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Theresa May, britische Premierministerin.
© REUTERS

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Teppiche einrollen, Trump danken und Wetten ablehnen - Josef Joffe zu Fragen dieser Zeit.

Der große Sultan Recep Tayyip Erdogan ist in Deutschland ein- und ausgeschwebt. Was bleibt – außer dem roten Teppich?

Eine türkische Wirtschaft, die Erdogan in den Abgrund treibt, weil Despoten immer glauben, die Gesetze der Ökonomie aushebeln zu können. Inzwischen scheint er doch die desaströse Lage erkannt zu haben und gab in Berlin den Bittsteller statt den Berserker. Beide Seiten brauchen einander. Ankara will Wirtschaftshilfe, und Berlin braucht Erdogan als Grenzwächter, der den Flüchtlingsstrom zurückstaut. Dsitzt an einem etwas längeren Hebel. Derzeit hat es die strauchelnde Kanzlerin etwas leichter mit Erdogan als mit ihren Parteifreunden und SPD-Koalitionären.

Donald Trump erfuhr, wie er jetzt sagt, rein zufällig von der Lage im syrischen Idlib, wo drei Millionen eingekesselt sind und einen mörderischen Angriff fürchten. Wie bitte?

Man muss das Zitat bis zum Schluss lesen, wo Trump verkündet, er habe seinen Leuten befohlen: „Lasst das nicht zu.“ Und: „Millionen von Menschen wurden gerettet.“ Gerettet sind sie noch nicht, aber Amerika verstärkt den Druck auf Syrien und Russland. Die Türkei will weitere Flüchtlingsströme verhindern und positioniert sich gegen Moskau. Außerdem wird die Eroberung der Provinz nicht einfach sein, besitzen doch die Rebellen Flugabwehr und panzerbrechende Waffen. Deshalb läuft die Offensive noch nicht. Trump hat zumindest Zeit zum Verhandeln erkauft.

Kein Exit vom Brexit, aber auch kein ordentlicher Entrance in Sicht. Würde WmdW noch auf eine Einigung über den EU-Austritt wetten?

WmdW würde Zuflucht bei jenem bayerischen Schlitzohr suchen, der dem Richter sagte: „Also schwören tät i schon, aber wetten tät i net.“ Demnach würde WmdW schwören, dass UK und EU schlussendlich einen Deal zimmern werden, weil ein „harter“ Brexit beiden Seiten unkalkulierbaren Schaden zufügen wird. Anderseits bewegt sich die EU nicht, derweil Mrs. May im Schraubstock steckt. Ihre Partei fällt ihr ständig in den Rücken, und die Labour-Opposition zieht ein listiges Spiel auf. Kein Ja, kein Nein. Sie will nicht, was May will. Wenn es einen Deal gibt, dann erst in letzter Minute.

Ein noch nicht letztes Wort zu Brett Kavanaugh...

Der Rechtsausschuss des Senats hat dessen Nominierung für das Oberste Gericht abgesegnet und der ganzen Kammer zugeleitet, wo die Republikaner eine winzige Mehrheit von 51 zu 49 haben. Zurzeit steht es 1:0 für Trump. Aber das Spiel um die konservative Mehrheit im Supreme Court ist noch nicht zu Ende. Es müssen nur zwei republikanische Senatoren abspringen, und K. ist erledigt. Es ist unmöglich vorauszusagen, ob die Parteidisziplin obsiegt oder die Angst vor den Wählerinnen am Wahltag des 6.Novembers.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“. Fragen: ari

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