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Monatlich werden über 100 neue Flüchtlinge in Potsdam-Mittelmark erwartet.
© dpa

Flüchtlinge in Potsdam: An der Grenze

Bislang gelingt Potsdam die Flüchtlingsunterbringung relativ gut. Doch bald sind die Kapazitäten aufgebraucht. Ein Überblick über die aktuelle Situation.

Potsdam - Fast jeden Tag gibt es neue Bilder aus ganz Deutschland von völlig überfüllten Flüchtlingsunterkünften, hastig errichteten Zeltstädten und zu Notunterkünften erklärten Turnhallen. Aus Potsdam gibt es solche dramatischen Bilder nicht, offenbar läuft die Unterbringung der Asylbewerber in der Landeshauptstadt relativ problemlos. Doch auch Potsdam hat viele Flüchtlinge aufgenommen und wird womöglich bald an seine Kapazitätsgrenzen stoßen. Wir geben einen Überblick über die aktuelle Situation:

Wie viele Flüchtlinge gibt es derzeit in Potsdam und woher kommen sie?

Derzeit leben 700 Menschen in Potsdam, die den Status eines Asylsuchenden haben. Im ersten Halbjahr 2015 stammten die meisten Neuankömmlinge aus Syrien, wo seit Jahren Bürgerkrieg herrscht. An zweiter Stelle kamen Menschen aus Serbien, an dritter Flüchtlinge aus der Russischen Förderation – wobei es sich hierbei meist um Tschetschenen handelt.

Wie viele Flüchtlinge muss Potsdam aufnehmen und wer entscheidet das?

Die Verteilung der Flüchtlinge erfolgt nach dem jährlich neu errechneten Königsteiner Schlüssel und richtet sich danach, wie viele Steuern ein Bundesland einnimmt und wie groß die Bevölkerung ist. Brandenburg als vergleichsweise armes und dünn besiedeltes Bundesland muss demnach nur drei Prozent der Asylbewerber in Deutschland aufnehmen. Zum Vergleich: Nordrhein-Westfalen nimmt 21 Prozent auf. Alle Flüchtlinge, die nach Brandenburg kommen, werden zunächst in der Zentralen Aufnahmestelle in Eisenhüttenstadt untergebracht und von dort auf die Kommunen verteilt. Welche Stadt wie viele Menschen aufnehmen muss, richtet sich wiederum nach ihrer Größe – Potsdam mit seinen gut 160 000 Einwohnern muss demnach sechs Prozent der Flüchtlinge in Brandenburg aufnehmen. Das klingt wenig, doch im Vergleich zu den vergangenen Jahren sind die Zahlen rasant angestiegen. 2012 waren es noch 79 Asylbewerber, 2013 schon 195 und 2014 etwa 400. In diesem Jahr hat die Stadt bereits 500 Menschen aufgenommen und es folgen noch rund 1000 weitere – die Zahl wird sich dann also noch einmal mehr als verdreifacht haben.

Wo in Potsdam sind die Flüchtlinge untergebracht?

Momentan gibt es laut Stadtverwaltung zehn Gemeinschaftsunterkünfte mit insgesamt 815 Plätzen. 180 Menschen können im Wohnheim An der Alten Zauche unterkommen, 13 Plätze gibt es in der Hegelallee und etwa 70 im Wohnungsverbund Haeckelstraße. Weitere 50 kommen im Wohnungsverbund Staudenhof dazu, 35 Plätze im Wohnheim Dortustraße, 45 Plätze in der Grotrianstraße, 72 an der Pirschheide, 50 im Wohnheim David-Gilly-Straße, 100 Plätze in der Waldsiedlung Groß Glienicke und 200 Plätze am Lerchensteig. Außerdem entsteht derzeit in der Straße An den Kopfweiden ein weiterer Standort für rund 125 Menschen.

Wo sollen die weiteren Flüchtlinge untergebracht werden?

Laut Stadtverwaltung sind noch nicht alle Unterkünfte in Potsdam voll belegt, zum Beispiel in den neuen Heimen in der David-Gilly-Straße oder in Groß Glienicke gibt es noch Kapazitäten. An allen zehn Unterkünften zusammen gibt es außerdem noch 60 Notbetten. Zudem sollen nun verstärkt Flüchtlinge, deren Asylantrag schon bewilligt wurde, in eigene Wohnungen vermittelt werden. Dies ist angesichts des angespannten Potsdamer Wohnungsmarktes nicht einfach – und wird in Einzelfällen auch von den Flüchtlingen selbst abgelehnt –, soll nun aber vorangetrieben werden, um Platz für die Neuankömmlinge zu schaffen. Irgendwann sind jedoch auch die letzten Kapazitäten aufgebraucht, dann müssen weitere Unterkünfte geschaffen werden, wie es von der Stadt heißt. Denn allen Prognosen zufolge werden die Flüchtlingszahlen auch 2016 wieder steigen.

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