Keine Zulassung: Wieso Astrazeneca in den USA noch nicht verimpft wird
In Ohio stapeln sich Millionen von Astrazeneca-Impfdosen, denn das Vakzin ist in den USA noch nicht zugelassen. Die Hintergründe.
Während der Impfstoff von Astrazeneca bereits in mehr als 70 Ländern auf der Welt eingesetzt wird, ist er in den USA noch immer nicht zugelassen. Dabei hatte, wie die „New York Times“ berichtet, Ex-Präsident Donald Trump Astrazeneca im Mai vergangenen Jahres 1,2 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung und Herstellung des Impfstoffs zugesagt. Außerdem sollte der Hersteller die USA mit 300 Millionen Dosen versorgen.
Allein 30 Millionen Impfdosen seien bereits in einer Anlage im Bundesstaat Ohio abgefüllt, weitere Dutzende Millionen Dosen in einem Labor in Maryland produziert worden, schreibt die Zeitung. Wieso aber wird Astrazeneca in den USA noch immer nicht verimpft? Warum liegen Millionen Dosen ungenutzt herum?
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Hintergrund ist laut Bericht der „New York Times“ unter anderem, dass die Ergebnisse der klinischen Studien in den USA noch nicht vorliegen. Das britisch-schwedische Unternehmen habe auch noch keine Notfallzulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragt.
Im Herbst sei die Arbeit an der Studie fast sieben Wochen lang eingestellt worden. Astrazeneca habe der FDA nur langsam Beweise dafür vorgelegt, dass der Impfstoff bei zwei Studienteilnehmer keine schweren neurologischen Nebenwirkungen verursacht hatte.
Der große Vorrat an dem Impfstoff in den USA hat zu einer Diskussion in Washington darüber geführt, ob dieser nicht an andere Länder abgegeben werden solle, die ihn dringender benötigen.
„Andere Regierungen sollen sich bezüglich Spenden von Astrazeneca-Dosen an die US-Regierung gewandt haben. Wir haben die US-Regierung gebeten, diese Anfragen sorgfältig zu prüfen“, zitierte das Blatt einen Unternehmenssprecher.
Auch einige Gesundheitsbeamte in den USA hätten angeregt, Impfdosen an Brasilien, Großbritannien oder die EU zu schicken. EU-Ratschef Charles Michel hatte zuletzt kritisiert, die USA und Großbritannien hätten „eine regelrechte Sperre verhängt für den Export von Impfstoffen oder Impfstoff-Komponenten“.
US-Regierungssprecherin Jen Psaki bestätigte, es gebe Anfragen einer ganzen Reihe von Ländern nach Impfdosen, die US-Regierung habe bislang aber keine an andere Staaten herausgegeben. „Es geht also nicht um Europa.“ Bidens erste Pflicht sei, sich um die andauernde Krise in den USA zu kümmern, die immer noch rund 1400 Menschen am Tag das Leben koste. Am Donnerstag hatte Psaki gesagt: „Es gibt keine Exportverbote.“
Biden selber sagte am Mittwoch: „Wenn wir einen Überschuss haben, werden wir ihn mit dem Rest der Welt teilen.“ Er betonte aber auch: „Wir werden zunächst sicherstellen, dass die Amerikaner zuerst versorgt werden.“
Astrazeneca ohne Vorteil gegenüber Johnson & Johnson
Allzu lange sollte es mit der Zulassung von Astrazeneca in den USA aber nicht mehr dauern, da die Impfdosen (wie bei anderen Herstellern auch) nur eine begrenzte Haltbarkeit aufweisen. Laut „New York Times“ kann er nur sechs Monate bei Kühlschranktemperatur aufbewahrt werden.
Unterdessen versucht die Biden-Regierung mehr Lieferungen der bereits zugelassenen Impfstoffe zu bestellen. Das sind Johnson & Johnson, Biontech/Pfizer und Moderna.
Möglich, dass Astrazeneca letztlich gar nicht mehr oder nur kurz gebraucht werden wird. Das hängt auch damit zusammen, dass Astrazeneca gegenüber dem Impfstoff von Johnson & Johnson keinen großen Vorteil aufweisen kann. Johnson & Johnson verwendet eine ähnliche Technologie, benötigt wird zudem nur eine Impfdosis.
US-Präsident Joe Biden hat gerade angekündigt, die Staffelung nach Impfgruppen aufzuheben und Impfstoffe bis spätestens 1. Mai für alle Erwachsenen in den USA freigeben zu lassen. Bei seiner ersten großen TV-Ansprache am Donnerstagabend stellte er den Amerikanern in Aussicht, zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli wieder in kleinen Gruppen zusammenkommen und feiern zu können.
In den Vereinigten Staaten, die rund 330 Millionen Einwohner zählen, schreitet die die Impfkampagne rasch voran. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC hat inzwischen fast jeder vierte Erwachsene mindestens eine Impfstoff-Dosis verabreicht bekommen. (mit dpa)