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Herbert Grönemeyer am Montagabend bei dem Konzert "Offen und bunt - Dresden für alle".
© dpa

Dresden: Zehntausende bei Konzert gegen Pegida

Der ganze Platz ist voll vor der Frauenkirche in Dresden. Zehntausende Dresdner Bürger machen aus der symbolträchtigen Montagsdemo ein Fest für Toleranz - in Widerspruch zur Pegida-Bewegung. In anderen Städten trafen Anhänger und Gegner aufeinander.

Unter dem Motto „Offen und bunt“ haben Zehntausende Dresdner mit einem Konzert vor der Frauenkirche für Weltoffenheit demonstriert und ein Zeichen gegen die Aufmärsche von Pegida in ihrer Stadt gesetzt. Sänger Herbert Grönemeyer, der zu den Künstlern gehörte, zeigte Verständnis für Politikverdrossenheit. Er warnte zugleich aber davor, den Islam zum Feindbild zu erklären. „Das geht gar nicht. Das ist auch völlig undemokratisch“, sagte der 58-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Vor der Frauenkirche standen die Menschen dicht gedrängt auf dem Dresdner Neumarkt. Auf dem Programm standen unter anderem Auftritte von Herbert Grönemeyer und BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken sowie von den Bands Keimzeit und Silly. Initiiert wurde das Konzert vom Verein „Dresden - Place to be“, der sich seit 2014 für ausländische Arbeitnehmer und Studenten einsetzt, die zeitweilig oder endgültig in Dresden leben. Insgesamt waren rund 250 Musiker und Künstler aus dem gesamten Bundesgebiet beteiligt. Die Organisatoren zeigten sich überwältigt von deren Engagement. Viele Stars hätten in kürzester Zeit zugesagt. Um eine klare Position für Toleranz und Mitmenschlichkeit beziehen zu können, seien Termine abgesagt und umgebucht worden, hieß es.

Herbert Grönemeyer am Montagabend bei dem Konzert "Offen und bunt - Dresden für alle".
Herbert Grönemeyer am Montagabend bei dem Konzert "Offen und bunt - Dresden für alle".
© dpa

Pegida hatte wegen des Konzerts die Demonstration auf Sonntag vorverlegt

Zwischen den Auftritten der Künstler wurden Videobotschaften von Dresdnern eingespielt, aber auch von eingeschüchterten Flüchtlingen. Rund 500 Menschen aus verschiedenen Initiativen, Bündnissen und Kultureinrichtungen hatten in den vergangenen beiden Wochen Projekt vorbereitet. Das Bündnis aus Bürgern und Künstlern der Stadt reagierte damit auf die seit Wochen anhaltenden „Pegida“-Demonstrationen. Erst am Sonntag hatte die asyl- und islamfeindlichen Bewegung in Dresden nach Polizeiangaben 17.300 Menschen zu einer Demonstration auf dem Theaterplatz versammelt. Ihnen standen etwa 5.000 Gegendemonstranten gegenüber.

270 Musiker und Künstler traten am Montagabend bei dem Konzert gegen Pegida in Dresden auf.
270 Musiker und Künstler traten am Montagabend bei dem Konzert gegen Pegida in Dresden auf.
© rtr

Finanziert wurde das Dresdner Montags-Konzert ausschließlich aus Spenden. Die Musiker spielten ohne Gage. Für Bühnentechnik, Hotel- und Reisekosten war ein sechsstelliger Betrag notwendig. Bis zum Sommer sollen weitere Großveranstaltungen Dresdner Bürger und Künstler für Weltoffenheit folgen. In anderen Städten sahen sich am Montag Pegida-Anhänger mit größeren Gegenkundgebungen konfrontiert. In Frankfurt (Main) verhinderten etwa 3000 Demonstranten einen Pegida-Schweigemarsch mit rund 70 Teilnehmern. In Berlin, Hannover und Braunschweig verhinderte die Polizei ein Aufeinandertreffen der Lager. Auch hier waren die Pegida-Gegner deutlich in der Überzahl. In Bremen versammelten sich 7000 Menschen, um Zeichen für eine bunte und tolerante Stadt zu setzen, in Karlsruhe demonstrierten rund 1000 Menschen für Weltoffenheit und Toleranz.

Kontroversen bei den Linken und in der SPD über den Umgang mit Pegida-Anhängern

Die Frage nach dem Umgang mit Pegida sorgt indes für offene Auseinandersetzungen in den Parteien. In der SPD brach nach dem Besuch von Parteichef Sigmar Gabriel bei einer Diskussionsrunde mit Pegida-Anhängern eine Kontroverse darüber aus, ob ein Dialog mit dem Bündnis nötig ist - oder unangebracht. Bei der Linken zeigte sich ein klarer Dissens zwischen Partei- und Fraktionsspitze. Gregor Gysi hatte sich für einen Dialog mit den Anhängern von Pegida ausgesprochen. Auch aus der Union kamen unterschiedliche Signale.
Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) erntete scharfe Kritik, weil er sich zu einem Gespräch mit Pegida-Frontfrau Kathrin Oertel traf. „Der Dialog kann auf der Straße beginnen, kann aber dort nicht als verständiger Austausch von Meinungen und Argumenten geführt werden“, erklärte Ulbig. Sachsens Regierung kündigte an, das Dialogforum „Miteinander in Sachsen“ fortzusetzen, zu dem Anhängern der Dresdner Pegida-Bewegung eingeladen sind. (mit dpa)

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