Unterkünfte für Asylbewerber: Potsdam gehen die Plätze für Flüchtlinge aus
In der Erstaufnahmestelle in Brandenburg werden Flüchtlinge nun auch in Zelten untergebracht. Für Potsdam soll das aber kein Thema sein. Noch.
Potsdam - Auch Potsdam gehen offensichtlich langsam die Möglichkeiten aus, Flüchtlinge in angemessenen Unterkünften unterzubringen. Die Landeshauptstadt, die bislang gut mit den seit Monaten steigenden Flüchtlingszahlen zurechtgekommen ist, will aber noch nicht auf Zeltlager oder Turnhallen zurückgreifen. „Wenn sie hier sind, müssen wir sie unterbringen“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am gestrigen Montag bei einem Besuch der neuen Flüchtlingsunterkunft in der Waldsiedlung in Groß Glienicke. Nach dem aktuellen Stand rechnet die Stadt mit rund 1160 Flüchtlingen bis Jahresende. Das sind 200 mehr als bislang prognostiziert.
Noch könnten Asylsuchende in Wohnungen der stadteigenen Bauholding Pro Potsdam untergebracht werden. Künftig müsse die Quadratmeterzahl reduziert werden, die jedem Flüchtling zustehe. „Das ist allemal besser als ein Zelt“, sagte Jakobs. Derzeit bewilligt die Stadt acht Quadratmeter, das Land gibt nur sechs Quadratmeter pro Flüchtling vor. „Wir müssen alle Reserven heben. Dann sind wir aber am Ende“, sagte Jakobs.
Auf alle Stadtgebiete in Potsdam verteilen
Derzeit arbeitet eine Arbeitsgruppe im Rathaus an Lösungen. Potsdam will laut Jakobs künftig auch unterscheiden zwischen Flüchtlingen aus Bürgerkriegsländern und aus sogenannten sicheren Drittstaaten, etwa aus dem Balkan. Letztere hätten kaum Chancen auf den Asylstatus und würden daher auch nicht in einer Wohnung einquartiert, sondern in einer Gemeinschaftsunterkunft, sagte Jakobs.
Große Flüchtlings-Einrichtungen will die Stadt nicht schaffen. Ziel sei es weiterhin, die Menschen aus den Krisengebieten auf alle Stadtteile zu verteilen, sagte Jakobs. Dort komme es darauf an, sie zu integrieren und die Potsdamer mitzunehmen. Das sei schwer. „Da baut man sich sein Häuschen und eine Idylle und wird plötzlich mit dem Ende der Welt konfrontiert“, sagte er und forderte mehr Unterstützung von der schwarz-roten Bundesregierung. Die eine Milliarde Euro, die der Bund den Ländern im Juni zugesagt habe, sei „ein Tropfen auf den heißen Stein“.
40 Menschen im Flüchtlingsheim in Groß Glienicke
In dem Flüchtlingsheim in Groß Glienicke sind seit Kurzem 40 Menschen aus Syrien, Afghanistan, Albanien und Serbien untergebracht, darunter auch acht Kinder. Es bietet Platz für knapp 100 Menschen. Noch im August sollen alle Betten belegt sein, heißt es bei der Stadt. Die Flüchtlinge seien gut von den Anwohnern aufgenommen worden, hieß es beim Träger des Heimes, dem Internationalen Bund (IB). Gegen die Unterkunft hatten einige Anwohner geklagt und verloren. Stefan Engelbrecht
Stefan Engelbrecht
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