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Wolfgang Huber während der Pressekonferenz am Mittwoch.
© Ottmar Winter

Konflikt um Garnisonkirche gelöst: Altbischof Huber: „Gelebte Demokratie ist im Kern lokal“

Das Konzept sei inhaltlich überzeugend, sagte der Kuratoriumsvorsitzende der Garnisonkirchenstiftung. Die getroffene Entscheidung erfülle ihn mit sehr viel Hoffnung.

Potsdam - Durchbruch im jahrelangen Streit um den Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam: Auf dem Platz des früheren Kirchenschiffs soll ein „Haus der Demokratie“ mit einem Plenarsaal für die Stadtverordnetenversammlung und Räumen für das Potsdam Museum entstehen. Das Gebäude des alten DDR-Rechenzentrums soll weitgehend erhalten bleiben. Ein neues Kirchenschiff soll nicht errichtet werden

Den Kompromiss stellten die Stiftung Garnisonkirche, Vertreter des Rechenzentrums und der Verhandlungsführer, Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz vor. Auch Wolfgang Huber (79), Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche Potsdam und von 1994 bis 2009 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, äußerte sich.

Herr Huber, wie beurteilen Sie den gefundenen Kompromiss?
Der lange Prozess hat Menschen zusammengeführt, er hat sich am Ende als sehr ertragreich erwiesen. Für mich ist das, was jetzt vorgeschlagen wird, der inhaltlich überzeugendste Vorschlag für die Nutzung des Raums des Kirchenschiffs. Ich begrüße die erreichte Einigung und unterstütze die Errichtung eines Plenarsaales auf der früheren Fläche des Kirchenschiffes. Für uns ist das mit schwierigen Entscheidungen und schmerzlichen Klärungsprozessen verbunden. Aber wir gehen diesen Weg aus Überzeugung. Wir hoffen, dass sich die gute Atmosphäre, die sich in den Gesprächen entwickelt hat, als tragfähig erweisen wird.

Ein Haus der Demokratie soll Garnisonkirchturm und Rechenzentrum verbinden.
Ein Haus der Demokratie soll Garnisonkirchturm und Rechenzentrum verbinden.
© Ottmar Winter PNN

Welchen Nutzen zieht die Stiftung Garnisonkirche aus diesem Kompromiss?
In der Entwicklung des Kirchturms hat sich die Idee immer deutlicher herauskristallisiert, dass es nicht nur um eine Erinnerung an vergangene Zeiten geht. Aus der Beschäftigung mit der Geschichte ergibt sich auch eine Verantwortung für Gegenwart und Zukunft. Zeitgemäßes, verantwortungsvolles Christsein will auch Geist der Versöhnung wirksam machen. Dafür hat gelebte Demokratie eine zentrale Bedeutung. 

[Lesen Sie auch: Dieser Kompromiss kennt keine Sieger und Verlierer - ein Kommentar]

Ich bin persönlich tief davon durchdrungen, dass diese gelebte Demokratie im Kern lokale, kommunale Demokratie ist. Für mich ist die Frage, wie diese an ihrer kommunalen Basis gelebt wird, das A und O für eine gute Zukunft der Demokratie. Deshalb ist mir die Frage, wo die Stadtverordnetenversammlung von Potsdam ihren Ort haben wird, genauso wichtig wie die Frage, wo der Landtag von Brandenburg seinen Ort hat. 

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Ich sehe eine unmittelbare Entsprechung zwischen der damaligen Entscheidung, den früheren Ort der Monarchie zu einem Schlüsselort der Demokratie zu machen und der Entscheidung, den Versammlungsort der Stadtverordneten an diesem symbolträchtigen Ort anzusiedeln. Diese Entscheidung interessiert mich nicht nur beiläufig, sondern erfüllt mich als Demokraten und Christen mit sehr viel Hoffnung.

Wie beurteilt die Fördergesellschaft den Kompromiss?
Ich hoffe zuversichtlich, dass auch die Fördergesellschaft sagen wird, dass die zukunftsträchtige und zukunftsfähige Bebauung und Nutzung an diesem Ort Vorrang haben muss. Auch die Fördergesellschaft weiß, dass aus Kirchensicht eine Wiedererrichtung des historischen Kirchenschiffs eins zu eins nicht in Frage kam.

Aufgeschrieben von Sandra Calvez

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