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Ihre Spezialität ist eine Brühe aus Anchovis, Algen, Rettich und Knoblauch: Soyeon Schröder-Kim mit Ehemann Gerhard in der Kochschule.
© imago/Henning Scheffen

Gerhard Schröders neue Aufgaben: Wenn der Altkanzler Möhren schnibbelt

Nur zwei Gläser Wein, gesünder essen, selber kochen: Zum 75. Geburtstag gewährt Gerhard Schröder zusammen mit seiner Frau Einblicke ins gemeinsame Leben.

Zu seinem 75. Geburtstag hat Altkanzler Gerhard Schröder wieder einmal Schlagzeilen gemacht – allerdings ging es diesmal weniger um hohe Politik als um sein Privatleben. Der dritte sozialdemokratische Regierungschef in der Geschichte der Bundesrepublik und seine koreanische Frau Soyeon Schröder-Kim (48) hatten vor dem Festtag Sonntag Journalisten von „Spiegel“ und „Bild am Sonntag“ (BamS) zum Reden, Golfen und Kaffeetrinken eingeladen. Dabei gaben sie Auskunft über die Dynamik ihrer Ehe, ihren Umgang mit Tratsch und neue gemeinsame Beschäftigungen wie koreanisch Kochen.

Sieben Jahre lang war Schröder Kanzler, der bislang letzte der SPD. Mit seiner rot-grünen Regierung setze der Aufsteiger aus kleinen Verhältnissen die Sozialreformen der Agenda 2010 gegen erheblichen Widerstände durch und verweigerte trotz massiven Drucks aus den USA eine Teilnahme Deutschlands am Irakkrieg.

Seine sozialdemokratischen Vorgänger Willy Brandt und Helmut Schmidt arbeiteten auch nach dem Ende ihrer Amtszeit weiter hart an ihrem politischen Lebenswerk, Brandt als SPD-Chef und Vorsitzender der Nord-Süd-Kommission, Schmidt als Autor und Herausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“.

Schröder scheint ein ähnlicher politischer Ehrgeiz nicht umzutreiben, wenn man seinen Auskünften und denen seiner Frau glaubt. Stattdessen hat er Golf gelernt, spielt zwei- bis dreimal die Woche. Zudem hat er mit seiner fünften Frau einen deutsch-koreanischen Kochkurs geschenkt bekommen. „Unsere Spezialität ist eine Brühe aus Anchovis, Algen, Rettich und Knoblauch“, berichtete Soyeon Schröder-Kim. „Mein Mann wäscht und schneidet dafür dann das Gemüse: Blumenkohl, Möhren, Frühlingszwiebeln und Zucchini.“

Höchstens zwei Gläser Wein

Die Übersetzerin und Wirtschaftsberaterin hat als Bedingung für die Hochzeit von Schröder eine Garantie verlangt, die wohl nicht völlig ernst gemeint war: „Mein Mann musste mir mindestens 30 gemeinsame Jahre Leben garantieren.“ 74 war der Politiker, als sie im vergangenen Jahr heirateten; Kim-Schröders Lebensziel für ihren Mann lautet somit 104.

Als lebensverlängernden Schritt empfahl sie ihm, auf Alkohol zu verzichten. Das sei „unrealistisch“, habe der entgegnet, wie sie nun freimütig wissen ließ. Sein Entgegenkommen: „Ich verspreche dir, ich trinke weniger. Ich trinke höchstens noch zwei Gläser Wein pro Tag.“

Es sei wohl „eine große Veränderung für sein Leben“ gewesen, glaubt Schröders Ehefrau, die sich notfalls mit weniger als 30 Ehejahren zufrieden geben will: „Mein ambitioniertes Ziel ist es, dass er als ältester noch lebender Bundeskanzler a.D. in die Geschichte eingeht. Vielleicht kommt er dann ins ,Guiness-Buch der Rekorde’?!“ Das Ehepaar hat auch einen Entsafter gekauft. Es gebe jeden Morgen Saft zum Frühstück, heißt es im „Spiegel“, ein Glas Grapefruit, Apfel-Karotte oder Zitronensaft für den Ex-Kanzler.

Austeilen gegen Nahles

Noch saurer als die Zitronenessenz aus der heimischen Saftpresse dürfte Schröder der Umgang der SPD mit seinem Erbe schmecken. Von Hartz IV, dem Kernstück seiner Sozialreformen, will sich Parteichefin Andrea Nahles im Namen der SPD lossagen. Nahles hatte früh gegen dessen Reformen gekämpft, Schröder als „Abrissbirne des Sozialstaats“ geschmäht.

Der schlug kürzlich wieder hart zurück, sprach ihr ökonomischen Sachverstand ab. Und scheute nicht davor zurück, mit dem Satz „Das sind Amateurfehler“ ihre womöglich größte Schwäche zum Thema zu machen: ihren Hang zu völlig überdrehten Auftritten und unglücklichen Formulierungen wie kürzlich wieder beim Karneval in Thüringen. In Nahles’ Glückwunschtext zum 75. kamen die Schröder’schen Sozialreformen denn auch nicht vor. „Wir gratulieren heute einem herausragenden Staatsmann und Sozialdemokraten“, schrieb sie.

"I did it my way" als Lieblingslied

Zur Wahrheit gehört auch, dass der Ex-Kanzler es seiner Partei auch sonst nicht leicht machte – durch seine Aufsichtsratsposten bei den russischen Firmen Nord Stream und Rosneft sowie durch sein Werben für seinen Freund und Präsidenten Wladimir Putin.

Wenn Kritik kam, hat Schröder meist nur das markante Kinn nach vorne geschoben und ist weiter marschiert. „Volles Risiko einzugehen, wenn er überzeugt ist“, sei Teil seines Charakters, meinte Soyeon Kim-Schröder nun und versicherte, fremde Urteile über ihr Leben berührten beide nicht: „Warum sollte uns die Meinung anderer interessieren?“ Schröders Lieblingslied stammt übrigens von Frank Sinatra. „I did it my way.“

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