Konfrontation zwischen Iran und USA: Wer könnte im Konflikt vermitteln?
Die USA verzichten vorerst auf einen Militärschlag gegen den Iran. Gibt es jetzt womöglich sogar Gespräche, um die Spannungen zu verringern?
Die Lage am Golf lässt sich womöglich mit einem Satz beschreiben: Gerade noch einmal gut gegangen. Nach dem Verzicht der USA auf neue Militärschläge gegen Teheran atmet die internationale Gemeinschaft ein wenig auf, weil ein neuer Krieg im Nahen Osten zumindest vorerst abgewendet scheint.
Doch weil die grundsätzlichen Differenzen zwischen beiden Staaten damit nicht aus der Welt sind, könnte es bis zur nächsten Eskalationsspirale nur eine Frage der Zeit sein. Sowohl die Vereinigten Staaten als auch die Islamische Republik beteuern, sie seien zu Verhandlungen bereit, um die explosive Mischung aus umfassenden amerikanischen Wirtschaftssanktionen, Teherans forciertem Atomprogramm und der von den USA als aggressiv betrachteten iranischen Nahost-Politik zu entschärfen.
Beide Länder sind seit Jahrzehnten miteinander verfeindet und unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Das macht die Sache nicht eben einfacher. Dennoch kommen wohl gleich mehrere Vermittler infrage.
SCHWEIZ
Das Alpenland übernimmt für die USA diplomatische Aufgaben im Iran, weil Washington seit 1979 keine funktionierende Botschaft in Teheran mehr besitzt. Zuletzt spielte Bern vor Weihnachten eine wichtige Rolle bei einem Gefangenenaustausch zwischen Washington und Teheran.
Dabei saßen sich am Flughafen von Zürich Regierungsvertreter aus den Vereinigten Staaten und dem Iran an einem Tisch gegenüber – was seit Jahren nur äußerst selten vorkommt. Die schweizerische Regierung äußerte damals die Hoffnung, dass sie die Lieferung humanitärer Hilfsgüter in den Iran mit Zustimmung der USA organisieren könne, um die Folgen der Sanktionen für Bedürftige in der Islamischen Republik zu lindern.
FRANKREICH
Emmanuel Macron war im vergangenen Jahr jener Politiker, der bei Vermittlungsbemühungen zwischen den USA und dem Iran am weitesten kam. Frankreichs Präsident hat ein gutes Verhältnis zu seinem Amtskollegen Donald Trump und ist auch mit der Teheraner Führung im Gespräch. Irans Außenminister Dschawad Sarif lud er sogar zu Gesprächen am Rande des G7-Gipfels in Biarritz ein, an dem auch Amerikas Präsident teilnahm.
Macron schlug vor, dem Iran Kredite im Wert von 15 Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen, um die Folgen der Sanktionen zu lindern. Im Gegenzug sollte sich der Iran bereit erklären, die Vorgaben des Atomdeals nicht mehr zu verletzen. Zudem wollte Macron ein Treffen von Trump mit Staatschef Hassan Ruhani bei der UN-Vollversammlung organisieren – was ihm aber nicht gelang.
JAPAN
Auch Shinzo Abe baut auf sein gutes Verhältnis zu Trump. Japans Premier besuchte Ruhani vergangenes Jahr in Teheran und empfing Irans Präsidenten im Dezember zu Gesprächen in Tokio.
Anders als Frankreich gehört Japan nicht zu den Unterzeichnern des Atomvertrages, hat aber ein wichtiges Eigeninteresse an einer Entspannung zwischen Washington und Teheran: Vor Trumps Sanktionen war Japan einer der Hauptabnehmer iranischen Rohöls. Nur: Bisher kann Abe keine Erfolge als Vermittler vorweisen.
OMAN
Gemessen an seinen Ausmaßen ist der im Südosten der arabischen Halbinsel gelegene Staat winzig – aber als Mediator fast schon eine Großmacht. Kein Land in der Region ist so gefragt, wenn es um Konflikte und deren Entschärfung geht. Oman wirkte schon Anfang der 90er Jahre im Hintergrund, als der Oslo-Friedensprozess zwischen Israel und den Palästinensern begann.
Zwanzig Jahre später brachte das Sultanat den Iran und die USA zu Gesprächen über Teherans Atomprogramm zusammen. Aktuell vermittelt Oman zum Beispiel zwischen den Huthi-Milizen und Saudi-Arabien, den beiden Haupt-Konfliktparteien im Jemenkrieg.
Zwei Faktoren prädestinieren das Sultanat für heikle Missionen. Zum einen verfügt das Land über ausgezeichnete Kontakte in die Region – über politische, ideologische und religiöse Gegensätze hinweg. Dabei kommt Oman zugute, dass dort mit dem Ibadismus eine Sonderform des Islam vorherrscht und das Land deshalb sowohl bei Sunniten als auch Schiiten als unvoreingenommen gilt.
Zum anderen steht mit Sultan Qabus ibn Said – er regiert nach einem Staatsstreich seit 1970 – ein Mann an der Spitze des Landes, der als geschickter, unabhängiger und vor allem verschwiegener Vermittler geschätzt wird.