Schwimmhalle in Potsdam: Abriss der Brauhausberg-Halle hat begonnen
Die alte Schwimmhalle wird jetzt entkernt und für zwei Millionen Euro abgerissen. Bis Spätherbst soll das Areal frei sein. In dem Bad haben Generationen von Potsdamern schwimmen gelernt.
Potsdam - Generationen von Potsdamern haben dort schwimmen gelernt, ihre Bahnen gezogen oder Wettkämpfe verfolgt: Jetzt hat der Abriss der alten Schwimmhalle am Brauhausberg begonnen. Zunächst geht es an die Entkernung, wie die Stadtwerke am Freitag mitteilten. Rund einen Monat lang würden Fenster, Türen und Technik zurückgebaut. Anschließend wird die Gebäudehülle abgerissen. Das Areal soll bis Spätherbst 2018 beräumt sein. Die Kosten für den Abriss belaufen sich auf zwei Millionen Euro, wie Stadtwerke-Chef Horst Müller-Zinsius den PNN sagte.
Die Schadstoffbelastung des Gebäudes werde momentan untersucht, erklärte er. Die Experten rechnen damit, dass Dämmstoffe wie Glaswolle und bituminöse Bedachung sowie Holz, Lacke und Fugenmaterialien als Sondermüll entsorgt werden müssen. Ein Asbestverdacht bestehe derzeit aber nicht, so der Stadtwerke-Chef. Es werde einen kontrollierten Rückbau geben, erklärte ein Stadtwerkesprecher. Das Haus soll demnach Schritt für Schritt abgetragen werden.
Wie berichtet soll das Areal im Paket mit dem benachbarten ehemaligen Terrassenrestaurant „Minsk“ und weiteren Flächen am Brauhausberg verkauft werden. Unter den Bewerbern gibt es einen bislang unbekannten Investor, der 27 Millionen Euro bietet – allerdings nur unter der Bedingung, dass das „Minsk“ abgerissen wird. Über die Vergabe soll im April entschieden werden, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) den PNN sagte. Gerüchte über einen weiteren Investor mit einem noch höheren Angebot wollten weder die Stadtwerke noch die Stadtspitze bestätigen oder dementieren. Wie berichtet will die Linke das „Minsk“ retten und hat dafür einen Antrag im Stadtparlament gestellt. Die Fraktion fordert die Herauslösung aus dem Brauhausberg-Paket und eine „in Teilen“ öffentliche Nutzung für das Haus, notfalls mit Unterstützung der Stadt. Das würde allerdings Einbußen in Höhe von zehn Millionen Euro bedeuten, wie den Stadtverordneten im Hauptausschuss erklärt wurde. Die anderen Fraktionen hatten sich denn auch mehrheitlich dafür ausgesprochen, das Höchstgebot zu akzeptieren und dafür das „Minsk“ zu opfern. Es wird mit einer abschließenden Entscheidung in der Stadtverordnetenversammlung am 11. April gerechnet.
Schwimmhalle am Brauhausberg vom Macher des „Minsk“
Der Architekt Karl-Heinz Birkholz, der das „Minsk“ entwarf, verantwortete auch die Potsdamer Fassung der Schwimmhalle, die im Oktober 1971 eingeweiht wurde. Mit dem Bau mit dem markanten geschwungenen Dach adaptierte Birkholz einen zuvor in Dresden entstandenen Prototypen. Doch während die Dresdener Halle, entworfen von Günther Nichtitz, Eva Kaltenbrunn und Eitel Jackowski, hauptsächlich für die Sportnutzung gedacht war, sollte in Potsdam eine „Volksschwimmhalle“ entstehen. Es sollte ein auf den Brauhausberg maßgeschneidertes Ensemble werden, wie Birkholz den PNN kurz vor der Schließung der Halle 2017 erklärte – gemeinsam mit dem „Minsk“ und dem von Treppen und Fontänen gegliederten Weg von der Stadt auf den Hügel. Für die besondere Potsdam-Note sorgte auch die Kunst am Bau: Am präsentesten war dabei Werner Nerlichs Werk „Die Badende“ an der Stirnseite der Schwimmhalle. Es wurde von der Potsdamer Metallbaufirma Hantel, die das Werk einst fertigte, bereits instandgesetzt und an der Rückseite der neuen Schwimmhalle blu angebracht.
Weitere Hallen nach dem Dresdener Vorbild entstanden unter anderem auch in Leipzig – die Universitätsschwimmhalle – und in Erfurt – die heutige Roland Matthes Schwimmhalle. In allen drei Städten wurden die DDR-Schwimmhallen saniert und sind bis heute in Gebrauch. Die Dresdener Halle wurde 2008 unter Denkmalschutz gestellt.
Es handele sich bei der Schwimmhalle um einen „Wiederholungsbau“
Auch in Potsdam war eine Unterdenkmalschutzstellung der Schwimmhalle am Brauhausberg geprüft worden – zuerst 2004 und dann auf Antrag einer Bürgerinitiative erneut 2011, im Verbund mit dem „Minsk“. Die Landesdenkmalschützer lehnten das Ansinnen jedoch ab. Es handele sich bei der Schwimmhalle um einen „Wiederholungsbau“, dessen Prototyp in Dresden bereits Denkmalschutz genieße. Beim „Minsk“ sahen die Denkmalschützer wegen des miserablen baulichen Zustands die Kriterien für eine Unterschutzstellung nicht gegeben. Der langjährige Potsdamer Denkmalschutzchef Andreas Kalesse hatte rückblickend auf seine Amtszeit unlängst im PNN-Interview gesagt, die Schwimmhalle und das „Minsk“ hätte er gern erhalten.
Potsdams neue Schwimmhalle blu aus der Feder von Gerkan, Marg und Partner (gmp) wurde im Juni 2017 eröffnet. Der Badneubau hatte eine lange Vorgeschichte: Die zunächst verfolgten Neubaupläne mit dem brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer scheiterten am Geld. Zwischenzeitlich stand auch ein Neubau im Bornstedter Feld zur Debatte. In einem Bürgerentscheid sprachen sich die Potsdamer im Jahr 2012 mehrheitlich für den Standort Brauhausberg aus. mit pee
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