Coronavirus in Italien: Weniger Tote und Neuinfektionen
Nur leicht zwar, aber sie sinken: Den zweiten Tag in Folge bleibt die Zahl der Toten und Neuinfizierten in Italien unter denen des Vortags.
Erstmals kann Italien nun schon an zwei aufeinanderfolgenden Tagen eine leichte Abnahme der Horrorzahlen durch das Coronavirus verzeichnen: Zwischen Sonntag- und Montagabend starben zwar weitere 602 Menschen - was immer noch deutlich mehr ist als jemals in China an einem Tag - und es wurden 3780 Neuinfizierte registriert.
Aber wie schon zwischen Samstag und Sonntag sanken beide Werte im Vergleich zum Vortag. Zwischen Samstag und Sonntag starben noch 651 Menschen, nachdem die 24-Stunden-Zahlen zuvor Tag um Tag höher lagen, am Samstag bei fast 800 Personen.
Der Chef des Zivilschutzes Angelo Borrelli, auf dessen Website die Zahlen täglich um 18 Uhr veröffentlicht werden, kommentierte die Zahl nicht. Der Leiter der nationalen Gesundheitsbehörde ISS (Istituto superiore di sanità), Silvio Brusaferro sagte aber, die laufende Woche werde "sehr bedeutsam für die weitere Entwicklung der epidemiologischen Kurven".
Arbeiter im Norden streiken, auch sie wollen Schutz
Am Tag eins des kompletten Shutdowns in Italien sah es gestern so aus, als könne es noch stiller werden im Land: In den Fabriken, die auch das jüngste Dekret der Regierung in Rom vom Wochenende nicht geschlossen hat, wird gestreikt. Die Beschäftigten in der Metallindustrie der Lombardei fordern, dass die Liste der Firmen kürzer wird, die weiter arbeiten dürfen – ihre eigenen zum Beispiel: „Wir meinen, dass die Lombardei schärfere Bestimmungen darüber braucht, wer noch produzieren darf“, sagte Marco Bentivogli von der Gewerkschaft Cisl.
Schon am Sonntag hatten die Gewerkschaften bei Premier Conte protestiert und ihm vorgeworfen, das am runden Tisch – auch mit ihnen – abgesprochene Dekret auf Druck des Unternehmerverbands Confindustria verändert zu haben. Die Lombardei ist das industrielle Herz des ganzen Landes und die Region mit den höchsten Ansteckungs- und Totenzahlen in ganz Italien.
An den Fließbändern Angst vor Ansteckung
Tatsächlich hatte Premier Conte in seiner Video-Botschaft in der Nacht zum Sonntag noch angekündigt, es würden alle Unternehmen, Büros und Fertigungen dichtgemacht, die nicht nötig seien, um die Grundversorgung – Lebensmittel, Medikamente, Post- und Bankenservice – zu decken.
Auf der Liste der Ausnahmen, die am Sonntag bekannt wurde, standen dann aber auch die gesamte Chemiebranche, die Produktion von Reifen, Plastik, Stoffen – Kleidung ausgenommen -, und Autowerkstätten. Zudem haben die Firmen, wie von Verbandschef Vincenzo Boccia gefordert, mit dem Absperren der Werkstore nun Zeit bis Mittwoch, falls laufende Produktion dies noch erfordert.
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Das führte zu einem Aufschrei der Basis an den Fertigungsstraßen im Norden, die auch die Führungen der Gewerkschaften Cgil, Cisl und Uil unter Druck setzten. Alle drei erklärten am Sonntagabend ihre Bereitschaft zum Streik.
Es geht dabei nicht nur um die Gefahren, denen sie sowieso auf dem Arbeitsweg und am Band ausgesetzt sind, sondern auch darum, dass am Arbeitsplatz Schutzvorkehrungen getroffen werden. Weil sie sich von ihrer Unternehmensleitung nicht geschützt sahen, traten schon in der vergangenen Woche etwa die Beschäftigten des Hausgeräteherstellers Electrolux in Treviso in den Ausstand.
Zur Entwicklung der Epidemie in seinem Land hatte sich Zivilschutzchef Borrelli schon am Sonntag eher vorsichtig geäußert und vor voreiligen Schlüssen gewarnt.
Es wäre allerdings möglich, dass die Lage sich tatsächlich entspannen könnte: Einen Shutdown ähnlich wie er seit diesem Wochenende in Deutschland gilt, hat Italien bereits seit dem 9. März. Epidemiologen wiesen mehrfach darauf hin, dass sich die Auswirkungen dieser Einschränkungen erst nach etwa zwei Wochen in den Ansteckungszahlen bemerkbar machen.