Flüchtlinge: Zahl der Asylanträge in Deutschland steigt stark
Die Zahl der Asylanträge steigt weiter. Im November baten gut 22.000 Menschen um Asyl, wie das Bundesinnenministerium mitteilte. Das waren 56 Prozent mehr als im November 2013. Flüchtlingsorganisationen fordern eine bessere Versorgung.
Für das laufende Jahr stieg die Zahl der Asylanträge damit auf insgesamt fast 181.500. Auch dies ist ein Plus von 57 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Hauptherkunftsländer der Asylbewerber waren in diesem Jahr bislang Syrien, Serbien, Eritrea, Afghanistan und Irak, gefolgt von Mazedonien und Bosnien-Herzegowina.
Es wird erwartet, dass die Zahl der Anträge bis zum Jahresende auf insgesamt rund 200.000 steigt. Im kommenden Jahr rechnen die Behörden mit einem weiteren Anstieg. Schon jetzt liegt die Zahl der Asylbewerber deutlich über dem Vorjahreswert: 2013 hatten insgesamt 127.000 Menschen Asyl in Deutschland beantragt.
Viele Asylsuchende waren in den vergangenen Monaten vom Balkan nach Deutschland gekommen, nach Auffassung der Bundesregierung jedoch ohne wirklichen Anspruch auf Asyl. Seit Anfang November ist eine Gesetzesänderung in Kraft, mit der die Staaten Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina als "sichere Herkunftsländer" eingestuft wurden. Schutzsuchende von dort können so einfacher wieder in ihre Heimat zurückgeschickt werden.
Derweil fordert das Deutsche Institut für Menschenrechte dringend eine bessere Gesundheitsversorgung von Asylbewerbern und einheitliche Mindeststandards für ihre Unterbringung. Die derzeitige Lage stelle eine Verletzung der Menschenrechte dar, sagte der Migrationsexperte des Instituts, Hendrik Cremer, am Montag in Berlin.
Schimmelbefall, undichte Dächer, fehlende Toiletten, kaputte Heizungen - in Asylbewerberheimen herrschten zum Teil katastrophale Zustände. "Es darf nicht weiter vom Wohlwollen staatlicher Stellen abhängig sein, wie die Menschen behandelt werden", mahnte Cremer.
Auch die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen sei derzeit nicht menschenrechtskonform, rügte das Institut. Asylbewerber dürfen nur bei akuten Beschwerden zum Arzt gehen - und in den meisten Fällen müssen sie sich dazu zunächst einen Krankenschein beim zuständigen Amt abholen. Diese Diskriminierung müsse ein Ende haben, verlangte Claudia Mahler vom Menschenrechtsinstitut. In mehreren Fällen habe die aktuelle Praxis bereits zu schweren Gesundheitsschäden oder sogar zum Tod von Flüchtlingen geführt.
Der Umgang mit der steigenden Zahl an Asylbewerbern in Deutschland ist am Donnerstag auch ein Thema beim Treffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder in Berlin. dpa