Anschläge in Brüssel: Was wir bisher wissen - und was nicht
In Brüssel sind mindestens 30 Menschen getötet worden. Die Zahl der Verletzten liegt bei mehr als 130. Vermutet wird, dass die Anschläge auf das Konto von radikalen Islamisten gehen. Ein Überblick.
WAS GENAU IST PASSIERT?
Die Terrorserie begann gegen 08.00 Uhr morgens auf dem Brüsseler Flughafen. In der Abflughalle gab es in kurzer Folge zwei Explosionen - vermutlich gab es mindestens einen Selbstmord-Attentäter. Zeugen wollen gehört haben, wie ein Mann oder mehrere Männer etwas auf Arabisch riefen. Erste Bilanz: mindestens 11 Tote, mindestens 81 Verletzte. Um 9.11 Uhr gab es in der Metro-Station Maelbeek im EU-Viertel einen weiteren Anschlag mit mindestens 15 Toten und 55 Verletzten - vermutlich eine Bombe. Später wird die Opferzahl auf 30 korrigiert. Kurz vor Mittag machte die Nachricht von einer neuen Explosion die Runde - dann stellte sich aber schnell heraus, dass die Polizei einen verdächtigen Gegenstand gesprengt hatte.
WIE REAGIEREN DIE BELGISCHEN BEHÖRDEN?
Für das ganze Land gilt die höchste Terrorwarnstufe - zum ersten Mal seit November 2015. Der Flughafen Brüssel wurde von Polizisten und Soldaten sofort geräumt und dann geschlossen. In der Hauptstadt standen alle U-Bahnen, alle Straßenbahnen, alle Busse still. Die Hochgeschwindigkeitszüge in Richtung Köln, Paris und London fuhren ebenfalls nicht mehr. Auch die Sicherheitsmaßnahmen für die beiden belgischen Atomkraftwerke wurden verstärkt. Das belgische Krisenzentrum empfahl allen: „Bleiben Sie, wo sie gerade sind!“ Das Rote Kreuz rief zu Blutspenden auf. Zugleich war man bemüht, eine Massenpanik zu verhindern.
WER STECKT HINTER DEN ANSCHLÄGEN?
Alles deutet darauf hin, dass auch diese Terrorserie einen islamistischen Hintergrund hat. Erst am Freitag war in Brüssel einer der mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge vom November in Paris festgenommen worden, der 26 Jahre alte Salah Abdeslam. Experten rechneten seither mit Vergeltungsaktionen. Der Terrorexperte Peter R. Neumann vom Londoner King's College sagt: „Es gibt keinen Grund zur Entwarnung. Uns stehen wahrscheinlich ähnliche Anschläge noch bevor.“ Ob es aber tatsächlich einen Zusammenhang gibt, war am Mittag noch unklar. In Belgien lief die Suche nach möglicherweise noch flüchtigen Terroristen auf vollen Touren. In den Medien kursierten Zahlen, wonach bis zu 30 Verdächtige auf freiem Fuß seien. Am Nachmittag bekannte sich die Terrormiliz "Islamischer Staat" nach Angaben einer ihr nahestehenden Nachrichtenagentur zu den Anschlägen.
WIE GROSS IST DIE GEFAHR FÜR DEUTSCHLAND?
Nach den Terroranschlägen wurden die Kontrollen an Deutschlands Grenzen zu Belgien und Frankreich gleich wieder verschärft. Auch an den großen Flughäfen und Bahnhöfen wurden die Sicherheitsmaßnahmen wieder in die Höhe gefahren. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte, es gebe bislang keine Hinweise auf einen „Deutschland-Bezug“ der Täter. Und fügte hinzu: „Klar ist, dass der Kampf gegen den internationalen Terrorismus lange dauert.“
SIND DEUTSCHE UNTER DEN OPFERN?
Das wusste man nach den ersten Stunden noch nicht. Das Auswärtige Amt in Berlin richtete sofort einen Krisenstab ein. Ein Ministeriumssprecher sagte: „Die deutsche Botschaft in Brüssel bemüht sich mit Hochdruck um Aufklärung, ob auch Deutsche von den Explosionen betroffen sind.“ Deutschlands Botschafter Rüdiger Lüdeking schrieb in einer E-Mail an seine Landsleute: „Ich bitte Sie darum, in der gegenwärtigen Situation Ruhe zu bewahren und nach Möglichkeit Ihren aktuellen Aufenthaltsort (Büro, Zuhause) nicht zu verlassen.“
WARUM IMMER WIEDER BRÜSSEL?
Die belgische Hauptstadt gilt als Zentrum des islamistischen Terrorismus in Europa. Vor allem der Stadtteil Molenbeek mit seinen vielen Einwanderern aus der arabischen Welt hat einen schlechten Ruf. Von dort kamen außer Abdelslam auch andere Islamisten, die an Terrorabschlägen beteiligt waren. Bereits eine Woche nach den Anschlägen in Paris hatte es konkrete Gefahrenhinweise für die Region Brüssel gegeben. Das öffentliche Leben kam damals für fünf Tage zum Erliegen, ohne dass etwas geschah. (Tsp/dpa)
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