Klimawandel: Weltweiter CO2-Ausstoß sinkt
Der deutsche Treibhausgasausstoß dagegen stieg 2015 wieder an. Internationale Energieagentur erklärt die globale Stagnation mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und geringerem Kohleeinsatz in China und den USA.
Im noch jungen Jahr 2016 sind die Klima-Nachrichten schon durchweg alarmierend: zwei Hitzerekorde in den ersten zwei Monaten des Jahres und der höchste Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre seit mehreren hunderttausend Jahren. Umso erleichterter ist der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, dass er auch einmal gute Nachrichten zu bieten hat: Am Mittwoch teilte die IEA mit, dass der globale Ausstoß von energiebedingtem Kohlendioxid (CO2) 2015 zum zweiten Mal in Folge nicht gestiegen ist.
Nach den vorläufigen Zahlen lag der globale CO2-Ausstoß im vergangenen Jahr bei 32,1 Milliarden Tonnen. 2014 waren es 32,3 Milliarden Tonnen gewesen, und 2013 lag der globale CO2-Ausstoß auf dem gleichen Niveau. „Die neuen Zahlen bestätigen die guten, wenn auch überraschenden Nachrichten vom vergangenen Jahr: Seit zwei Jahren haben sich die Treibhausgasemissionen vom Wirtschaftswachstum entkoppelt“, kommentierte Birol.
Treibhausgasausstoß hat sich vom Wirtschaftswachstum entkoppelt
Seit 40 Jahren legt die IEA die Daten zu CO2-Emissionen vor. Bisher kannten diese – unterbrochen lediglich von drei Wirtschaftskrisen – nur eine Richtung: nach oben. Je mehr die Weltwirtschaft wuchs, desto mehr Treibhausgase wurden in der Atmosphäre eingelagert. Doch seit 2013 scheint es gelungen zu sein, dieses Grundgesetz der Ökonomie zu brechen. Die Weltwirtschaft wuchs 2014 nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) um 3,4 Prozent, 2015 waren es 3,1 Prozent. Aber die CO2-Emissionen wuchsen nicht mehr mit.
Damit ist eine Grundvoraussetzung dafür erreicht, dass der im Dezember 2015 geschlossene Pariser Klimavertrag tatsächlich umgesetzt werden kann. Allerdings reicht es dafür nicht, stagnierende Treibhausgasemissionen zu erreichen, sie müssen im Gegenteil dramatisch sinken.
Die IEA erklärt die stagnierenden Treibhausgasemissionen mit dem erneut gesunkenen Einsatz von Kohle in China und dem Umstieg der USA von Kohle auf Gas in der Stromerzeugung. In China sanken die Treibhausgasemissionen demnach um 1,5 Prozent, in den USA sogar um zwei Prozent.
Ein kalter Winter und mehr Braunkohle im Stromsystem
In Deutschland stiegen sie dagegen wieder an. Der Förderverein ökologische Steuerreform (Foes) hat im Auftrag der grünen Bundestagsfraktion den deutschen Treibhausgasausstoß 2015 abgeschätzt. Er lag demnach um zehn Millionen Tonnen über dem Niveau von 2014. Gründe waren vor allem ein kälterer Winter mit einem um 4,7 Prozent gestiegenen Gasbedarf und ein um ein Prozent erhöhter Einsatz von Braunkohle bei der Stromproduktion. Beim Diesel stieg der Verbrauch wohl wegen der niedrigen Preise um 3,7 Prozent und beim schweren Heizöl sogar um 21,1 Prozent. Im Februar war Joachim Nitsch, Autor der Leitstudien für das Umweltministerium, die Grundlage für den Ausbau der erneuerbaren Energien gewesen sind, in einem Gutachten für den Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) auf einen um etwa fünf Millionen Tonnen höheren CO2-Austoß gekommen. Am Donnerstag veröffentlichte das Umweltbundesamt (UBA) die vorläufigen offiziellen Zahlen für 2015. Demnach lagen die deutschen Treibhausgasemissionen um 5,7 Millionen Tonnen höher als 2014.
Erneuerbare Energien sparen Kohlendioxid
Dass die Treibhausgasemissionen global nicht mehr gestiegen sind, erklärt sich IEA-Chef Birol auch mit einem verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien. Die haben, nach Berechnungen von Joachim Nitsch auch in Deutschland etwa zwei Drittel der Treibhausgasminderungen erbracht. Die Europäische Umweltagentur (EEA) veröffentlichte ebenfalls am Mittwoch eine Studie, die diese These auch für die gesamte EU stützt. Demnach stieg der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch 2015 auf 15,2 Prozent. Allerdings war die Steigerung im Vergleich zu 2014 gering, als er bereits 15 Prozent erreicht hatte. Allerdings macht sich Birol Sorgen, dass die niedrigen Öl- und Gaspreise die Dynamik des Umbaus der Energiesysteme ausbremsen könnte.
Das Öko-Institut weist in einer aktuellen Studie über den Einfluss des Ausbaus der Windenergie an Land auf die Ökostromumlage im Auftrag der baden-württembergischen Landesregierung nach, dass Deutschland sein von der Europäischen Union vorgegebenes Ausbauziel für erneuerbare Energien 2020 wohl verfehlen wird, wenn die Ausbaugeschwindigkeit nicht erhöht wird. Denn sowohl im Wärmemarkt als auch im Verkehr ist der Anteil erneuerbarer Energien seit Jahren nicht mehr gestiegen.