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Überraschender Fund: Alte Kaiserstraße am Alten Markt entdeckt

Bei den Bauarbeiten am Alten Markt wurde ein gut erhaltenes 25 Meter langes Teilstück der ehemaligen Kaiserstraße freigelegt.

Potsdam - Der Zustand ist für eine Pflasterstraße nahezu tadellos. Eben und gleichmäßig liegt Stein an Stein. Allerdings ist das Stück Vorzeigefahrbahn nur kurz und nach 25 Metern verläuft sie im feinen Sand einer Baustelle. Es ist ein Teilstück der ehemaligen Kaiserstraße in Potsdams historischer Mitte, die noch bis in die 1970er-Jahre von der Straße Am Kanal an der Kirche St. Nikolai bis zum Alten Markt verlief. Bei den vorbereitenden Bauarbeiten auf dem Areal ist das Stück historischer Fahrbahn Mitte vergangener Woche freigelegt worden. In zwei Spuren unterteilt und von einem Bordstein begrenzt bietet sich so – wenn auch nur für den Moment – die Gelegenheit, ein vages Bild der Straßenlandschaft am Alten Markt aus der Zeit des 19. Jahrhunderts vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen.

Überraschender Fund

„Jetzt hat auch Potsdam sein Pompeji“, verkündete Bert Nicke, einer von zwei Geschäftsführern des städtischen Entwicklungsträgers Potsdam GmbH, am Montag bei der Präsentation der alten Kaiserstraße mit einem Augenzwinkern. Tatsächlich aber habe ihn der Fund wirklich überrascht, so Nicke. Seines Erachtens stamme die Pflasterung aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und sei vermutlich mit der Verlegung der Tramschienen erfolgt.

Damals führte noch eine Straßenbahnstrecke über den Alten Markt vorbei am Fortunaportal durch die Kaiserstraße bis zum Stadtkanal und dort über die frühere Kaiserbrücke.

Erhalten geblieben ist lediglich das kleine, jetzt freigelegte Teilstück zwischen der früheren Kreuzung zur Schwertfegerstraße und dem Alten Markt im Schatten der Nikolaikirche. Die Fahrbahn ist knapp sechs Meter breit. Das alte Gleisbett indes ist verschwunden. „Vermutlich wurde ein Teil der Fahrbahn auch als eine Art Parkspur genutzt“, mutmaßte Nickes Ko-Geschäftsführerin Sigrun Rabbe am Montag.

Steine werden zwischengelagert

Wie berichtet laufen derzeit auf dem Areal der ehemaligen Fachhochschule die Vorbereitungen für die Wiederbebauung nach historischem Vorbild. Zwei Blöcke mit wichtigen historischen Leitfassaden sollen dem Bereich um das einstige Stadtschloss seine frühere Anmutung zurückgeben. Auch die Schwertfeger- und die Kaiserstraße sollen wiederentstehen – zunächst als Baustraßen.

Tatsächlich überlegt der Sanierungsträger, in wie fern dabei auch das nun freigelegte Pflaster zum Einsatz kommen könnte. Der Bereich soll später nicht als öffentliches, befahrbares Straßenland eingerichtet werden, sondern lediglich als Ladezone für Läden und Cafés dienen. Klar ist allerdings schon jetzt: So wie sie noch am Montag zu sehen war, wird die Straße nicht erhalten bleiben. Noch am selben Tag sollten die Pflastersteine ausgebuddelt und auf dem Baustellengelände zwischengelagert werden, hieß es am Montag.

Ein Bäcker als Namensgeber

Allerdings hat die Kaiserstraße, angelegt Anfang des 18. Jahrhunderts, ohnehin eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Benannt ist sie übrigens nicht nach einem der drei deutschen Kaiser jüngerer Geschichte, sondern nach einem Bäcker Namens Kayser, der noch um 1725 in der Hausnummer 2 gelebt haben soll. Dem Buch „Die Territorien der Mark Brandenburg“ von 1858 zufolge sollte die Straße auf Wunsch von König Friedrich Wilhelm I. zuerst Nauener Straße heißen, wurde aber dann in Kayser-Gässchen umbenannt. Dafür wurde der Name Nauener Straße zunächst auf die Hohewegstraße übertragen. Auch Hütergasse und Hutmacherstraße soll sie zwischenzeitlich geheißen haben. Ab dem Jahr 1800 jedoch hieß sie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Kaiserstraße. Anschließend trug sie bis zum Bau des Staudenhofs 1977 den Namen Von-Guericke-Straße, benannt nach einem deutschen Politiker, Jurist, Physiker und Erfinder des 17. Jahrhunderts.

Gleise werden eingelagert

Indes ist das jetzt freigelegte Stück Fahrbahn nicht das einzige Überbleibsel, das bei den Arbeiten am Alten Markt bislang zu Tage getreten ist. Wie berichtet wurde bereits Ende 2018 rund 20 Meter entfernt ein Stück alte Tramschiene gefunden.

Auch damals hatte sich Nicke übrigens zu einem verwegenen Vergleich hinreißen lassen und hatte den Fund als „Straßenbahn-Ötzi“ bezeichnet. Auch dieser Fund solle möglichst Wiederverwertung finden, hieß es damals. So heißt es auch noch heute, doch wesentlich schlauer ist man noch nicht. Allerdings schätzt Sigrun Rabbe die Chancen mittlerweile eher schlechter ein. Bis zu einer endgültigen Entscheidung werde das Stück Schiene wohl erstmal beim Potsdamer Verkehrsbetrieb (ViP) eingelagert, so die Geschäftsführerin des Sanierungsträgers.

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