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Sicherheitskräfte patrouillieren am Kreisverkehr in Brüssel.
© dpa

Terrorexperte Rolf Tophoven: "Zusammenhang mit Festnahme von Salah Abdeslam"

Für den Sicherheitsexperten Rolf Tophoven kommen die Anschläge in Brüssel nicht überraschend. Die Terrorzelle habe den Anschlag wohl schon länger geplant und auf Knopfdruck ausgeführt. Ein Interview.

Überrascht es Sie, dass Brüssel Ziel eines so ausgeklügelten terroristischen Anschlags wurde?

Es war insofern erwartbar, als dass Brüssel im Zielspektrum des islamistischen Terrors steht. Es gab bereits zuvor die Erkenntnis, dass das Viertel Molenbeek ein Hotspot ist. Nach den Anschlägen in Paris bestätigte sich, dass Brüssel ein logistisches Zentrum, ein Rückzugsraum und ein Rekrutierungsraum ist.

Örtlich also nicht überraschend - was sagen Sie zum Zeitpunkt?

Interessant ist, dass der Anschlag relativ unmittelbar nach der Festnahme des Paris-Attentäters Salah Abdeslam stattfand. Das spricht dafür, dass die Terrorzelle diesen Anschlag schon länger geplant hat und er möglicherweise auf Knopfdruck nach der Festnahme ausgeführt wurde. Ich sehe da einen inneren Zusammenhang.

Wie bewerten Sie die Struktur der Anschläge?

Die Gleichzeitigkeit der Anschläge spricht für eine ausgeklügelte und perfekte Koordination. Sie soll die Schockwirkung erhöhen und die Polizeikräfte auseinanderreißen. Der Anschlag ist nach einem ähnlichen Muster wie in Paris verlaufen, wo an mehreren Orten Anschläge passierten. Das Ziel der Terroristen ist, die Stadt zu lähmen und in Angst und Panik zu versetzen. So beeinflussen die Terroristen auch langfristig das Verhalten der Menschen.

Welche Rolle spielt die belgische Polizei?

Man hat der belgischen Polizei und dem Nachrichtendienst vorgeworfen, zu lange auf das islamistische Zentrum in Molebeek geschaut zu haben und nichts unternommen zu haben. Viele Spuren nach den Attentaten in Paris führte dorthin. Es gibt im belgischen Fahndungsapparat anscheinend erhebliche Defizite.

Der Terror- und Sicherheitsexperten Rolf Tophoven vom Institut für Krisenprävention.
Der Terror- und Sicherheitsexperten Rolf Tophoven vom Institut für Krisenprävention.
© Institut für Krisenprävention/dpa

Wie steht es um die deutschen Sicherheitskräfte im Vergleich?

Deutschland ist auf militanten und islamistischen Terrorismus gut vorbereitet. Aber wenn jemand mit einem Sprengstoffgürtel herumläuft und den unbedingten Willen hat, einen Anschlag zu verüben, dann haben Sie keine Chance, solche Katastrophen zu verhindern. Zumindest dann, wenn sie den Attentäter nicht auf dem Fahndungsschirm hatten. Die deutschen Sicherheitsbehörden können einen Anschlag hierzulande nicht ausschließen.

Was ist zu tun?

Die Reisebewegungen von Terroristen müssen verfolgt werden, die Geheimdienste müssen sich angesichts der Globalisierung international und innereuropäisch austauschen. Nachrichtendienstliche Aufklärung ist der Schlüssel.

Der Sicherheits- und Terrorexperte Rolf Tophoven leitet Institut für Krisenprävention.

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