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Neuseeland, Christchurch: Trauernde tragen die Leichen von zwei Opfern des rassistisch motivierten Attentats im Rahmen ihrer Beerdigung.
© Mark Baker/dpa

Anschlag in Neuseeland: Weiterer Mann wegen Verbreitung von Tat-Video angeklagt

Neuseelands Behörden bekämpfen die Verbreitung des Videos von dem Anschlag in Christchurch. Die ersten Opfer des Angriffs wurden beigesetzt.

Fünf Tage nach dem Anschlag auf zwei Moscheen in Neuseeland ist ein weiterer Mann in Untersuchungshaft gekommen, der das Anschlagsvideo verbreitet haben soll. Der 44-jährige Philip Arps wurde nach Polizeiangaben am Dienstag festgenommen und wegen der Verbreitung unzulässigen Materials in zwei Anklagepunkten beschuldigt. Der Mann soll am 15. April erneut vor Gericht erscheinen.

Neben dem mutmaßlichen Täter – ein 28 Jahre alter Rechtsextremist – ist bereits ein Teenager festgenommen worden, der das Video des Anschlags im Internet verbreitet haben soll. Die Ermittler gehen nicht davon aus, dass der 18-Jährige direkt in die Anschläge verwickelt war.

Unterdessen sind am Mittwoch die ersten Todesopfer beigesetzt worden. Dabei handelte es sich um einen Vater und seinen Sohn, die erst vor wenigen Monaten als Flüchtlinge aus Syrien nach Christchurch gekommen waren. Am Freitag will das ganze Land mit zwei Schweigeminuten der insgesamt 50 Todesopfer gedenken.

Die beiden Syrer wurden auf einem Friedhof beigesetzt, der sich nur einen Kilometer entfernt von einer der beiden Moscheen befindet. Im Islam ist es eigentlich üblich, Tote innerhalb von 24 Stunden zu beerdigen. Wegen der kriminaltechnischen Ermittlungen müssen die Familien auf die Freigabe der Leichen jedoch viel länger warten als üblich.

Premierministerin Jacinda Ardern bat die Hinterbliebenen um weitere Geduld. „Ich weiß, wie schwierig und frustrierend langsam das aus Sicht der Familien ist“, sagte sie bei einem weiteren Besuch in Christchurch. Bis Mittwochabend (Ortszeit) wurden erst 30 der Toten freigegeben. Noch 29 Verletzte wurden in verschiedenen Krankenhäusern behandelt. Unter den acht Menschen, die noch in „kritischem Zustand“ sind, ist auch ein vierjähriges Mädchen.

Erdogan sorgt für diplomatischen Ärger

Eine Woche nach der Tat will Neuseeland am Freitag zwei Schweigeminuten einlegen. Zur Tatzeit soll das ganze Land stillstehen. Ardern kündigte auch an, dass es zu einem späteren Zeitpunkt in Christchurch eine nationale Trauerfeier geben soll. Für die Hinterbliebenen sind inzwischen mehr als fünf Millionen Euro auf einem Spendenkonto eingegangen.

Unterdessen gibt es infolge des Anschlags auch diplomatischen Streit. Australien bestellte am Mittwoch wegen Bemerkungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan den türkischen Botschafter ein. Der konservative Premierminister Scott Morrison warf Erdogan vor, im Ersten Weltkrieg gefallene australische und neuseeländische Soldaten „hochgradig beleidigt“ zu haben. Morrison weigerte sich auch, eine Entschuldigung anzunehmen. Ardern ging zunächst nicht näher auf die Äußerungen ein.

Erdogan hatte bei einem Auftritt vor den türkischen Kommunalwahlen Ende März den Anschlag als Angriff auf den Islam und auch auf die Türkei verurteilt. Zugleich warnte er, dass Australier mit antimuslimischer Gesinnung das gleiche Schicksal erleiden könnten wie Soldaten, die im Ersten Weltkrieg gegen das Osmanische Reich gekämpft hatten. Erdogan verlangte zudem die Todesstrafe für den Täter. Er fügte hinzu. „Wenn Neuseeland ihn nicht zur Rechenschaft zieht, werden wir dies tun – auf die eine andere Weise.“ (AFP, dpa)

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