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Belgische Polizisten im berüchtigten Brüsseler Viertel Molenbeek: Die Gefahr erkannt, aber die Anschläge konnten sie nicht verhindern.
© dpa

Terror in Brüssel: Der erwartete Anschlag

Laut deutschen Sicherheitskreisen hätten die Behörden nach der Festnahme des Paris-Attentäters Abdeslam mit einem Racheakt gerechnet. Verhindern konnten sie die neuen Anschläge aber nicht.

Der Terrorangriff kam für die belgischen Behörden offenbar nicht unerwartet. Diese hätten nach der Festnahme des IS-Terroristen Salah Abdeslam mit einem Racheakt gerechnet, heißt es in deutschen Sicherheitskreisen. Die belgische Polizei hatte den Franzosen, der an den Anschlägen vom 13. November in Paris beteiligt war, vergangenen Freitag im Brüsseler Stadtteil Molenbeek gefasst, einer Hochburg militanter Islamisten. Kurz danach hätten die belgischen Behörden in einer "Lageeinschätzung" geäußert, dass nun erst recht Anschläge zu erwarten seien.
Abdeslam selbst hatte nach seiner Festnahme gegenüber den Ermittlern einen Angriff in Belgien angedeutet. Er sei bereit gewesen, "von Brüssel aus etwas Neues zu starten", sagte der Terrorist. Das hätten nun möglicherweise Komplizen von Abdeslam in die Tat umgesetzt, vermuten deutsche Sicherheitsexperten. Allerdings sei auch ohne die Festnahme von Abdeslam die Gefahr von Anschlägen in Belgien extrem hoch. Darauf hätten sich die Sicherheitsbehörden auch eingestellt.
Für Deutschland gebe es nach dem Doppelanschlag am Brüsseler Flughafen zunächst keine neue Bewertung der Terrorgefahr, meinten Sicherheitskreise. Das Risiko eines Anschlags werde schon seit langem als besonders hoch bewertet.

Belgien gilt als eine Hochburg von Islamisten in Europa, als eine Zentrale des europäischen Salafismus. Nach Angaben des „International Center for the Study of Radicalisation“ gingen inzwischen rund 500 belgische Muslime als IS-Kämpfer nach Syrien – das sind pro Kopf der Bevölkerung erheblich mehr als aus jedem anderen Land Europas. Insgesamt leben rund 400.000 Muslime in Belgien.

Doch auch das Land selbst wird immer wieder vom Terror erschüttert:

-         Am 24. Mai 2014 erschoss ein Mann im Jüdischen Museum in Brüssel ein israelisches Touristenpaar, eine Französin und einen Belgier. Der mutmaßliche Täter, Mehdi Nemmouche, soll als selbst ernannter „Gotteskrieger“ zuvor in Syrien gekämpft haben.

-         Vor den Anschlägen auf die Redaktion des französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt in Paris verhandelte einer der Attentäter, Amedi Coulibaly, mit einem Komplizen aus dem belgischen Charleroi über den Kauf eines Autos und Waffen.

-         Nur Tage später nahmen die belgischen Sicherheitskräfte zwei Islamisten in Veviers fest, die gezielt Polizisten ermorden wollten. Dabei fanden sie Sturmgewehre, Munition und Sprengstoff.

-         Auch der Marrokaner, der im August 2015 in einem Schnellzug von zwei Amerikanern überwältigt wurde, bevor er zuschlagen konnte, kam aus Belgien – aus dem berüchtigten Viertel Molenbeek.

Die Anschläge in Brüssel seien "ein Alptraum", sagte Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) dem Tagesspiegel. "Wir erleben seit den Angriffen in Paris eine neue Form des Terrors". Es komme nicht mehr nur ein Selbstmordattentäter oder es werde eine Bombe gezündet, "sondern wir haben jetzt eine mobile Lage mit Terroristen, die alles gleichzeitig machen und top ausgebildet sind an Kriegswaffen".

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