Coronavirus in Nordrhein-Westfalen: Wie die Menschen in Heinsberg mit der Quarantäne umgehen
Rund 1000 Menschen sind im Landkreis Heinsberg wegen des Coronavirus in häuslicher Quarantäne. Die Menschen reagieren besonnen und sind hilfsbereit.
Im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der nachweislich mit dem Coronavirus Infizierten auf 38 gestiegen. Am späten Freitagabend sei eine weitere Person gemeldet worden, sagte eine Sprecherin des Kreises am Samstagmorgen. Rund 1000 Menschen befinden sich dort derzeit in häuslicher Quarantäne – und verhalten sich besonnen.
37 Infektionen mit dem Coronavirus in NRW
Der Krisenstab werde angesichts der raschen Ausbreitung des Erregers am Vormittag erneut zusammenkommen, sagte die Sprecherin weiter. Man warte weiter auf die Testergebnisse von Dutzenden Kindern aus der Kita, in der die erkrankte und in der Düsseldorfer Uniklinik behandelte Erzieherin arbeitet. „Dazu liegen uns noch keine Ergebnisse vor“.
Patienten waren am Freitag auch aus Düsseldorf und Bergheim gemeldet worden. Alle Infizierten haben nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums Bezüge zu Infizierten im Kreis Heinsberg. Unter allen 37 bekannten Fällen werden nur die 46 Jahre alte Erzieherin und ihr Ehemann (47) – er gilt als Erstinfizierter in NRW – im Uniklinikum Düsseldorf behandelt. Der Zustand des Mannes gilt als ernst, hatte sich aber zuletzt „etwas stabilisiert“.
Trotz der Ausnahmesituation sei es in Heinsberg „relativ ruhig“, heißt es von der Freiwilligen Feuerwehr, man habe bedeutend mehr Aufregung erwartet. Und das, obwohl die Menschen, die Quarantäne leben, ihr Grundstück nicht verlassen dürfen. Kontakte mit Nachbarn sind verboten, Einkäufe ebenfalls.
400 der 1000 Menschen waren auf einer Karnevalssitzung in Gangelt, einem Ort im Landkreis, bei der auch das mit dem Coronavirus infizierte Ehepaar zu Gast war. Für den Großteil der Karnevalsbesucher ist die Quarantäne am Sonntag vorbei – solange sie keine Symptome zeigen. Für die Kinder des Kindergartens, in dem die 46-Jährige arbeitete, soll die Quarantäne am Freitag aufgehoben werden.
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„Die Menschen sind besonnen“, sagt der evangelische Pfarrer Matthias Schoenen aus Gangelt. Von Panik sei in Heinsberg nichts zu spüren. Und tatsächlich: Auf Facebook organisieren sich Anwohner, um für ihre Nachbarn einzukaufen, kleine Erledigungen zu machen oder den Hund Gassi zu führen. Ängstliche Beiträge liest man kaum.
Die Bürger von Heinsberg verfolgen allerdings ganz genau, wie Landrat Stephan Pusch die Situation managt. Viele sind von seinem Krisenmanagement begeistert. Pusch richtet sich in Facebook-Videos über den Tag verteilt immer wieder mit neuen Updates an die Heinsberger Bürger. Seine Videos werden hundertfach geteilt. Er erzählt von der Arbeit des Krisenstabs und mahnt zur Gelassenheit. Nicht jeder könne auf das Coronavirus getestet werden. Das sei erst nötig, wenn derjenige tatsächliche Symptome wie Fieber oder starken Husten zeige.
Außer dem infizierten Ehepaar hätte es bisher „keine dramatischen Fälle“ gegeben, bestätigt auch Ulrich Hollwitz, Sprecher des Kreises Heinsberg. Die Infizierten müssten nicht stationär behandelt werden, sondern könnten sich zuhause auskurieren. Dass viele in Gangelt lieber zuhause bleiben – selbst ohne verordnete Quarantäne – merkt auch Pizzeria-Besitzer Sengh Ojet Harshana: Er hatte seit einer Woche keine Gäste mehr. Stattdessen muss er seine Pizzen liefern. (mit dpa)
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