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Der von Al Qaida entführte Luke Somers hat die Befreiungsaktion nicht überlebt.
© dpa

Gescheiterte Geiselbefreiung im Jemen: Zu früh entdeckt

Eine Sonderkommando der Navy Seals hatte sich schon auf 100 Meter dem Versteck der Terroristen genähert. Doch dann wurden die Soldaten entdeckt - und die beiden Geiseln getötet. Nun wird gerätselt: Wie konnte die Befreiungsaktion im Jemen scheitern?

Noch rätseln die Verantwortlichen im Pentagon, wie das Ganze derart schieflaufen konnte. "Wir waren so nahe dran", räsonierte US-Vizepräsident Joe Biden. Womöglich waren es ein bellender Hund oder losgetretenes Geröll, was das Geiseldrama im Jemen binnen Minuten in eine Tragödie verwandelte. Zehn Kilometer lang hatten sich die 40 US-Spezialkräfte auf dem felsigen Terrain angeschlichen. 100 Meter vor dem Tor des Gehöfts wurden sie von den Bewachern entdeckt und sofort unter Feuer genommen. Die Drohnenkamera über dem Versteck zeigte einen der Kidnapper, wie er auf dem ummauerten Gelände in einem der vier Häuser verschwand, Augenblicke später wieder herauslief und floh.

In diesem Trakt fand das Sonderkommando von Navy Seals wenig später die beiden Geiseln, den 33-jährigen amerikanischen Fotografen Luke Somers und den 56-jährigen südafrikanischen Lehrer Pierre Korkie, durch Schusswunden schwer verletzt. Die Opfer wurden nach Angaben amerikanischer Medien in ein CV-22 Osprey-Flugzeug geschafft, das wie ein Hubschrauber landen und starten kann. Korkie starb noch an Bord, Somers kurze Zeit später im Lazarett des Kriegsschiffs USS Makin Island, das nahe der Küste vor Anker lag.

Präsident Barack Obama erklärte, die USA würden auch in Zukunft nichts unversucht lassen, um ihre Staatsangehörigen sicher nach Hause zu bringen. "Terroristen, die unseren Bürgern schaden wollen, werden den langen Arm der amerikanischen Justiz zu spüren bekommen."

USA nahmen Todesdrohung ernst

Mit diesem jüngsten blutigen Schlagabtausch erfährt der langjährige Kampf zwischen Al Qaida und den Vereinigten Staaten im Jemen eine neue Zuspitzung. Zwei Wochen zuvor hatten US-Kommandos schon einmal erfolglos versucht, Somers zu befreien. Der Gesuchte war jedoch offenbar wenige Tage vorher in die südöstliche Küstenprovinz Shabwa gebracht worden.

Vergangenen Donnerstag hatte Al Qaida dann in einem Video angekündigt, den US-Gefangenen innerhalb der nächsten 72 Stunden zu exekutieren. "Viele Hinweise deuteten darauf hin, dass die Drohung ernst gemeint war", hieß es dazu in Washington. Der Amerikaner war im September 2013 in der Hauptstadt Sanaa von Bewaffneten entführt worden.

Im Unterschied zu seinem Leidensgenossen Somers sollte Pierre Korkie laut der Hilfsorganisation "Gift of Givers" am Samstag freigelassen und am Sonntag ausgeflogen werden. "Die US-Aktion hat alles zerstört", hieß es in einer Erklärung von "Gift of Givers".

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