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Unbeliebte Asche in der Waldstadt. Getränkt von Blut und Tränen.
© A. Klaer

Miserable Sportstätten in Potsdam: Flucht vom Schotterplatz: Fußballverein Turbine Potsdam 55 schlägt Alarm

Der Fußballverein Turbine Potsdam 55 zählt 240 Mitglieder, die Mannschaften trainieren und spielen auf einem Schotterplatz. Weil der Sportplatz in so einem miserablen Zustand ist, fürchtet der Verein mittlerweile um seine Existenz.

Potsdam - Der Mangel an Sportstätten in Potsdam fordert Opfer. Der Fußballverein Turbine Potsdam 55 aus der Waldstadt hat seine zweite Mannschaft aus dem aktuellen Spielbetrieb der zweiten Kreisklasse zurückgezogen. „Die Perspektivlosigkeit bei der Sportstättenentwicklung lässt den Verein ausbluten“, alarmiert der Vereinsvorsitzende Enrico Jensch.

Rund 240 Mitglieder hat der Fußballverein, von Sechsjährigen bis zum Männerbereich. Fast der komplette Trainings- und Spielbetrieb findet seit Jahren auf einem Schotterplatz statt. Zwar gibt es einen Rasenplatz, doch wird der vorrangig von der zweiten Mannschaft des 1. FFC Turbine Potsdam in der zweiten Bundesliga genutzt. Die Vereine sind lediglich namensverwandt und ansonsten unabhängig voneinander.

"Die Eltern wollen das ihren Kindern nicht antun"

Seit Jahren weist der Vorstand des Waldstädter Turbine-Vereins bei den Diskussionen um den schlechten Zustand seiner Sportstätte darauf hin, dass wegen der schlechten Qualität Mitglieder verloren gehen und der Verein in seiner Existenz bedroht sei. Im Nachwuchsbereich könnten die Weggänge durch gute Arbeit und das Engagement der Verantwortlichen kompensiert werden. „Wobei wir vor allem nach den ersten Probetrainings viele Jugendliche wegen der Platzbedingungen an andere Vereine verlieren. Die Eltern wollen das ihren Kindern nicht antun“, erklärt Jensch.

„Im Männerbereich ist die Lage jedoch dramatischer“, so Jensch. Jeder zweite Spieler, der den Verein verlässt, gebe als Grund die Perspektivlosigkeit bei der Sportstätte an. Oft würden Interessenten, die zu einem Training kommen, schnell abwinken, wenn sie den Zustand der Sportstätte sehen. „Andere Spieler tun sich das nur eine Saison an und sind dann wieder weg“, sagt Jensch. „Die Spieler zieht es zu anderen Vereinen, die vor allem eines haben – einen besseren Platz“, meint er.

Kunstrasen sei dringend notwendig

Anderseits gebe es in der Waldstadt kaum alternative Fußballvereine, in denen Kinder trainieren können, denn der FV Turbine ist der einzige Fußballverein im Potsdamer Süden mit einem breiten Nachwuchsangebot. Daher sei ein Kunstrasenplatz im Sportforum an der Erich-Weinert-Straße nicht nur Wunsch, sondern dringende Notwendigkeit, betont Jensch. Bereits in den 90er Jahren wurde versucht, den Schotter- in einen Kunstrasenplatz umzuwandeln. „Dies gelang zum damaligen Zeitpunkt nicht und von der Stadt wurde ein Plan mit Bundesmitteln in Aussicht gestellt, welcher sich der Sportflächen annehmen sollte“, erinnert sich Jensch. Tatsächlich profitierten vom Goldenen Plan Ost auch Plätze in der Potsdamer Sportlandschaft davon. „Nicht jedoch das Sportforum Waldstadt“, bedauert der Turbine-Chef.

Zu den bekanntesten Fußballern, die ihre Karriere Zweitligisten RB Leipzig erzählte vor einiger Zeit in einem Zeitungsinterview, dass er sich gar nicht mehr erinnern könne, wie oft er mit blutigen Knien oder zerrissener Hose vom Training nach Hause kam.

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