Trump nach TV-Duell: "Werde das Wahlergebnis anerkennen - wenn ich gewinne"
Schon im TV-Duell wollte Donald Trump sich nicht festlegen, ob er das Wahlergebnis anerkennen wird. Selbst die eigene Partei reagierte geschockt. Jetzt legt Trump noch einen drauf.
Donald Trump will das Ergebnis der US-Präsidentenwahl anerkennen - wenn er gewinnt. Das sagte er am Donnerstag auf einer Wahlkampfveranstaltung vor Anhängern in Delaware (Ohio). Am Vortag hatte sich der Republikaner in der dritten TV-Debatte mit Hillary Clinton geweigert zu sagen, dass er das Wahlergebnis am 8. November anerkennen werde.
Dritte und letzte Fernsehdebatte
Bis dahin lief es eine Zeit lang ganz gut für Donald Trump im „Thomas & Mack Center“ in der Universität Las Vegas. In der letzten und dritten Fernsehdebatte gegen Hillary Clinton vor der US-Präsidentschaftswahl am 8. November hat er einige wichtige Punkte für konservative Wähler unterbringen können: Nein zu Abtreibung, Einwanderungsstopp, Steuersenkungen für die Wirtschaft.
Doch dann kam der Moment, an dem Trump ganz Amerika schockt.
Trump musste angreifen und gewinnen an diesem Abend. In den Umfragen liegt er weit hinter Clinton, und viel Zeit bleibt nicht mehr bis zum Wahltag. Clinton dagegen kann sich auf das Parieren von Vorwürfen verlegen – ihr Ziel lautet, möglichst keine Fehler zu machen.
Das erledigt Trump für sie. Bei seinen Wahlkampfveranstaltungen der vergangenen Tage hat er immer wieder von Wahlmanipulationen gesprochen, von einer großen Verschwörung der Medien, der Banken und der politischen Elite in Washington, die angeblich alles daran setzen, ihm den Weg ins Weiße Haus zu verbauen. Keine Sorge, sagen seine Mitarbeiter beschwichtigend: Das bedeute nicht, dass Trump das Wahlergebnis anfechten werde. Trumps Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, Mike Pence, sagte dies sogar noch wenige Minuten vor Beginn der Debatte.
Eigentlich sollte es in einer westlichen Demokratie selbstverständlich sein, dass der Unterlegene bei einer Wahl dem Sieger gratuliert und seine Niederlage anerkennt. Doch das gilt nicht für Trump. In der Debatte fragte Moderator Chris Wallace vom konservativen Sender Fox News den Milliardär, ob er das Ergebnis vom November anerkennen wird. Reine Routine, doch Trump antwortete: „Ich schau’s mir beizeiten an. Ich spanne euch auf die Folter.“
Trump: „So eine scheußliche Frau“
Wallace war geschockt. Trump sehe immer Verschwörungen, wenn er in der Defensive sei, warf Clinton ein. „Ich bin entsetzt“, sagt sie. Trump legte noch einen drauf: Clinton hätte wegen ihrer Vergehen in der Vergangenheit wie der Nutzung eines privaten Mailservers in ihrer Zeit als Außenministerin nie die Erlaubnis erhalten dürfen, als Kandidatin anzutreten. „So eine scheußliche Frau“, schnaufte er ins Mikrofon.
Nach der Sendung fragten die Fernsehsender ungläubig bei Trumps Helfern nach, doch die Resultate waren nicht ermutigend. Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway brach ein Interview mit CNN ab.
Schon wenige Minuten nach Ende der Debatte meldeten sich viele Republikaner zu Wort, die Trumps Äußerung verdammten. Darunter waren Senatoren und Abgeordnete aus dem Kongress, aber auch bisherige Anhänger des Milliardärs wie die einflussreiche Rundfunkmoderatorin Laura Ingraham.
Dass ein Kandidat die friedliche Machtübergabe nach einer Wahl in Frage stellt, hat es in den USA noch nie gegeben. „Sein Auftritt war eine Schande für unsere Demokratie“, schrieb John Avlon, Chefredakteur des linksliberalen Nachrichtenportals „The Daily Beast“, auf Twitter.
Mit seiner Äußerung hat sich Trump noch weiter als bisher schon aus der politischen Mitte in Richtung des rechten Randes bewegt und damit die am Rest des Abends erzielten Fortschritte mit einem Schlag wieder zunichte gemacht. Und noch eines hat Trump in Las Vegas nicht geschafft. Mit seinen teils rüden Attacken gegen Clinton – „scheußliche Frau“ – dürfte er weitere weibliche Wähler vergrätzt haben. Und das ist das Letzte, was seine Kampagne derzeit gebrauchen kann.
Denn es sind Frauen, die die Wahl entscheiden könnten. Vor vier Jahren stellten Frauen 53 Prozent der Wähler in Amerika – diesmal könnten es noch mehr sein. Umso schlimmer ist es für Trump, dass sich immer mehr Frauen von ihm abwenden. Dabei geht es nicht um Feministinnen oder Studentinnen, die Trump auch dann nicht gewählt hätten, wenn seine sexistischen Sprüche aus dem Jahr 2005 – „Wenn du ein Star bist, kannst du alles mit ihnen machen, ihnen zwischen die Beine greifen“ – nicht bekannt geworden wären.
Mehrheit der Frauen für Trump wahrscheinlich verloren
Es sind besonders die weißen Wählerinnen in den Wohnvierteln der gehobenen Mittelschicht rund um Großstädte wie Philadelphia oder Pittsburgh, die eine Schlüsselrolle spielen und für Trump wahrscheinlich verloren sind. Diese Frauen sind mehrheitlich konservativ – doch viele von ihnen sind angewidert vom Verhalten des republikanischen Kandidaten. Das könnte Trump die Wahl kosten, meint Juan Williams, ein Kommentator bei Fox News, in einem Beitrag für das Nachrichtenportal The Hill.
Williams begründet seine Einschätzung mit einem Blick auf die Präsidentschaftswahl vor vier Jahren. Damals lag der Republikaner Mitt Romney bei weißen Frauen mit dem deutlichen Vorsprung von 14 Prozent vor Barack Obama, wenn er auch bei den Frauen insgesamt mit 12 Prozent hinter Obama landete. Diesmal hat Clinton bei weiblichen Wählern einen Vorsprung von 17 Prozent und liegt bei den weißen Frauen einen Prozentpunkt vorn.
Das zeigt: Trump hat die Frauen nicht nur nicht überzeugen können, er hat sie Clinton regelrecht in die Arme getrieben. Das allein könnte genügen, um der früheren Außenministerin den Sieg zu bringen: „Dieser Vorteil ist der Kern des wachsenden Abstands zwischen Clinton und Trump“, schreibt Williams. Und dieser Abstand dürfte in Las Vegas noch größer geworden sein. (mit dpa)
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