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Endgültig fertig. Der letzte Bauabschnitt des im Juni eröffneten Freizeitbads blu ist abgeschlossen: Auch die Liegewiese hinter dem Bad ist nun fertig. 2900 Quadratmeter Fläche warten auf die Badegäste.
© Andreas Klaer

Potsdams neues Schwimmbad: Ansturm aufs blu

Das neue Schwimmbad ist jetzt endgültig fertig: Die Stadtwerke ziehen eine positive Zwischenbilanz, Besucher kritisieren lange Schlangen an der Rutsche.

Potsdam - Trotz aller Kritik am Erscheinungsbild des neuen Schwimmbads blu sind die Besucherzahlen höher als erwartet. Bis Ende September kamen 137 000 Badegäste – das sind zwölf Prozent mehr, als es der Betreiber, die kommunalen Stadtwerke, erwartet hatte. „Gerade in das Sportbad kommen deutlich mehr Gäste als noch in die alte Halle am Brauhausberg“, sagte Bäderchefin Ute Sello am Dienstag bei einem Rundgang mit Journalisten. Anlass war die Eröffnung der Liegewiese für das Familienbad. Damit ist der letzte Bauabschnitt des Anfang Juni eröffneten 40-Millionen-Euro-Baus am Leipziger Dreieck abgeschlossen.

Allein in das Sportbad kamen seit Eröffnung 17 Prozent mehr Besucher als erhofft. Für das Familienbad mit Rutsche, Strömungskanal und Kinderbereich zählten die Stadtwerke sogar 20 Prozent mehr Gäste als gedacht. Gerade im verregneten Sommer sei das blu ein beliebtes Ausflugsziel gewesen, sagte Sello – anders als die alte frühere Schwimmhalle war es auch in den Ferien geöffnet. Beschwerden gebe es für das blu bisher vor allem über die langen Wartezeiten an der großen gelben Reifenrutsche. „Diese können wir aber nicht verkürzen, sonst würde die Gefahr von Unfällen steigen“, sagte Sello. Ansonsten verfügt das blu nur noch über eine kleinere – und auch etwas langsame – Wellenrutsche. An weiteren Kritikpunkten wie der Beschilderung werde noch gearbeitet, sagte Sello.

Gerade mit dem Saunabereich kann das Bad Geld zurückholen, die etwa durch den Energieverbrauch entstehen

Trotz der positiven Zahlen sei aber noch nicht klar, ob der auf dreieinhalb Millionen Euro gedeckelte Zuschuss der Stadt für alle Bäder zu halten sei, sagte Sello auf PNN-Nachfrage. Dazu müsse man erst den Winter abwarten, wenn die höchsten Heizkosten anfallen. Zudem liegen die Besucherzahlen für die durchaus stilvolle blu-Saunalandschaft bisher unter den Erwartungen der Stadtwerke. 7500 Gäste wurden bis Ende September gezählt – das sind seit der Eröffnung nur rund 70 bis 80 Besucher am Tag.

Tatsächlich gilt die Saunalandschaft gerade mit Blick auf die Gesamtkosten für das Bad als wichtig – denn gerade in diesem Bereich lässt sich durch die höheren Ticketpreise Geld für den restlichen Betrieb verdienen. Zugleich verursachen die Saunen aber auch hohe Energiekosten, die erst einmal durch genügend zahlende Besucher refinanziert werden müssen. „Mit der beginnenden Saunasaison zählen wir aber jetzt schon mehr Gäste“, sagte Sello. Bis zum 21. Dezember gilt als weiterer Anreiz ein Spezialtarif von Montag bis Donnerstag. Für drei Stunden Sauna in den Abendstunden – beworben wird auch ein Aktions-Espresso-Sahne-Cocktail – sind dann 14 Euro zu zahlen. Zum Vergleich: Der normale Vier-Stunden-Tarif kostet 19 Euro.

Im nächsten Jahr will das Bad Besucher mit einer großen - und überraschend ruhigen - Liegewiese locken

Im nächsten Jahr will das Bad mit der 2900 Quadratmeter großen und überraschend ruhigen Liegewiese locken. Dort befindet sich auch ein Sandspielplatz mit Kletteranlage. Von der Wiese aus hat man zudem einen Blick auf das Metall-Kunstwerk „Natur und Technik“ des verstorbenen Potsdamer Künstlers und Ehrenbürgers Werner Nerlich. Dieses hing bis zuletzt an der alten DDR-Schwimmhalle, der Umzug und die Restaurierung kosteten 89 000 Euro. Die am Dienstag anwesende Familie des Künstlers bedankte sich ausdrücklich für diese Wertschätzung gegenüber der Kunst am Bau, wie es etwa von Nerlichs Sohn hieß.

Die Stadtwerke kündigten an, dass aus dem alten Bad noch eine tragende Säule mit Fliesen der bekannten Keramikerin Hedwig Bollhagen in das blu-Foyer umziehen werde. Dies sei aber erst zum Abriss der Halle geplant, der für das nächste Jahr vorgesehen ist. Momentan wird der inzwischen leerstehende Bau mit Zäunen gegen Vandalismus gesichert, nach dem Abriss ist der Bau von Wohnhäusern

„Vermutlich juristische Auseinandersetzungen“ wegen der fleckig wirkenden blu-Fassade

Das alte Bad war mit einem halben Jahr Verspätung eröffnet worden, überschattet von Kritik an den Familien-Eintrittspreisen und am Aussehen. Stadtpolitiker hatten mehr Rabatte für Familien mit mehr als zwei Kindern gefordert. Sello sagte, derzeit würde statistisch erfasst, wie viele kinderreiche Familien das Bad besuchen würden. Geplant sei zudem für das nächste Jahr ein Extra-Stromtarif der Energie und Wasser Potsdam (EWP) für kinderreiche Familien – mit zusätzlichen blu-Karten für Kinder, wie Stadtwerke-Chef Horst Müller-Zinsius sagte.

Gegenüber den PNN nahm Müller-Zinsius auch erstmals Stellung zur Ankündigung von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), wegen der fleckig wirkenden Fassade des neuen Schwimmbads werde es „vermutlich juristische Auseinandersetzungen“ mit beteiligten Baufirmen geben. Dieses Verfahren werde derzeit auf „Gutachterebene“ geführt, sagte Müller-Zinsius. Er hoffe auf eine finanzielle Entschädigung. Weitere Details nannte er nicht. Jakobs hatte beim SPD-Kreisparteitag im Juni betont, die Fassadenqualität sei nicht so, „wie sie hätte sein sollen“. Daher gehe es um Schadensersatzansprüche wegen der nicht fachgerecht ausgeführten Arbeiten, so das Stadtoberhaupt damals.

Ansonsten ist das Bad nun komplett fertig. Auch das neue, 18 000 Euro teure Logo am Eingang kann nun mit LED-Technik beleuchtet werden – vor allem abends. Beim Pressetermin war die blu-Logo-Erleuchtung wegen des hellen Sonnenlichts dagegen nicht wahrnehmbar.

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Hintergrund: Wenn Potsdam baden geht

Wegen des durchwachsenen Sommers waren die Strandbäder der Stadtwerke in diesem Jahr unterdurchschnittlich besucht. Insgesamt kamen 65 000 Besucher in beide Strandbäder, 38 000 davon in das Waldbad Templin, 27 000 in das Stadtbad Babelsberg. In den vergangenen beiden Jahren hatten die Stadtwerke jeweils rund 100 000 Gäste gezählt. Niedriger waren die Besucherzahlen zuletzt 2011 mit damals knapp 51 000 Badenden.

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