Bedürfnis nach einer Perspektive: Annalena Baerbock im Dialog mit Potsdams Kulturszene
Wie können Kunst und Kultur den Lockdown überstehen und langfristig überleben? Darüber diskutierte Grünen-Vorsitzende und Potsdamer Direktkandidatin Annalena Baerbock mit Kulturschaffenden aus der Stadt.
Potsdam - Ein stärkeres Ansehen der Kultur in der Gesellschaft, bessere Unterstützung für Ehrenamtliche und geringfügig Beschäftigte und bessere Regeln für die Corona-Hilfen: Die Anliegen, die Potsdamer Kulturschaffende an Annalena Baerbock herantrugen, waren vielfältig. Die grüne Bundesvorsitzende sowie Potsdamer Bundestagsabgeordnete und Direktkandidatin hatte am Mittwochabend zu einem digitalen Austausch mit Akteuren der Kulturszene aus der Landeshauptstadt und dem Umland geladen. „Kunst und Kultur sind am Anfang der Pandemie aus dem Blick geraten, das war fatal“, machte Baerbock gleich zu Beginn deutlich. Nun müsse es darum gehen, die Kultur dauerhaft am Leben zu erhalten.
Kino als Wirtschafts- und nicht als Kultureinrichtung
Carolin Huder, Geschäftsführende Vorständin der Neuen Kammerspiele in Kleinmachnow, bestätigte: „Wir haben uns vergessen gefühlt.“ Sie kritisierte die teils absurden Details der Förderrichtlinien. So falle ein Kino nicht in die Kategorie Kultur, sondern in die Wirtschaft, weshalb Kulturförderprogramme für das Kino in Kleinmachnow nicht in Anspruch genommen werden könnten.
Heike Bohmann, Geschäftsführerin von Nikolaisaal und Musikfestspielen Potsdam Sanssouci, merkte an, geringfügig Beschäftigte „fallen durch alle Raster“, wenn es um Corona-Hilfen gehe. Sabine Chwalisz, die Künstlerische Leitung der fabrik Potsdam, kritisierte, Stipendienprogramme könnten zwar kurzfristig Linderung verschaffen, seien aber keine Dauerlösung.
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Baerbock sagte, der Föderalismus sei in der Pandemie teils eine Stärke gewesen, doch gerade bei den Hilfen und Förderrichtlinien habe man auch dessen Grenzen erkannt. „Wir haben gesehen, dass es einfach ist, Verantwortung nach unten zu schieben“, sagte Baerbock. Ihr sei bewusst, dass die Förderungen bei manchen gut ankommen, andere aber immer noch nicht ausreichend abgesichert seien, etwa die Solo-Selbstständigen. Es sei „ein Langzeitprojekt“, so Baerbock, das aus den sogenannten freiwilligen Aufgaben des Bundes eine langfristige Absicherung der Kultur werde.
"Wir sind lebensrelevant"
Ein weiteres Anliegen der Kulturschaffenden war das – schon des öfteren artikulierte – Bedürfnis nach einer klaren Perspektive. „Wir sind nicht system-, wir sind lebensrelevant“, sagte Bettina Jahnke. Die Intendantin des Hans Otto Theaters forderte zumindest eine Form der Öffnung der Theater. „Wir haben das Theater neu erfunden und alles umgestellt.“ Man habe dafür gesorgt, dass überall vor und hinter der Bühne die Abstände eingehalten werden könnten. Trotzdem ist bislang unklar, wann die Kulturorte wieder öffnen.
Auch Heike Bohmann vom Nikolaisaal sagte, das Wiedereinstiegsszenario sei für sie „ein Buch mit sieben Siegeln“. Sabine Chwalisz machte ihre Sorge deutlich, dass das Publikum nach der Öffnung nicht zurückkommen könnte.
Baerbock zeigte Verständnis für den Bedarf nach einer klaren Perspektive. Sie verwies auf einen Antrag der Grünen zu einem bundeseinheitlichen Stufenplan, der am Mittwoch in den Bundestag eingebracht wurde. Darin fordert die Partei eine schrittweise Wiedereröffnung von Kultur, Gastronomie und anderen Bereichen nach zuvor festgelegten Inzidenz-Werten.
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