Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum: Was bisher aus München bekannt ist
Die Bluttat von München war die Tat eines Amokläufers. Am Freitag hatte der 18-jährige David S. neun Menschen erschossen und sich danach selbst gerichtet. Der Ermittlungsstand im Überblick.
Was ist geschehen
Am Freitag hatte David S., ein 18-jähriger Deutsch-Iraner, am Olympia-Einkaufszentrum im Nordwesten Münchens neun Menschen erschossen und dann sich selbst. Der Notruf erreichte die Polizei gegen 17.40 Uhr. Der Täter begann die Schießerei in einem McDonalds in der Nähe des Einkaufszentrums und zog dann die Hanauer Straße entlang in das Einkaufszentrum weiter. Immer wieder erreichte die Polizei Meldungen über weitere Schüsse in der Stadt. Keine davon konnte bestätigt werden. Zwischenzeitlich sprach ein Sprecher der Polizei einer "akuten Terrorlage".
Nach der Bluttat habe eine Zivilstreife auf den 18-Jährigen geschossen, jedoch nicht getroffen, wie die Obduktion ergab. Die Polizei hatte die Leiche des Mannes bereits gegen 20.30 Uhr in der Nähe des Einkaufszentrums gefunden. Zunächst hatte er wohl fliehen können.
Stundenlang konnte nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei der Tat womöglich um einen terroristischen Anschlag handelt. Unklar war auch, ob es sich um einen Einzeltäter handelte oder mehrere Täter. Entstanden war er, weil drei Personen mit einem Auto schnell vom Tatort gefahren seien. Doch das habe man überprüfen können und diese drei Personen hätten nichts mit dem Fall zu tun gehabt. Nun ist bekannt, dass die Schießerei die Tat von David S. ist. Es seien 58 Hülsen gefunden worden - 57 konnten der Waffe des Täters zugeordnet werden, eine stammt aus der Pistole des Polizisten. "Wir können damit definitiv Mittäter ausschließen", so die Ermittler. Eine Verbindung zur Terrormiliz "Islamischer Staat" oder ein religiöses Motiv schließt die Polizei aus.
Bei der Waffe handelte es sich um eine 9mm der Marke Glock 17. Diese habe David S. offenbar illegal besessen, da die Seriennummer der Waffe ausgefeilt war, sagte der Präsident des bayerischen Landeskriminalamts, Robert Heimberger. Eine Erlaubnis für die Waffe besaß der Täter nicht. Auf dem PC von David S. wurde ein Chatverlauf entdeckt, aus dem hervorginge, dass sich der 18-Jährige die Waffe im Darknet besorgt hat.
Sicherheitskreise vermuten, David S. könnte sich die halbautomatische Pistole vom Typ Glock 17 in Tschechien beschafft haben. Dort gebe es in der Nähe der Grenze zu Deutschland auf den basarartigen "Asia-Märkten" neben Billigtextilien, Kosmetika und unverzollten Zigaretten auch Waffen und andere gefährliche Gegenstände zu kaufen, hieß es. Die Asia-Märkte werden von vietnamesischen und chinesischen Händlern betrieben, die tschechischen Behörden kontrollieren eher lasch. Das bereitet den deutschen Sicherheitsbehörden Sorgen. Als Beispiel für die Gefahren wird der Fall der rechtsextremen Terrorgruppe "Oldschool Society" genannt. Die Neonazis hatten sich auf einem Asia-Markt in Tschechien mit hochexplosiven Böllern eingedeckt, deren Verkauf in Deutschland verboten ist. Mehrere Böller hatten eine Sprengkraft von 30 Gramm TNT. Die Rechtsextremisten wollten damit Bomben bauen, um Flüchtlingsheime und Moscheen anzugreifen. Im Mai 2015 hob die Polizei die "Oldschool Society" aus. Vier führende Mitglieder, darunter eine Frau, müssen sich seit April vor dem Oberlandesgericht München verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft den Angeklagten die Bildung einer terroristischen Vereinigung vor.
Im Magazin der Schusswaffe habe sich noch Munition befunden. Im Rucksack des Täters wurden weitere 300 Schuss sichergestellt.
Hinweise, wonach David S. über einen gehackten Facebook-Account in ein Schnellrestaurant vor dem Einkaufszentrum eingeladen hatte, wurde dementiert. Vielmehr habe sich David S. einen Fake-Account angelegt und Fotos eines bereits existierenden Facebook-Accounts übernommen. Darüber habe er in des Schnellrestaurant eingeladen und versprochen, er werde spendieren, was gewollt sei, solange es nicht zu teuer sei.
Was über den Täter bekannt ist
Der 18-jährige Deutsch-Iraner ist in München geboren und aufgewachsen. Das teilte Polizeipräsident Hubertus Andrä am Samstag mit. Man habe am Samstagmorgen das Zimmer des Schülers in der elterlichen Wohnung im Stadtteil Maxvorstadt durchsucht. Dort seien Zeitungsartikel und Bücher gefunden worden, die sich mit dem Thema Amoklauf beschäftigen. Die Tat habe David S. seit vergangenem Sommer geplant. Die Ermittler fanden ein Manifest, in dem sich David S. mit seiner Tat befasst hat. Auf seiner Digitalkamera fanden die Ermittler außerdem Fotos von Winnenden aus dem vergangenen Jahr.
Die Staatsanwaltschaft geht nicht von einer "politischen Motivation" des Täters aus. Auch Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund oder einen Bezug zur Terrormiliz "Islamischer Staat" gebe es nicht. Es handele sich um einen "klassischen Amoktäter", sagte Thomas Steinkraus-Koch von der Staatsanwaltschaft München I. Zudem sei EDV-Material sichergestellt worden, so Andrä.
Laut Andrä liege ein "Bezug zu Breivik auf der Hand". Der Amoklauf von München geschah am fünften Jahrestag des Massenmords des Rechtsextremisten Anders Breivik in Norwegen, der am 22. Juli 2011 in Oslo und auf der Insel Utoya 77 Menschen tötete.
Der Polizei war der Täter bislang noch nicht aufgefallen. Jedoch habe er sich in psychiatrischer Behandlung befunden. Im Zimmer des 18-Jährigen wurden Medikamente und ärztliche Dokumente gefunden, die auf eine Angststörung hindeuten. Auch sei David S. bereits in ambulanter und stationärer Behandlung befunden haben.
Zehn Tote und 35 Verletzte
Insgesamt kamen zehn Menschen ums Leben, darunter David S. selbst. Unter den Opfern befänden sich drei 14-Jährige, zwei 15-Jährige, je ein 17-, 19- und 20-Jähriger sowie eine 45-Jährige. Unter den neun Todesopfern seien drei Frauen gewesen. Alle Getöteten stammten nach Angaben Andräs aus München und Umgebung.
Drei Menschen schweben noch immer in Lebensgefahr, wie ein Sprecher des Landeskriminalamtes am Sonntag in München mitteilte. Insgesamt waren bei dem Amoklauf und bei panikartigen Szenen im Zentrum der bayerischen Landeshauptstadt 35 Menschen verletzt worden.
2300 Beamte waren im Einsatz
Für mehrere Stunden waren Teile Münchens abgesperrt. Der öffentliche Nahverkehr war bis 1.30 Uhr eingestellt. Rund 2300 Beamte waren laut Polizei am Freitagabend im Einsatz, darunter Beamten der Antiterroreinheit GSG9, zahlreiche Beamte aus ganz Bayern und den angrenzenden Bundesländern sowie die österreichische Cobra. Am Samstag waren noch etwa 800 Beamte im Einsatz.
Anteilnahme aus der ganzen Welt
Deutsche und ausländische Politiker haben den Familien der Opfern und den Betroffenen ihr Beileid ausgesprochen. "Wir alle trauern mit schweren Herzen um die, die nie mehr zu ihren Familien zurückkehren werden", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bundespräsident Joachim Gauck sprach von einem "mörderischen Angriff", Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer von einem "schweren Schicksalsschlag für alle in ganz Bayern". (mit dpa, AFP, Reuters)
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