NSU-Prozess: Zschäpe berichtet über Prügel von Böhnhardt
Beate Zschäpe hat im NSU-Prozess erneut Fragen beantwortet. In einer verlesenen Aussage berichtete sie, dass sie von Uwe Böhnhardt geschlagen worden sei.
Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe hat am Mittwoch im NSU-Prozess erneut Fragen des Gerichts beantwortet. In einer vor Gericht verlesenen Aussage berichtete sie, dass sie mehrfach von ihrem mutmaßlichen NSU-Komplizen Uwe Böhnhardt geschlagen wurde. Das sei vor allem in der Anfangszeit des Untergrundlebens nach 1998 passiert, „wenn ihm verbal die Argumente ausgingen“. Als Beispiel nannte sie Streit darüber, dass eine Waffe offen in der Wohnung herumgelegen sei. Sie habe das nicht gewollt - er habe den „Streit mit Schlägen beendet“.
Zschäpe schilderte beispielhaft, wie es einmal Streit gegeben habe „wegen einer Pistole, die offen auf dem Tisch in der Wohnung herumlag“. Sie habe das nicht gewollt. „Uwe Böhnhardt war das egal, und er beendete den lautstarken Streit mit Schlägen“, heißt es in Zschäpes Erklärung. Sie hatte im Dezember ihr bis dahin jahrelanges Schweigen gebrochen und im Januar einen ersten Fragenkatalog des Oberlandesgerichts München beantwortet.
Wann Böhnhardt noch zugeschlagen hätte
Streit habe es auch beim Zugang zum Internet gegeben. Sie wie auch der dritte im NSU-Trio, Uwe Mundlos, hätten gern einen eigenen Anschluss in der Fluchtwohnung gehabt. „Uwe Böhnhardt war jedoch strikt dagegen, da er darin ein Sicherheitsrisiko sah.“ Darüber habe es mehrmals Auseinandersetzungen gegeben, „bis er mich erneut schlug, um das Thema zu beenden“.
Nach Zschäpes Darstellung sei Böhnhardt sowohl ihr als auch Mundlos in Diskussionen unterlegen gewesen. Wenn er nicht weiter gewusst habe, sei er gewalttätig geworden. Mit der Zeit habe sie sich darauf eingestellt und einschätzen können, „wann es besser ist, eine Diskussion zu beenden“ und „eine Eskalation zu vermeiden“.
Erstmals Enthüllungen über Kontakt zu André E.
Zschäpe enthüllte erstmals auch Einzelheiten über den Kontakt zu ihrem mitangeklagten mutmaßlichen Helfer André E. und dessen Ehefrau. Das Paar habe über die Banküberfälle Bescheid gewusst, die Böhnhardt mit dem NSU-Komplizen Uwe Mundlos verübt haben soll. Von den Morden und Sprengstoffanschlägen soll das Ehepaar E. dagegen nichts gewusst haben. Etwa ab 2006 sei vor allem E.s Ehefrau fast jede Woche zu Besuch gekommen und habe auch ihre Kinder mitgebracht. Das, so Zschäpe, habe ihr „gut getan, da diese für mich eine Art Ersatzkinder waren, da ich selbst keine Kinder bekommen konnte“.
Die Angeklagte gab auch Auskunft über den Tag, an dem das NSU-Trio nach einem missglückten Banküberfall ihrer beiden Komplizen in Eisenach aufflog und sich Mundlos und Böhnhardt dort das Leben nahmen. Nachdem sie die Wohnung in Zwickau in Brand gesteckt hatte, habe sie sich mit André E. getroffen. Die beiden seien dann zu ihm gefahren, wo E. ihr frische Sachen seiner Frau gegeben habe, „da meine Kleidung stark nach Benzin roch“. Anschließend habe er sie zum Bahnhof gebracht. Nach einer mehrtägigen Irrfahrt mit der Bahn stellte sie sich letztlich der Polizei.
Zschäpe ist die einzige Überlebende des NSU-Trios. Sie ist wegen Mittäterschaft bei allen Verbrechen der Gruppe angeklagt, darunter zehn überwiegend rassistisch motivierte Morde.