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Ein Mitglied der Proud Boys diskutiert mit einem Gegendemonstranten in Portland.
© dpa/John Locher/AP
Update

Donald Trumps Männer-Freunde: Wer sind die ultrarechten Proud Boys?

„Haltet euch zurück und haltet euch bereit“ – der US-Präsident stachelt beim TV-Duell die rechte Gruppe Proud Boys an. Zum Entsetzen vieler Beobachter.

Es war einer der aufsehenerregendsten Momente des ohnehin hitzigen TV-Duells zwischen Donald Trump und Joe Biden. US-Präsident Donald Trump appellierte direkt an eine ultrarechte, gewaltbereite Gruppierung: „Proud Boys – haltet euch zurück und haltet euch bereit“ (stand back and stand by), sagte Trump.  

Zuvor war er vom Moderator Chris Wallace gefragt worden, ob er bereit sei, sich von rassistischen Gruppierungen und Milizen zu distanzieren. Trump bejahte das, distanzierte sich dann aber nicht und wies stattdessen darauf hin, dass vor allem linke Gruppen wie die Antifa für die Gewalt im Land verantwortlich seien. Die Proud Boys reagierten begeistert und feierten Trumps Aussage in ihren internen Chatgruppen.

Wer ist die Gruppierung, die es durch die TV-Debatte zu neuem Ruhm gebracht hat? Gegründet hat sie 2016 Gavin McInnes, einer der Gründer des „Vice“-Magazins. Die Proud Boys bezeichnen sich als „stolze westliche Chauvinisten“. Das habe angeblich nichts mit Ethnizität, Religion oder Sexualität zu tun, sondern lediglich mit „Stolz auf die westliche Zivilisation“, wie es auf einer Webseite der Gruppierung heißt.  Die gemeinnützige Organisation Southern Poverty Law Center klassifiziert die Proud Boys als Hassgruppe, wogegen die Gruppe rechtlich vorgeht.

Die Gruppe lässt nur Männer als Mitglieder zu

Die US-amerikanische Anti-Defamation League (ADL) bezeichnet die Gruppe als „frauenfeindlich, islamfeindlich, transfeindlich und antisemitisch“. Laut ADL umfasst sie mehrere hundert Mitglieder und ist neben den USA auch in Großbritannien, Norwegen und Australien aktiv.

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Viele Mitglieder kamen schwer bewaffnet zur Kundgebung in Portland.
Viele Mitglieder kamen schwer bewaffnet zur Kundgebung in Portland.
© REUTERS/Leah Millis

Das Erkennungszeichen der Gruppe, die nur Männer als Mitglieder zulässt, ist ein schwarz-gelbes Polohemd der Marke Fred Perry. Auf Twitter, Facebook und Instagram ist die Gruppe gesperrt, den Accounts folgten dem Magazin „Forbes“ zufolge mehr als 20.000 Menschen. Die Mitglieder sind Anhänger Donald Trumps.

Schwer bewaffnete Kundgebung in Portland

Die Proud Boys rufen offen zu Gewalt auf. Zuletzt sorgten sie mit einer Demonstration in Portland am vergangenen Sonntag für Aufsehen, wo sich mehr als 1000 Menschen versammelten, viele von ihnen schwer bewaffnet. Aktivisten von „Black Lives Matter“ organisierten Gegendemonstrationen, später kam es in Portland zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei.

Zur Demo in Portland durften auch Frauen kommen.
Zur Demo in Portland durften auch Frauen kommen.
© AFP/Nathan Howard

Ein Mitglied der Proud Boys, der Neonazi Jason Kessler, organisierte im August 2017 die „Unite The Right“-Kundgebung in Charlottesville, bei der Neonazi-Gruppen und Mitglieder des Ku-Klux-Klan aufmarschierten. Proud-Boys-Gründer McInnes gibt an, Kessler aus der Gruppe ausgeschlossen zu haben.

Die Anhänger feiern Trumps Aussagen

Ein rechtsextremistischer Attentäter raste in Charlottesville mit seinem Auto in eine Gegendemonstration, tötete eine Person und verletzte 19 weitere. Joe Biden zufolge waren das Attentat und Trumps Reaktion darauf ausschlaggebend für seine Kandidatur als US-Präsident. Trump sagte damals, es würde auf beiden Seiten der Demonstration „sehr gute Leute“ geben.

Sein Aufruf an die Proud Boys, sich bereit zu halten, wurde von der Gruppierung mit Begeisterung aufgenommen.  Wie die „New York Times“ berichtet, feierten Mitglieder der Proud Boys Trumps Aussage in Telegram-Gruppen als „historisch“. Es habe sich außerdem bereits eine große Anzahl „neuer Rekruten“ gemeldet. Recherchen der Organisation „Media Matters“ zufolge hätten die Proud Boys aus Trumps Aussagen bereits ein Logo gemacht, das sie auf Telegram verbreiten.

Im republikanischen Lager versuchte man nach der Debatte, die Aussagen Trumps herunterzuspielen. Trumps Sohn Donald Trump Jr. sagte dem US-Sender CBS, dass sein Vater sich wahrscheinlich versprochen habe. Die „New York Times“ zitierte Präsidentenberater Jason Miller. Der sagte, Trump habe deutlich gemacht, dass die Proud Boys die Gewalt beenden sollen.

Demokratische Politiker und Politikerinnen reagiert derweil entsetzt. Donald Trumps sei ein „White Supremacist“, schrieb die Kongress-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez auf Twitter, also jemand, der an die Vorherrschaft von Weißen glaubt. Viele hätten davor lange gewarnt. „Der Faschismus steht an unserer Türschwelle“, so die Politikerin.

Inga Barthels

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