. Eines ist aber sicher: Aus Asche wird kein neuer Platz sein.
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